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Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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hat mich in den Fluss geworfen …“ Sie hielt inne, und Panik erfüllte ihre Züge, als ob ein plötzlicher Gedanke durch ihren Kopf geschossen kam. Tatsächlich hakte er auch bereits ein.
    „Wenn man vom Regen absieht, wirken Sie erfreulich trocken.“
    Sie sah ihn gekränkt an, dann wandelte sich der Blick in Verzweiflung.
    „Ich versichere Ihnen, mein Herr, ich … hatte einfach Glück.“
    „Glück?“
    Ihre Panik wich wilder Entschlossenheit.
    „Ich bitte Sie! Was für einen Unterschied macht es schon, ob ich nass oder trocken bin? Wir müssen Clarissa helfen. Ich weiß nicht, was sie mit ihr machen werden …“
    „Oh, ich schon.“ Das klang schärfer als gemeint, und sie erstarrte geradezu. Erschrocken sog sie den Atem ein; das war zunächst alles, was zu hören war. Er spürte, wie sie ihre Gedanken und die Reste ihres Stolzes und ihrer Fassung sammelte.
    „Werter Herr. Ich wäre Ihnen außerordentlich zu Dank verpflichtet, wenn Sie mir immerhin die Richtung weisen könnten, in der ich Hilfe erwarten kann. Ich will Sie keinesfalls mit meinen Angelegenheiten über Gebühr belasten. Es wird mir sicher gelingen …“
    „Können Sie reiten?“, fragte er unwirsch. Jetzt ließ er sich wieder in diese Sache hineinziehen. Die Frau machte sich langsam unbeliebt.
    „Bitte?“
    „Ob Sie reiten können, Mädchen.“ Es war nun wirklich keine schwere Frage. „Herrensitz? Hinter mir? Wir müssen zurück nach Passau, und zwar schleunigst.“
    Sie schluckte.
    „Ich kann schon reiten. Nicht übermäßig gut, aber es wird wohl reichen. Wie werden wir sie finden? Gehen wir zur Polizei?“
    Er schnaubte verächtlich.
    „Und wie wollen Sie der Polizei erklären, dass Sie das Schiff mit einer Bande von Schmugglern verlassen haben? Mit einem Kind, für das Sie verantwortlich waren?“
    Als sie nicht antwortete, schwang er sich zurück in den Sattel, dann machte er den linken Steigbügel frei.
    „Hoch mit dem Fuß!“, befahl er und sah, wie sie ihre Röcke lupfte, um eine schmale Schnürstiefelette im Bügel zu platzieren. Er nahm ihre Hand und zog. Sie war sportlich genug, um beinahe ohne Hilfe hochzukommen.
    „Halten Sie sich gut fest. Ü brigens, ich heiße Richard von Rosberg. Ich hätte mich wohl gleich vorstellen sollen. Sehr unhöflich von mir.“ Sie waren verdammt noch mal nicht auf einem Empfang.
    „Nun“, gab sie trocken zurück. „Vermutlich konnten Sie nicht ohne zu lügen ‚Freut mich, Sie kennenzulernen ‘ sagen. Dafür kann man Sie kaum tadeln. Ich heiße Konstanze Vanholst. Ich bin Erzieherin.“
    Er lenkte das Pferd in die andere Richtung.
    „Freut mich, Sie kennenzulernen, Fräulein Vanholst.“ Er hätte jetzt schon auf dem halben Weg zum nächsten Gasthof sein können. Jungfrauen in Bedrängnis waren nicht sein Spezialgebiet. Generell war er kein Mann für die Frauen, ganz egal ob sie in Bedrängnis waren oder andere in Bedrängnis brachten.
    „Wohin reiten wir?“, fragte sie.
    „Zurück nach Passau und dort in die weniger schönen Hintergassen. Ich habe eine ganz gute Vorstellung, wohin man Ihre Schülerin gebracht haben könnte. Oder wo wir mit der Suche anfangen sollten.“ Als Mann hatte man seine Bedürfnisse. So wusste er auch, wo man wohlfeile Mädels fand. Nur konnte er ihr das nicht gut sagen.
    „Ich bin Ihnen ganz außerordentlich dankbar für Ihre Hilfe, Herr von Rosberg. Ich wünschte, ich könnte etwas tun, um Ihnen meine Verbundenheit zu zeigen.“
    Es war die Pflicht eines jeden Ehrenmannes, verdammt noch mal. Außerdem sah sie kaum aus, als hätte sie mehr zu verschenken als Dankbarkeit. Und nicht einmal die wollte er. Zu viel Gefühl machte einem nur das Leben schwer.
    „Wenn Sie mir einen Gefallen tun wollen, dann unterlassen Sie es bitte, vom Pferd zu fallen. Ich wäre zudem dankbar, wenn wir ohne irgendwelche hysterischen Anfälle auskommen könnten – jetzt oder später.“ Er fügte nicht hinzu, dass es nicht sehr wahrscheinlich war, dass sie das Mädchen noch finden würden – und schon gar nicht unversehrt. Für kleine Schönheiten gab es einen guten Markt.
    „Ich werde mich bemühen, mich anständig zu benehmen. Werden wir mit dem Boot über den Fluss setzen?“
    „Dazu ist es zu spät. Zu dunkel – und außerdem noch gegen den Strom. Da findet sich jetzt keiner mehr, der willens wäre, uns überzusetzen. Wir werden über die Brücken reiten müssen und um die Veste Oberhaus herum. Das ist ein Umweg, und wir müssen uns beeilen. Halten Sie sich

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