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Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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auf dem Rücken, den kalten Boden unter sich, und er fiel über sie her, machte jede Abwehr zunichte, die sie vor ein paar Sekunden noch nicht einmal selbst gewollt hätte.
    Finger bedeckten ihre Augen, sodass sie nichts sehen konnte. Die zweite Hand hatte ihre Handgelenke gefangen und hielt diese fest.
    Ihre Seufzer wurden zum Rufen, dann zum Schrei. Noch spürte sie die Anziehungskraft, hörte das Lied ihres eigenen Körpers, wie es sich zum Kriegsmarsch hin veränderte.
    Er war noch nicht mit ihr fertig, arbeitete weiter an seinem Ziel. Sie war schockiert von dem harschen Vorgehen des Mannes, den zu lieben sie sich eben noch sicher gewesen war. Doch sie hatte schließlich nie gewusst, was sie zu erwarten hatte. Sie hatte keine Bedingungen gestellt. Das war nicht weise gewesen.
    Seine Atmung veränderte sich, sein Stöhnen wurde zu abgehacktem Bellen, zu Heulen und Krächzen. Sie schrie vor Angst, doch er machte einfach weiter.
    Die Kälte des Bodens sog sich in ihre Kleider, und auch er fühlte sich nicht mehr warm an. Seine Hände waren kalt und steinhart. Sein ganzer Körper war so. Er war ein eisiger Fels.
    Wie mit Verspätung begriff sie, dass das keine Metapher war. Er hatte sich in Stein verwandelt.
    Sie versuchte, ihren Kopf zu drehen, etwas zu erkennen, doch seine Hand hinderte sie daran.
    „Sieh nicht hin!“, keuchte er.
    Sein Rhythmus steigerte sich in heisere Schreie, die nicht mehr menschlich klangen. Sie erlebte die Liebe mit einem Ungeheuer aus Stein. Nur hatte es nichts mehr mit Liebe zu tun.
    Schließlich schrie auch sie wieder, doch diesmal nicht aus Lust, sondern aus Angst und Pein.
    „Aufhören! Hör sofort auf!“ Die Silben fielen wie geborstene Bruchstücke durch den Rhythmus ihrer Tortur.
    Himmel, war er stark! Sie versuchte, gegen ihn zu kämpfen, vergeblich.
    Immerhin gelang es ihr, ihr Gesicht ein wenig zu drehen, und so konnte sie das Antlitz über sich sehen. Diesmal glitt ihr Blick nicht ab, sondern blieb voller Entsetzen hängen.
    Seine Farbe hatte sich geändert. Sein Gesicht war aus weißem, scharfkantigem Stein geformt, seine Augen wie kalte, trockene Flechten. Wie war das möglich?
    Dann plötzlich schwarze Federn.
    Ein Wabern durchlief ihn, und schon veränderte er sich wieder, blickte sie aus schimmernden grünen Augen an, sein Haar bestand aus Blättern, seine Haut aus Rinde. Das war kein Mensch mehr.
    Doch das hatte sie gewusst und nicht weiter beachtet. Es war ihr Fehler.
    Er drang weiter vor mit so viel Begehr und Verzweiflung, als hoffte er auf eine Erlösung, die sie beide befreien würde.
    Noch einmal kräuselte sich die Wirklichkeit, und ein Wolfsgesicht erschien und verschwand wieder. Danach grinste der Soldat auf sie herab. Der brutale Grobian hatte nun, was er wollte.
    Doch auch er verschwand, und der Dunkle, dem sie ihre Liebe geschenkt hatte, kam zum Höhepunkt und schrie übers Land. Es klang nicht nach Glück, sondern nach Verzweiflung.
    Aus lauter Schrecken schrie sie mit.
    Dann war er nicht mehr in ihr, nicht mehr auf ihr, rollte von ihr fort, rang nach Atem, krampfte seine Hände in die blutrote Erde. Er zitterte wie ein Vogel.
    Konstanze fand keine Worte. Es war, als wären sie ihr abhandengekommen. Vernunft und klares Denken setzte sich aus Sätzen zusammen, doch es schienen keine übrig zu sein, zumindest keine, die auf diese Situation passten.
    Langsam drehte sie sich auf die Seite und zog die Beine an, umfasste sie mit den Armen. Sie versuchte, zu Atem zu kommen, rang um Fassung.
    Er bewegte sich neben ihr, blickte sie an, während sein fedriges Haar über seine schwarzen Augen fiel. Seine Lippen bewegten sich, als würde auch er nach Worten suchen, die der Situation angemessen waren.
    Sollte das eine Entschuldigung sein? Oder eine Erklärung?
    Eine Hand streckte sich ihr entgegen, und sie wich ihr aus. Niemals. Niemals wieder würde sie der Kreatur erlauben, sie anzufassen.
    Nie mehr im Leben.
    Plötzlich stand er, blitzschnell, als unterläge die Bewegung nicht dem Ablauf von Zeit. Er bewegte sich mit einer Lebenskraft, die wohl ihr gehört hatte, bevor sie sie verschenkt hatte. Schon konnte sie sehen, wie seine Ränder wieder zu Stein wurden. Weißer Fels wuchs auf seiner blassen Haut.
    Sie stöhnte voller Angst auf, als er ihr Handgelenk ergriff und sie zu sich hochzog. Sie wehrte sich, doch er drehte sie nur herum, mit dem Rücken zu ihm. Ein schmaler Spalt öffnete sich in der Luft vor ihr, durch den sie nassen Wald unter sich erkennen konnte. Sie

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