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Schwindelfreie Luegen

Schwindelfreie Luegen

Titel: Schwindelfreie Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kajsa Arnold
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Zunge liebkost sanft und langsam meine. Er schmeckt nach Champagner, Freiheit und Abenteuer , denke ich mit dem letzten Aufflackern meines Verstandes, dann gebe ich mich ohne einen weiteren Gedanken dem zärtlichen Spiel hin und vergesse alles um mich herum. Jean hat eine seiner kräftigen Hände an meinen Kopf gelegt und seine Finger gleiten in meine Haare. Ohne dass ich es verhindern kann, entgleitet mir ein wohliger Seufzer, den er einatmet und erwidert, was mir einen Schauer über den Körper jagt. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist, aber ich will mehr von ihm. Jean versteht es, mir zu geben, wonach ich mich sehne, zumindest in diesem Kuss, der nicht enden wird, niemals – nicht, wenn ich es verhindern kann.
    Erst als das Licht angeht und die Opernsänger sich vor dem verschlossenen Vorhang verbeugen, fahren wir wie Teenager erschrocken auseinander und lachen verlegen. Jean greift nach meiner Hand und zieht mich hoch. Dann stimmen wir in den noch immer brandenden Applaus des Publikums ein.

 
     
    Die Rückfahrt gestaltet sich schweigsam. Die Aufführung war wirklich eine Klasse für sich, aber es ist der Kuss, der mich beschäftigt.
    Dabei hatte Jean recht, die Oper von Monte Carlo muss man von innen gesehen haben, ein grandioses Bauwerk, mit seinen prunkvollen Deckenmalereien und den goldenen Reliefs. Ich bin noch ganz gesättigt von all dem Glanz und der Pracht und fühle mich wie in einem Traum. Was war das nur eben? Völlig unvorbereitet hat es mich erwischt und ich konnte nur noch fühlen, das kenne ich gar nicht von mir. Natürlich habe ich bereits Erfahrungen mit Männern gemacht, aber nach diesem Kuss bin ich nicht mehr sicher, ob ich sie mir nicht nur eingebildet habe, so unscheinbar und blass wirken sie im Vergleich zu dem, was ich eben erlebt habe. Ich weiß nicht, ob ich den Kuss ansprechen oder es einfach dabei belassen soll.
    »Du bist so schweigsam, Sylvie!« Jeans Stimme dringt nur langsam zu mir durch.
    Ich lehne den Kopf gegen den Sitz und schließe für eine Sekunde die Augen. »Ich bin immer noch ganz berauscht.«
    »Es hat dir also gefallen?« Er schaut kurz zu mir herüber, ansonsten steuert er den Wagen sicher über die A8, zurück Richtung Cannes.
    »Was für eine Frage ! Ich fand es umwerfend und weiß gar nicht, wie ich dir dafür danken soll.«
    »Ich wüsste da schon was.«
    Seine Antwort lässt mich hart schlucken. Noch immer lodert ein wenig von dem Feuer, das er in mir entfacht hat, in meinem Körper, dennoch bin ich irritiert. Ich bin plötzlich trotz aller Sehnsucht nach seinen Zärtlichkeiten nicht sicher, ob ich heute Nacht zu mehr als ein paar hinreißenden Küssen bereit bin. Die kühle Nachtluft hat meinem Verstand ein wenig zurückgeholfen in den Sattel. Noch immer weiß ich nicht mehr über diesen Mann, als dass er Jean heißt, sich vom Hotel einen Wagen leihen kann und dass er gut küsst.
    » Was wäre das?«, frage ich vorsichtig.
    Sein leises tiefes Lachen erfüllt den engen Raum des Wagens, als er sagt: »Nicht das, was du denkst. Ich möchte, dass du mich morgen auf die Ausstellung im Kongresszentrum begleitest.«
    Ich spüre, wie mich Erleichterung erfasst und muss lächeln. »Du meinst die Juwelenausstellung?«, frage ich dennoch überrascht. »Dort kommt man nur mit einer persönlichen Einladung hinein.«
    Jean zieht einen goldenen Umschlag aus der Innentasche seiner Smokingjacke und reicht ihn mir. Er schaltet die indirekte Beleuchtung des Wageninneren an, damit ich die Karte lesen kann.
     
    Persönliche Einladung
    zur
    Galaausstellung
    »Excelsior«
    für
    Monsieur Jean Godard
    nebst Begleitung
     
    »Eigentlich hatte mein Chef auch eine Einladung. Wir hatten eines der Exponate in Verwahrung, das auf dieser Ausstellung gezeigt werden sollte«, erkläre ich.
    »Du arbeitest in der Branche?« Jean scheint überrascht.
    »Ja, ich bin Goldschmiedin bei einem der bekanntesten Juweliere Düsseldorfs.«
    »Warum nimmt dein Chef nicht daran teil?«
    »Das Schmuckstück wurde gestohlen.«
    »Aus eurem Tresor?«
    Ich nicke. »Ja, ich wurde überfallen und der Dieb, ich nehme an, dass es ein Russe war, hat nur dieses eine Stück gestohlen. Zum Glück ist es versichert und der Schaden wird ersetzt, doch dieser Überfall steckt mir immer noch in den Knochen. Ich habe Albträume und kann kaum schlafen.« Ich weiß nicht, warum ich gerade Jean davon erzähle, aber vielleicht kann er verstehen, was ich im Augenblick durchmache.
    »Mein Gott, Sylvie, das ist ja

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