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Schwimmen in der Nacht

Schwimmen in der Nacht

Titel: Schwimmen in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Keener
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entdeckte Margaret, die sich in der dunkelstenEcke der Cafeteria mit einem blonden Jungen unterhielt. Ich winkte ihr zu, und sie winkte mit einem Finger zurück, mit dem sie mich zu sich lockte.
    Â«Bin gleich wieder da», sagte ich zu Sophie.
    Ich ging rüber zu Margaret.
    Â«Wollt ihr den Tisch haben?», fragte sie. «Wir gehen raus, eine rauchen.»
    Der Junge drehte sich um und sah mich an. Er hatte wunderschöne, violettblaue Augen, sehr hell und konzentriert.
    Â«Das ist Anthony Parelli», sagte Margaret. «Mein Cousin.»
    Anthony nickte. Die dunkelblonden Haare fielen ihm ins Gesicht.
    Â«Sarah sitzt bei Mr Giles neben mir, Anwesenheitskontrolle, weißt schon», erklärte sie ihm.
    Â«Du hast schöne Beine», sagte er.
    Ich trat einen Schritt zurück.
    Â«Lass dich nicht von ihm ärgern», sagte Margaret.
    Â«Er hat mich nicht geärgert.»
    Â«Sarah, wie heißt du mit Nachnamen?», fragte er.
    Â«Kunitz.»
    Â«Bist du Jüdin?»
    Â«Halt die Klappe, Tony», sagte Margaret.
    Â«Ja, ich bin Jüdin. Warum?»
    Â«Ich mag jüdische Mädchen», sagte er lächelnd.
    Ich schüttelte den Kopf und schaute Margaret an.
    Â«Lass dich nicht von ihm ärgern», sagte sie noch einmal und zog den Reißverschluss ihrer Tasche zu.
    Â«Mach ich nicht», sagte ich und schaute ihn an.
    Anthony lächelte, und ich ging zurück zu Sophie undstellte mich zu ihr in die Essensschlange. Lange, mit rosafarbenen Wachsdecken überzogene Tische wurden von merklich unterschiedlichen Gruppen besetzt. Es war leicht, Cliquen anhand ihres Dresscodes zu identifizieren. Juden trugen Pullover und Anstecker. Irische Katholiken und Italiener trugen schwarz. Jede der Gruppen blieb unter sich. Margaret war eine Ausnahme. Ihr schien es egal zu sein. Ich zahlte mein Mittagessen und ging zurück zu Margarets Ecktisch, obwohl sie nicht mehr da war. Anthony und sie hatten die Folie von einer Zigarettenschachtel auf dem Tisch liegen lassen. Sophie setzte sich mir gegenüber. Wir probierten beide eine Gabel voll Spaghetti.
    Â«Nicht besonders gut, oder?», sagte Sophie kauend.
    Am anderen Ende des Saals brach zwischen zwei italienischen Mädchen ein Kampf aus. Mehrere Jungen sprangen von ihren Sitzen auf und rannten hin, um sich im Kreis um die Kämpfenden zu stellen. Fast genauso schnell tauchte Mr Bingham auf, der zwei Jungen an ihren Hemdkragen wegzerrte. Eine Lehrerin führte die beiden Mädchen nach draußen. Die Mädchen hatten wie Margaret dunkle Röcke und transparente Strümpfe an.
    Â«Abgefahren», sagte Sophie. «Wer sind die beiden?»
    Â«Keine Ahnung. Komm, wir gehen raus», sagte ich.
    Der Schulhof war ein eingezäunter Parkplatz mit den verblichenen Bodenmarkierungen eines Basketballplatzes. Wir gingen zu einer ruhigen Stelle bei den Lehrerautos. Sophie hielt sich am Türgriff eines roten Saabs fest und stellte ihre Füße mit den Fersen aneinander, die Fußspitzen nach außen. Sie nahm zweimal pro Woche Tanzunterricht.
    Â«Das ist die erste Position, die Grundhaltung für ein
Plié.»
Dann streckte sie das rechte Bein seitlich aus und tippte immer wieder kontrolliert und gezielt mit der Fußspitze auf den Boden, anschließend machte sie einen Knicks. Dieselbe Bewegung wiederholte sie mit dem anderen Bein. «Ich muss auf jeder Seite fünfundzwanzig machen.»
    Der Wind wehte leicht und einzelne Haarsträhnen schienen sich wieder schwebend aufzustellen. Ich hatte dickere Haare, die sich höchstens verfilzten, wenn der Wind sehr stark blies. Am anderen Ende des Platzes spielte eine Gruppe italienischer Jungen Basketball. Einer von ihnen war Anthony. Der Basketball flog in hohem Bogen in den hellen, blauen Himmel. Jemand rief, «Tony, schieß zu mir!»
    Anthony nahm einem anderen Jungen den Ball ab und lief gekonnt auf den Korb zu. Die glatten Haare flatterten ihm vor den Augen herum, als er dribbelte. Zwei weitere Jungen versuchten, ihm den Weg zu versperren, aber er sprang hoch und versenkte den Ball. Laute Rufe folgten. Er applaudierte sich selbst und überschaute den ganzen Schulhof, als er zu seinem Team zurückrannte. Er sah mich und nickte mir zu. Ich schaute weg.
    Â«Plié»,
sagte Sophie, machte einen Knicks und tippte wiederholt mit dem Fuß auf den Boden.
    Es klingelte zweimal, und alle machten sich zurück auf den Weg nach drinnen. Sophie ging neben mir die

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