Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwimmen in der Nacht

Schwimmen in der Nacht

Titel: Schwimmen in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Keener
Vom Netzwerk:
noch nicht fertig.»
    Â«Du vielleicht nicht, aber ich.» Peter ging hinter Mutters Platz vorbei zur Treppe und setzte den Fuß auf die erste Stufe.
    Â«Zurück!» Vater schnellte vom Stuhl hoch, stürmte Peter hinterher und packte ihn am Ellbogen. Peter riss sich los. Vater verlor fast das Gleichgewicht und stolperte rückwärts.
    Â«Fass mich nicht an», sagte Peter. Er startete einen erneuten Versuch, die Treppe hochzugehen, aber Vater stürzte los und zog an Peters Hemdzipfel.
    Â«Du hörst mir jetzt mal gut zu, junger Mann.»
    Â«Jetzt hörst du mir mal zu», schrie Peter. Er stieß Vater gegen den Brustkorb und Vater fiel auf den Teppich. Robert heulte und sauste vorbei an den Fäusten und Körpern nach oben. Er knallte die Tür hinter sich zu. Mutter schloss die Augen.
    Â«Lass mich in Ruhe, verdammt noch mal!», sagte Peter, der auf der Treppe stand. «Ich bin kein kleiner Junge mehr, hast du verstanden? Ich bin fast achtzehn.»
    Â«Geh. Geh schon», sagte Vater und wedelte schwach mit der Hand.
    Peters Brust hob sich. «Und ich muss auch nicht für deine Fehler geradestehen», fügte er noch hinzu. Dann drehte er sich um und ging die Treppe nach oben.
    Vater nickte mitleiderregend, sagte aber kein Wort. Langsam bewegte er sich zurück zu seinem Stuhl. Mutter schwieg. Elliot zupfte sich an den Händen. Ich sagte nichts, aber ich wusste, dass es von jetzt an anders werden würde. Peter hatte gewonnen. Ich fühlte mich seltsam vergnügt, jubelte Peter innerlich zu, von dem ich wusste, dass er sich jetzt schon die Ohrstöpsel eingesteckthatte und Musik aufsaugte, schon ganz weit oben und weg war.
    Am Tisch saß Vater, der schwach und verloren aussah. Ich starrte auf meinen Schoß, bis Vater die Gabel aufnahm und das Essen fortsetzte. Er nahm einen Bissen nach dem anderen und kaute endlos lange. Mutter leerte ihr Weinglas. Das Abendessen war dann zu Ende, wenn Vater den letzten Bissen hinuntergeschluckt, sich den Mund abgewischt, die Serviette zusammengeknüllt und sie auf den Tisch neben sein Messer gelegt hatte.
    Â«Ich bin fertig.»
    Â«Clarisse», rief Mutter.
    Clarisse kam herein und räumte die Teller ab.
    Â«Darf ich aufstehen?», fragte ich Mutter.
    Sie nickte.
    Â«Elliot, komm mit mir mit.» Ich sah meinen Bruder an. Er rutschte von seinem Stuhl und lief neben mir die Treppe rauf.
    Ich klopfte an Roberts Tür.
    Â«Lass mich in Ruhe.»
    Â«Wir bleiben nur eine Minute.»
    Ich machte die Tür auf. Er lag im Bett mit seinem Buch im Arm. Im Aquarium stiegen Blasen auf, die Münder der Fische gingen auf und zu, Flossen glitten hinter der Glasscheibe vorbei und tauchten hinter die Wasserpflanzen.
    Â«Kommst du mit hoch?» Ich schaute zur Decke und meinte Peters Zimmer.
    Â«Nein.» Er zerrte an seinem Kopfkissen. «Ich muss das Buch zu Ende lesen.»
    Elliot stellte sich nah vor das Aquarium. Er fuhr mit dem Finger langsam am Glas entlang.
    Â«Nimm deine Hände da weg!», blaffte Robert ihn an. «Das ist die Regel, falls du’s vergessen hast!»
    Â«Elliot tut den Fischen doch nichts.»
    Â«Du sollst das Glas nicht anfassen. Das macht den Fischen Angst. Geh da weg.»
    Er hielt sich die Ohren zu und fing laut an zu summen.
    Â«Okay, schscht!», sagte ich und berührte seinen Fuß.
    Mutter rief nach mir, ihre hohe Stimme drang durch die Tür. «Sarah! Was ist mit dem Klavier?
    Â» Ich holte tief Luft. «
    Ich komme.»
    Â«Robbie, ich habe dein Abendessen aufgehoben», rief Mutter. «Willst du es nicht?» «Nein. Ich habe keinen Hunger!»
    Â«Elliot!», rief Mutter zum dritten Mal. «Zeit für dich zu baden. Clarisse kommt gleich hoch und hilft dir.»
    Ich ging wieder nach unten. Der Esstisch war leer geräumt, und die Tischdecke, auf einer Seite zurückgeschlagen, sah wie unfreiwillig entblößt aus. Der Leuchter schien grell wie ein Suchscheinwerfer. Ich wandte den Kopf ab und ging ins Wohnzimmer. Dort wartete das Klavier, geduldig und ruhig. Ich ließ mich auf die Bank sinken und inspizierte das Muster der schwarzen und weißen Tasten. Das Rosenholz glänzte von der Möbelpolitur. Ich schlug das rote Thompson-Notenbuch auf und begann mit Fingerübungen. Die kleine Leselampe warf ein warmes, intensives gelbes Licht auf die Seiten.
    Meine Finger bewegten sich die Tasten rauf undrunter, und ich traf streichelnd und zielsicher die

Weitere Kostenlose Bücher