Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
Vom Netzwerk:
ausnehmend gut, doch die seiner Gegner stand ihr in nichts nach.
    Das Boot landete an, und Richard bezahlte und gab ein gutes Trinkgeld. Der Mietstallbesitzer war ein wenig irritiert, ihn schon an diesem Abend zu sehen anstatt am folgenden Morgen, doch er sagte nichts dazu, verwies ihn nur an einen Gasthof, der sich etwa drei Meilen nördlich befand. Drei Meilen, das sollte wohl noch zu schaffen sein.
    Noch im Stall schnallte er seine Tasche an den Sattel. Ein Ritt nach Norden bedeutete, der Innenseite des kurvigen Ilzverlaufes zu folgen, vorbei an den eng beieinander stehenden Fischerhäusern, die das Flussufer säumten. Der Abend senkte sich herab, und von Rosberg würde sich sputen müssen.
    In diesem Augenblick vernahm er sie, spürte ihre Nähe beinahe. Sie flogen direkt über ihn hinweg, ein ganzer Schwarm. Groß und schwarz waren sie. Seine Nackenhaare stellten sich hoch. Vögel mochten nur Vögel sein. Doch sie mochten auch sehr viel mehr sein, zumindest hier. Die einfachen Leute hassten Raben. Teufelsvögel, so nannten sie sie. Die Bauern brachten alle um, die sie erwischten. Allerdings waren die Biester so verdammt schlau, dass sie sich nicht leicht umbringen ließen. Allein das schien schon zu beweisen, dass sie irgendwie unheimlich waren.
    Nur Vögel?
    Sie hatten ihn nicht gesehen, da war er sich einigermaßen sicher. Durch Dächer oder Wände konnten sie nicht blicken. Doch er konnte sie auch nicht gut ignorieren. Oder doch? Sollte er einfach in der herabsinkenden Dunkelheit losreiten und dabei der Tatsache gewahr sein, dass er sie im Rücken hatte? Die meisten Raben schliefen in der Nacht. Angst musste man nur vor jenen haben, die das nicht taten.
    Er bestieg sein Pferd und ritt los durch den Regen.
    „Verdammt!“, murmelte er, als er, anstatt sich nach Norden zu wenden, automatisch gen Osten ritt, an den letzten Fischerhütten vorbei hinunter zum Ufer. Er brauchte nur wenige Minuten, dann hatte er das Dorf hinter sich gelassen. Der Himmel war anthrazitgrau. Es war Schattenzeit.
    Er trieb sein Pferd an. All dies war gänzlich falsch. Es gab keinen logischen Grund, so zu handeln. Waren die Vögel nichts als Vögel, so waren sie keine Gefahr. Und so sie mehr waren, dann war das Letzte, was er wollte, ihnen im Dunkeln zu begegnen.
    Und doch fühlte er sich getrieben. Er hatte gar zu lange Ruhe und Frieden gehabt. So benahm er sich nun wie ein Narr und ritt in die falsche Richtung. Warum nur tat er das?
    Hätte er Fell auf dem Rücken, es hätte ihm zu Berge gestanden. Er hörte sich selbst tief knurren und verbot sich die Reaktion. Verdammte Instinkte. Sein Pferd scheute nervös, und er klopfte es beruhigend an den Hals, obgleich er selbst keineswegs beruhigt war.
    Er sah die Frau rennen und stolpern, bevor sie ihn noch wahrgenommen hatte. Ihrer Haltung konnte man die Verzweiflung ansehen. Sie sah aus, als wäre sie in einem Kampf gewesen. Vermutlich würde sie Hilfe benötigen. Einen Augenblick später erkannte er sie. Dann erst sah sie ihn.
    Er wusste, dass sie im Gegenzug mit normaler Sehkraft wohl kaum auf die Entfernung erkennen konnte, wer ihr entgegenkam.
    „Bitte!“, hörte er sie jetzt rufen. „Helfen Sie mir, bitte! Ich brauche dringend Hilfe. Jemand hat meine Schülerin verschleppt. Bitte helfen Sie mir!“
    Sie stürzte auf dem felsigen Untergrund, rappelte sich jedoch sofort wieder hoch. Auf dem Dampfschiff hatte sie so stark gewirkt. Gefasst und entschlossen.
    Sie erkannte ihn erst, als er neben ihr vom Pferd sprang. Ihre Augen waren weit, doch es war bereits zu dunkel für sie, um noch gut sehen zu können.
    „Der Himmel hat Sie geschickt! Sie haben uns schon einmal geholfen, mein Herr, ich flehe Sie an …“
    Er unterbrach sie, hatte keine Lust, sich ihr Jammern anzuhören.
    „Was ist geschehen?“
    „Clarissa, meine Schülerin und Schutzbefohlene. Sie haben Sie doch …“
    „Was ist mit ihr?“
    „Man hat sie verschleppt. Mich haben sie in den Fluss geworfen, und nun sind sie fort!“
    „Nun, es war wohl auch kein besonders schlauer Gedanke, mit einer Bande Schmuggler mitzugehen, von denen der Oberschurke genau jener Kerl ist, der Sie vorher schon belästigt hatte!“
    Er hätte das wohl nicht sagen sollen, doch konnte es sich nicht verkneifen. Sein Ärger lag ihm auf der Zunge und wollte raus. Wo war das Mädchen jetzt? Ihr Verlust schmerzte ihn, obgleich ihn dies nichts angehen sollte.
    „Aber das wusste ich doch nicht! Ich …“
    „Einerlei. Was ist passiert?“
    „Man

Weitere Kostenlose Bücher