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Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Wolf herumfahren.
    „Du magst es hier auch nicht sehr, nicht wahr?“, fragte Konstanze. Das Tier ging auf sie zu und blieb direkt neben ihr stehen.
    „Gehen wir doch mal zu dem Baum!“, schlug Sutton vor. „Er ist hier der deutlichste Orientierungspunkt. Wenn man nicht weiß, wo man hinsoll, sind Orientierungspunkte nicht zu verachten.“
    Sie stiegen schweigend den Rest des Hügels hoch. Der Baum war riesig. Unter ihm wuchs dichtes Moos wie ein Bett. Darauf lagen verstreut schwarze Federn.
    „Rabenfedern?“, fragte Konstanze. „Ist das vielleicht sein Baum? Oder gehört er den Vögeln? Oder ist das ein und dasselbe?“
    Sutton zuckte mit den Schultern und umkreiste den Baum langsam.
    „Er hat Fokus“, sagte er. „Wie der Wolf nicht nur ein Wolf ist, scheint dieser Baum auch mehr zu sein als eben nur ein Baum und der Stein mehr als nur Stein. Wir täten gut daran, uns das zu merken.“
    Er nahm sein Pendel aus der Tasche, ließ es von seiner Hand schwingen. Es stieg hoch, bis die Kette horizontal ausgestreckt war und der Obsidian daran auf den Baum deutete.
    „Oh, oh.“
    „Ein Zauberbaum?“ Konstanze versuchte, dieses neue Konzept in ihren bereits überdehnten Sinn zu bekommen. „Was tun Zauberbäume?“
    „Das weiß ich nicht“, gab Sutton mit wachsender Besorgnis zu.
    Er umkreiste den Baum erneut. Er fühlte sich wie ein Mensch, der versucht, eine fremde Sprache zu verstehen und doch nur unsinnige Silben hört.
    „Ich wünschte, dieser verflixte Junge wäre hier!“, murmelte er. „Er ist mit einem besonderen Sinn gesegnet, was Dinge angeht, die mit den Fey zu tun haben.“
    „Aber die Fey – die sind doch nur ein Mythos?“
    Er blickte sie direkt an.
    „Natürlich sind sie ein Mythos. Aber Sie haben doch schon herausgefunden, dass ein Mythos durchaus auch sehr wirklich sein kann, Fräulein Vanholst. Mythos ist nur ein Wort, das wir anwenden, um das Unerklärliche zu benennen und in unserem Sinn einzuordnen. Es wäre aber falsch zu glauben, dass all das, was wir nicht erklären können, einfach nicht existiert.“
    Er unterbrach sich. Dies war nicht der richtige Zeitpunkt zum Theoretisieren.
    „Und das ist also ein Fey-Baum?“
    „Das ist es ja gerade. Ich sollte es erkennen können, aber ich weiß es nicht. Es hat Feyon-Aspekte. Doch alles ist sehr falsch. Es gibt aber Legenden über Bäume.“
    „Schöne oder schreckliche Legenden?“
    „Das hängt immer vom jeweiligen Baum ab.“
    Konstanze näherte sich, trat auf das weiche Moosbett zu ihren Füßen, kniete nieder und kroch unter die Äste. Sie streckte ihre Hand aus und berührte die Rinde des Baumes, während Sutton langsam den Gipfel des Hügels erklomm.
    „Das ist eine Kiefer, nicht wahr?“, fragte sie.
    „Ein sehr seltene Sorte. Eine Zirbelkiefer. Sie sollte hier nicht einmal wachsen. Es sind Hochgebirgsbäume.“
    Flügelflattern erschallte so plötzlich vom Himmel, dass sie beinahe losschrien. Sie hatten sie beide nicht kommen sehen, doch auf einmal nahm eine Flut schwarzer Raben Besitz von den Ästen des Baumes.
    Der Wolf heulte, dass es lauter nicht mehr ging. Er schlich in weitem Kreis um den Baum, wirkte, als wolle er näher kommen, und gleichzeitig, als wäre ihm nichts mehr zuwider als das.
    Sutton sah hoch durch das Geäst und versuchte, den Meister der Raben zu erspähen, doch er konnte nur Vögel ausmachen. Manche hüpften auf den Boden und kamen ihnen näher. Sie schienen nichts weiter zu sein als eben Vögel, die sie aus runden Augen anstarrten.
    „Du machst das wirklich nicht einfach!“, rief Konstanze ihnen ärgerlich zu, und sie flatterten hoch und gruppierten sich neu. Eine Erklärung gaben sie nicht.
    „Was nun?“, fuhr sie fort. „Wir sind da. Also, wo ist Clarissa?“
    Sutton h ö rte ihr kaum zu. Er hatte den Gipfel erreicht, drehte sich mit ausgestreckten Armen auf dem Fleck und versuchte, mehr zu begreifen, indem er sich den herrschenden Möglichkeiten öffnete.
    „Was sollen wir jetzt tun?“, klagte Konstanze.
    Sutton wünschte, er könnte das beantworten. Die Energielinien waren intensiv, doch irgendwie verbogen und fast nicht greifbar. Sein ganzes Selbst wurde mal in die eine, mal in die andere Richtung gerissen, und es kam ihm vor, als zöge ihn etwas auseinander, über die Grenzen seiner Kräfte hinaus und immer weiter. Er kämpfte verbissen gegen seine aufkeimende Panik an und versuchte vergeblich, sich aus dem Banngeflecht einer übermächtigen Präsenz wieder zu befreien, bevor er sich in

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