Schwimmen in der Nacht

Ignoranz.»
    Ich setzte mich neben ihn auf den Vorleger und ging seine Auswahl durch: Cole Porter, George Gershwin, Artie Shaw, Glenn Miller, Ella Fitzgerald.
    Â«Du wirst sie lieben, diese Musiker», sagte er. «Und wenn du sie einmal in dein Herz geschlossen hast, wirst du sie nie wieder verlassen wollen, und sie, mein Liebling, werden dich auch nie verlassen.»
    Ich sah ihn an.
    Â«Wie hast du dich entschieden? Wegen deinem Chef, meine ich.»
    Â«Ich habe gesagt, was er hören wollte.»
    Â«Das ist aber nicht das, was Cordelia getan hat.»
    Â«Stimmt.» Er nahm eine Platte aus ihrer Hülle und hielt sie gegen das Licht, um sie auf Kratzer zu untersuchen; meinem Blick wich er aus. «Wie auch immer, ich werde auch weiterhin auf meine Art und Weise unterrichten. Ich habe nicht aufgegeben, meine Prinzessin. Ich gehe nur zeitlebens in den Untergrund.»
    Â«Dann hat Cordelia also das Falsche getan?»
    Â«Ganz und gar nicht. Aber manche behaupten, es wäre dumm von ihr gewesen, und sie hätte vielleicht nicht so dreist aufbegehren sollen.» Er richtete sich auf und streckte die Brust raus. «Genau genommen habe ich den Rat deiner Mutter befolgt.»
    Â«Was erzählst du da?» Mutter stand in der Zimmertür.«Vergiss nicht, dich umzuziehen», sagte sie lächelnd zu mir. Sie lehnte in ihrem weißen gesteppten Morgenmantel im Türrahmen. «Wie wäre es mit deinem blauen Kleid?» Peter kam rein und überprüfte an den Boxen noch mal die Kabelanschlüsse, bevor er die Kabel dann auf dem Boden zu zwei akkuraten Haufen aufrollte.
    Es klingelte an der Tür. Dora trug wiegend ein gelbes Blumenbukett ins Wohnzimmer. «Hinreißend!», schrie Mutter. «Sie passen ganz wunderbar zu meinem Kleid.» Sie beugte sich über die Blumen und atmete ihren Duft ein. Ich auch.
    Es klingelte an der Hintertür, und eine Dreiergruppe Damen vom Catering kam mit Platten und Auflaufformen für das Buffet am Abend herein. Auf der Arbeitsplatte in der Küche reihten sie Tabletts mit gefüllten Champignons, Crackern, Käse, Sauerrahmdip, Hähnchenflügeln und Teigtaschen mit Käsefüllung aneinander. Das Hauptgericht war eine Penne mit Lobster und Meeresfrüchten.
    Im Laufe des Tages rückte die Sonne dem Haus immer mehr auf den Leib. Es heizte sich auf. Vater brüllte: «Peter! Ventilatoren! Hol die Ventilatoren von unten.»
    Käse und Obstplatten zierten die Tische im Herrenzimmer, ebenso kleine Vasen mit Mutters Rosen. Einer der Spieltische im Wohnzimmer war mit all den Flaschen Wodka, Scotch, Whiskey und Eiswürfeleimern zu einer zusätzlichen Bar umfunktioniert worden. Das Bier lagerte in Kühlboxen im Keller. Auf den Beistelltischen standen schön angeordnet Weinflaschen neben frisch polierten Gläsern. Der Geruch von ausgedrückten Limetten, Oliven und dem im Ofen brutzelnden Hors d’œuvrewar berauschend. Im Erdgeschoss war jeder Quadratzentimeter begutachtet und von jeglichem Staub befreit worden. Peter holte Standventilatoren und solche, die man ins Fenster stellen konnte. Es versetzte uns alle in eine lockere, wenn auch wachsame Stimmung. Ich stellte einen Briefbeschwerer auf einen Stapel Servietten, damit sie nicht davongeweht wurden.
    Bevor ich in einen rosafarbenen Rock und eine passende Bluse schlüpfte, rasierte ich mir die Beine, dazu trug ich weiße Sandalen. Peter zog seine neueste Uniform an: eine Latzhose mit Schlag und ein rotes Halstuch. Mutter war nicht begeistert, wandte sich aber anderen Dingen zu.
    Als sich die Sonne senkte und am Himmel farbenfrohe Streifen zeichnete, stieß Vater schwungvoll die Haustür auf und ließ sie geöffnet.
    Â«Los geht’s! Da kommen die ersten Gäste!»
    Ich stand am Fuß der mit Teppich überzogenen Treppe und begrüßte die eintreffenden Erwachsenen.
    Â«Hallo Sarah. Wie schön du aussiehst. Schon so erwachsen. Wie alt bist du jetzt?»
    Â«Fünfzehn.»
    Als wäre unser Haus die Arche Noah, strömten sie in Paaren durch die Tür. Mit der ihr eigenen Systematik flitzte Dora mit dekorativen Handtaschen und Schals davon, die sie für den Abend in ihrem Zimmer unterbrachte. Nachdem sie ihnen beteuert hatte, dass ihre Wertsachen in sicheren Händen seien, gingen die Gäste in Richtung Wohnzimmer. Die Männer machten sich aufgedreht auf den Weg an die Bar im Herrenzimmer, rissen Witze und klopften einander auf die