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Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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den Wolf hatte er herbeigeholt.
    Doch was war mit der Frau?
    Er spürte ihre Panik, als sie erkannte, wer sich näherte.
    „Mr. Sutton!“, rief sie ängstlich. Doch der Mann konnte ihr nicht antworten. Er war gefangen in dem, was er so unvorsichtig ausgelöst hatte.
    „Mr. Sutton!“
    Die vier Reiter stiegen nun am Rand der Lichtung ab. Karreg filterte ihre Auren aus seinem Bewusstsein, denn er wollte sie gar nicht sehen. Sie waren wie Regenbögen, die man aus unterschiedlichen Blutschattierungen zusammengestellt hatte, und sie machten ihm zu schaffen.
    Dies war nicht sein Kampf. Der Feyon, der er war, hatte einst gewusst, wie man diesen Leuten aus dem Weg ging. Der Mensch, der er war, wusste nicht mehr, wie man sie bekämpfte. Und die Raben brauchten nur nach oben davonzufliegen und waren die Sorge los.
    Der hochgewachsene Mönch und der Zivilist liefen nun auf den Baum zu. Konstanze bewegte sich rückwärts, stolperte über den Wolf und fiel hin. Sie keuchte vor Schreck auf, und der Wolf begann laut zu heulen. Das Tier setzte zum Davonrennen an, entschied sich dann anders und wandte sich schließlich laut knurrend um. Das war eigentümlich.
    „Lauf!“, wollte Karreg ihm zurufen. „Versteck dich!“ Denn das wäre das Vernünftigste, was der Wolf tun könnte: zu fliehen und dem Ganzen zu entgehen.
    Der Wolf floh nicht. Stattdessen ging er wieder zu der Frau und stellte sich neben sie, als sie sich vom Boden hochrappelte. Ihre Hand ging durch seinen Pelz, als wäre er ihr Hündchen.
    „Mr. Sutton!“, flüsterte sie, und ihre Verzweiflung hing greifbar in der Luft.
    Warum war der Wolf zurückgekommen? Er musste doch wissen, dass diese Leute ihn einfach umbringen würden. Zwei von ihnen trugen Waffen. Karreg konnte das Silber riechen und hätte gelächelt, wenn zwei Dutzend Schnäbel hätten lächeln können.
    Zeit davonzufliegen.
    Der Bruderschaftsmagier kicherte amüsiert, als er langsam die Hände gegen den Logenmeister erhob und die Atmosphäre der Umgebung austestete, bevor er losschlug.
    Der dicke Priester wartete im Hintergrund, schien sich nicht in die Gefahrenzone begeben zu wollen. Er war wie ein General, der seine Truppen in die Schlacht sandte.
    Der andere Mönch und der Schurke erstiegen den Hügel. Beide hielten ihre Waffen auf den Wolf gerichtet. Gleich würden sie ihn erschießen.
    Durfte Karreg das zulassen? Vielleicht brauchte er ja seinen jungen Verwandten. Er sollte das also verhindern?
    Seltsamerweise trat jetzt die Frau vor den Wolf. Woher sie zu wissen glaubte, man würde nicht einfach zuerst sie erschießen und danach den Wolf, wusste Karreg nicht.
    Sie konnte das nicht wissen. Sie tat dennoch, was ihrem Naturell entsprach: eingreifen und Schlimmeres verhindern.
    „Wir brauchen die Hexe lebend, damit wir sie verhören können !“, rief der Priester vom Rand der Lichtung. Der große Mönch nickte. Der Laie blickte grimmig drein. Karreg konnte die Mordlust in ihm spüren. Dieser Mensch war genau wie jener Soldat aus dem längst vergessenen Krieg, den Karreg für den Frieden hatte opfern wollen. Dieser Menschenschlag starb nicht aus. Im Krieg blühte er auf, im Frieden fand er seine Nische.
    Karreg war er damals als die offensichtlich richtige Wahl erschienen, um das Böse mit dem Bösen auszutreiben. Der Symbolismus war so klar. Doch das Schicksal hatte absolut keinen Sinn für Symbolik. Es mähte durch gute wie schlechte Absichten und schaffte Tatsachen.
    Da er genug Zeit gehabt hatte, darüber intensiv nachzudenken, war er zu dem Schluss gekommen, dass das Böse zu keiner Zeit eine würdige Opfergabe abgab. Wenn man etwas opfern wollte, so musste man das opfern, was schuldlos war. Ein Opfer musste genau das sein: ein Opfer – nicht das erfreuliche Loswerden von jemandem, den man nicht haben wollte. Doch diesmal stimmte die Zuordnung.

Kapitel 81

    D er Zaubermönch hielt die Hände erhoben, und Konstanze erwartete, dass gleich etwas Fürchterliches geschehen würde. Ihre Hand hatte sie im filzigen Pelz des Wolfes vergraben. Das Tier knurrte so laut, dass die Luft vibrierte. Gleich würde es springen.
    Es sprang.
    Ein Schuss knallte. Konstanze schrie. Sie atmete ein, dann schrie sie noch einmal. Was anderes blieb nicht zu tun.
    Der Schmuggler hatte den Wolf verfehlt. Die Kugel schlug an der Stelle ein, wo der Wolf eben noch gestanden hatte, direkt neben ihr. Sie stolperte erschrocken rückwärts.
    Doch jetzt hob der Mönch seine Waffe.
    Er schoss nicht, denn eben ertönte eine Stimme

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