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Schwimmen in der Nacht

Schwimmen in der Nacht

Titel: Schwimmen in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Keener
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    Â«Klar, wo sollte ich denn sonst sein?» Sie tat beleidigt, und wir lachten zum ersten Mal zusammen.
    Ich war ihr dankbar.
    ~~~~~~~~~~~
    Je weiter der Sommer voranschritt, umso mehr gefiel es mir, wie schrecklich schnell Betsy auf dem Highway fuhr; umso mehr gewöhnte ich mich an ihre kesse Art und den glänzenden Lippenstift. Ich fand es herrlich, wie mein Haar im Wind, wie der Luftstrom gegen meine Bluse drückte. Zum ersten Mal, seit ich einen BH brauchte, trug ich ihn nicht mehr. Nicht dass ich schon so aus dem Haus gegangen wäre. Ich stieg ins Auto, und es wurde zu meinem Ritual mit Betsy, meinen BH abzustreifen und in meiner Tasche verschwinden zu lassen. Meine Brüste waren noch mal um eine Körbchengröße gewachsen und drückten fester gegen meine Baumwollblusen.
    Wir hatten beide so unsere Geheimnisse: Betsy trug einen Bikini unter ihrem Rock. Sie posierte jeden Nachmittag für Mr Donald, den Fotografielehrer. Der alte Mann hatte eine perverse Vorliebe für sie. Jeden Nachmittag gab es neue Versionen von Betsy auf Hochglanz, die ganze Rückbank des Thunderbirds war voller Schwarz-Weiß-Fotos in 8 × 11: Betsy, die sich auf einem Baumstumpf rekelte; Betsy mit gespreizten Beinen auf einer Schulbank; Betsy, die sich nach hinten beugte und in die Kamera schaute.
    Â«Er sagt, es ist für die Kunst», sagte sie nonchalant. «Und er bezahlt mich dafür. He, wenn es ihm einen Kick gibt, mir doch egal.» Sie strich sich über den Oberschenkel. «Zum Glück habe ich keine Cellulite.»
    Ich sagte nichts. Ich musste nichts sagen.
    In der Schule besuchte ich brav meine Kurse, bisGregory und ich uns in der Freistunde am Nachmittag davonschlichen. Wir gingen ins Sumpfland. Am zweiten Tag hatte er einen selbstgebauten Joint aus der Jacke gezogen und angezündet, kaum dass wir tief genug im Wald und in den Gräsern gewesen waren.
    Â«Willst du mal probieren?»
    Ich nickte und sah zu, wie er sich den Joint zwischen die Lippen klemmte und dann anzündete, bis ein rauchiger Duft aufstieg. Ich erinnerte mich, wie Peter und Kenneth es gemacht hatten, den Rauch eingehalten und dann gehustet hatten, und jetzt machte ich genau dasselbe. Die Sonne war verschleiert, was die Eichenblätter dunkler erscheinen ließ. Ich lief auf das Sumpfland zu. Ich wollte in dem hohen Schilf stehen, wo mir die Rohrkolben bis zu den Schultern reichten. Ich wollte ein Rohrkolbenfeld werden, mit dem Schilf tanzen.
    Â«Hier wird Geschichte geschrieben», sagte ich, griff nach Gregorys Hand und zog ihn mit. Ich lief auf eine Stelle mit dicht zusammenstehenden Rohrkolben zu und stellte mich in ihre Mitte, war umschlossen von all dem Grün. «Stell dir vor, du kämpfst im Bürgerkrieg.» Ich zog einen Stängel heraus. «Denkst du dann an den Tod? Oder an dein Lieblingsessen? Oder daran, deine Liebste zu küssen?»
    Ich drehte mich um und küsste Gregory.
    Â«Stell dir vor, das hier ist das Paradies», sagt er. «Du bist Eva, und ich bin Adam. Lass uns unsere Sachen ausziehen.»
    ~~~~~~~~~~~
    Das wurde zu unserem Ritual. Von da an überquerten wir jeden Nachmittag das Fußballfeld bis zum entfernten Ende des Campusgeländes, teilten uns einen Joint und gingen zurück zu der kleinen freien Stelle in Sumpfnähe. Sie war weit vom Campus entfernt und geschützt. Bis auf kleinere Tiere, deren Rascheln zu hören war, und einem Vogel, der von den Zweigen aufflog, nahm dort keiner Notiz von uns. Gregory fotografierte mich, wie ich auf dem Boden lag, die Arme über dem Kopf. Dann legte er sich neben mich auf die Kiefernnadeln. Jeden Tag zogen wir ein Kleidungsstück mehr aus: meine Bluse, sein Hemd, meinen Slip. Er küsste meine nackten Brüste und glitt an meinem Bauch hinab, leckte mich dort, wo kein Junge mich je zuvor berührt hatte. Die Schwermut fiel schichtenweise von mir ab. Ich ließ mich von seiner Leichtigkeit mitreißen, öffnete die Beine, wie Betsy es auf der Schulbank in ihrem Bikini tat, ein Gefühl, als flatterten Flügel zwischen meinen Schenkeln, bis ich in einer weiteren Explosion verloren ging. Auch ich berührte ihn, bis seine Beine zitterten, sein Atem einen anderen Rhythmus annahm. Danach wurden wir ruhig und still.
    Als es Zeit war zu gehen, zog ich mich an und lief allein voraus über das Fußballfeld, das sich im Laufe des Sommers immer heißer und trockener anfühlte. Braune Gräser waren

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