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Schwimmen in der Nacht

Schwimmen in der Nacht

Titel: Schwimmen in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Keener
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lehmigen Sand zur Seite, um das Unkraut aufzudecken. Weil ich nichts zerstören wollte, trat ich nur ganz vorsichtig auf den Rand.
    Â«Es ist die Ausgewogenheit zwischen all diesen Dingen», sagte sie. «Erde, Licht und Wärme in der richtigen Dosis.»
    Ich versuchte, eine grüne Pflanze rauszurupfen und schüttelte die Erde vom Wurzelballen.
    Â«Oh, das ist kein Unkraut. Das ist eine junge Rose. Na was soll’s. Wirf sie auf den Haufen dort.» Sie zeigte auf einen Berg Grünzeug. Der Geruch von ihrem Drink, einem Glas Scotch, das sie in eine Erdkuhle gestellt hatte, wehte über das Rosenbeet. «Schau mal, das hier, das ist Unkraut.» Sie hielt eine hochgeschossene grüne Pflanze in die Luft. «Man muss es langsam rausziehen. Wenn es abreißt, bekommt man die Wurzeln nicht heraus, und dann wächst es gleich nach und überwuchert hier alles. Und das wollen wir ja nicht.»
    Drinnen im Haus schrieb Mutter Listen. Sie saß amKüchentisch, befreit von ihren Nackenschmerzen, obwohl sie vorsorglich immer noch jeden Morgen Tabletten nahm.
    Â«Man darf den Schmerz gar nicht erst wieder aufflackern lassen», sagte sie.
    Sie zählte namentlich Paare aus der Nachbarschaft auf, die sie einladen wollte, den Country Club und Lehrer von Vaters Schule, was Dora, die Silber polierte, von Minute zu Minute wichtiger werden ließ. Auf der Arbeitsplatte standen glitzernde Silbertabletts.
    Vater schleppte zwei Pokertische aus dem Keller nach oben und stellt einen im Wohnzimmer neben das Klavier, den anderen vor die Erkerfenster ins Herrenzimmer. Dora hüllte beide in weiße Tischtücher, die Tischbeine unter Leinenstoff versteckt, dessen Saum den Boden berührte. Ich legte das Tafelsilber in Körbe, die mit Stoffservietten ausgelegt waren. Elliot saß auf der Küchenarbeitsplatte und malte Hunde und Katzen.
    Robert hatte sich wie üblich zum Lesen auf sein Zimmer zurückgezogen. Er war kein Freund großer Menschenmengen. Sie machten ihn unruhig. Das Stimmengewirr bereitete ihm Kopfschmerzen. Peter tat so, als wäre die Veranstaltung ein Theaterstück und er der Inspizient. Er wanderte zwischen den Räumen hin und her, schloss in aller Ruhe zusätzliche Lautsprecher an und testete sie dann von Vaters Arbeitszimmer aus.
    Neugierig, aber unsicher, was mich da erwartete, bereitete ich mich auf den Ansturm Erwachsener vor und bewegte mich eher am Rand des Geschehens. Das ganze Party-Essen fand ich herrlich; und so knabberte ich gesalzene Erdnüsse von einem Teller voller Naschereien, derauf dem Klavier stand. Danach schnappte ich mir ein Stück Käse aus der Küche und einen Klecks Zwiebeldip.
    Â«Willst du was malen?», fragte mich Elliot. Er gab mir einen Buntstift, und ich zeichnete eine Gitarre spielende Katze, bis Vater mich zu sich ins Arbeitszimmer rief.
    Â«Sarah, sieh dir das hier mal an.»
    Nacheinander hielt er mir alle möglichen Musikalben vor die Nase, die er für die Party nehmen wollte. Ich stapelte sie auf dem Boden. Sein Arbeitszimmer war eine Höhle voller Papierberge und Bücher, die Regale quollen über, und dann stand da noch ein alter zerschrammter und zerkratzten Mahagonisekretär mit Rollklappe, den er auf einem Hinterhofflohmarkt erstanden hatte. «Kauf dir einen neuen», sagte Mutter immer, wenn er sich über die klemmenden Schubladen beschwerte. Seine Royal Schreibmaschine auf dem Metallständer verströmte einen metallischen und tintigen Geruch. Wenn er den Unterricht oder eine Prüfung vorbereitete, tippte er mit zwei Fingern darauf herum, dann klickten die Tasten aufgeregt. Weit oben auf einem Regal neben dem Fenster wurde auch noch eine Stereoanlage aufgebaut.
    Â«Musik ist das A und O einer Party. Ohne sie ist alles nichts.» Er schaute zur Decke, um über seine Worte nachzudenken, und setzte noch mal an. «Musik ist für eine Party wie die Dunkelheit für die Nacht. Die Party ist die Musik. ‹Bist du das Blatt --›», zitierte er fragend seinen Lieblingslyriker Yeats.
    Â«Okay, Dad. Ich hab’s verstanden.»
    Ich war nicht in der Stimmung für dogmatische Thesen.
    Â«Wie kannst du sagen, du hättest es verstanden? Ich war noch gar nicht fertig, woher willst du wissen, was ich meine? Bist du die Tänzerin oder der Tanz?»
    Ich zuckte mit den Achseln. «Keine Ahnung.»
    Â«Gut, du weißt es also nicht. Meine besten Studenten, Prinzessin, stehen zu ihrer

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