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Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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immer Schmuggler. Naturgesetz. Wir tun schon unser Bestes“, verkündete er mit einer plötzlichen Aufwallung von Beamtenstolz. „Aber überall gibt es schlechte Menschen. Schlechte Menschen.“
    Doch er wusste durchaus mehr zu erzählen. Schweiß lief ihm über die Stirn, während er sich die Worte abquälte, zerrissen zwischen dem plötzlichen Drang, alles zu erzählen, und der absoluten Notwendigkeit, Stillschweigen zu bewahren.
    Einige der Beamten wurden geschmiert, damit sie wegsahen. Dann kam eben manchmal ein Boot und holte sich Schmuggelgut vom offiziellen Dampfer. Namen? Er kannte doch keinen Namen! Eine Drehung von Bruder Anselms Hand, und die Erinnerung verließ ihr Versteck.
    „Ein Preuße ist das“, sagte der Mann. „Zahlt gut. Die sind so modern, diese Preußen. Geben sich nicht mit Kinkerlitzchen ab. Immer alles in großem Stil. Immer aufs große Geld aus. Und immer in Eile.“
    Wo man ihn finden konnte, wusste er nicht. Jedenfalls keine richtige Adresse.
    Doch Passau war nicht sehr groß, und es gab schon Orte, wo man ihn antreffen konnte, wenn man ihn dringend suchte. Aber vielleicht war es nicht ratsam, Herrn Gütze dringend zu suchen.
    Würde Herr Gütze jungen Damen bei der Überfahrt behilflich sein? Der Mann grinste. Herr Gütze hätte gewiss Besseres mit jungen Damen vor, als als Fährmann dienlich zu sein. Schmuggel war nicht sein einziges Interesse. Ja, die Zeiten waren schlecht, und die Moral ging zum Teufel.
    „Sagen Sie ihm bloß nicht, dass ich Ihnen das alles gesagt habe!“, bat Herr Heimsmeyer schließlich, als in den Windungen seines Gehirns nichts mehr an interessanten Geheimnissen zu finden war. „Sagen Sie ihm nichts über mich!“
    „Vergiss!“, flüsterte Bruder Anselm. Dann erhob er sich zusammen mit seinem Gefährten und trat wieder hinaus auf die regennasse Gasse.
    „Diesen Verbrecher müssen wir finden“, sagte Bruder Anselm, und Bruder Marcus nickte. Ohne dieser Spur gefolgt zu sein brauchten sie bei Pater Bonifatius gar nicht erst wieder auftauchen. Sie mussten herausfinden, ob dieser Mann das Mädchen oder ihre Lehrerin gesehen hatte.
    „Kann natürlich sein, dass das völlig für die Katz ist“, meinte der Meister des Arkanen nach einer Weile, in der er vergeblich auf eben diese Aussage von seinem Begleiter gewartet hatte. Hätte Bruder Marcus das gesagt, so wäre er freilich wegen seines mangelnden Einsatzes getadelt worden. Doch er hatte es vorgezogen zu schweigen. Auch jetzt nickte er nur, und die beiden Männer machten sich mit neuem Ziel auf. „Die Frauen können genauso gut mit dem Dampfer nach Straubing oder Regensburg gefahren sein. Den Fluss hinauf. Doch das glaube ich nicht. Nein, sie wollten genau hierherkommen. In den Fingerspitzen fühle ich das.“
    Bruder Marcus war nicht notwendigerweise der gleichen Ansicht, auch wenn er festgestellt hatte, dass die Fingerspitzen seines Bruders meist kompassgenau die richtige Richtung wiesen. Doch was er auch dachte, es war einerlei. Das Team war hier, also mussten sie zuerst hier alle Möglichkeiten abdecken, bevor sie an anderer Stelle suchten.
    Der Gedanke, sich für einen guten Zweck der Gefahr auszusetzen, inspirierte Bruder Marcus. Er würde alsbald einen wirklich schlechten Menschen kennenlernen. Dem sah er gespannt entgegen. Er war noch nicht alt genug, um bei vielen Expeditionen dabei gewesen zu sein, doch was er bisher an personifiziertem Bösem getroffen hatte, hatte ihn nicht beeindruckt. Es war so alltäglich gewesen, auf unverzeihliche Weise verzeihlich und banal.
    Freilich war es an sich schon ein Beweis für die Verderbtheit, wenn einen das Böse in falscher Sicherheit wiegen konnte. Bruder Marcus weigerte sich standhaft, sich einlullen zu lassen. Dies allein schon wäre eine Sünde, der er widerstand. Man musste hinter den äußeren Anschein blicken, denn alles Äußerliche war nur die Hure von Babylon.
    Fast hätte er gelächelt. Doch auch dieser Versuchung widerstand er.

Kapitel 11

    D as Ganze war grotesk . Ian hatte überhaupt nicht vor, dem Mädchen etwas anzutun, doch sie wehrte sich wie eine Wildkatze. Er hielt sie mit den Armen umschlungen, und das war eine wirklich dumme Maßnahme, wo er doch versuchte, sie davon zu überzeugen, dass er harmlos war. Ihre Panik war überwältigend. Noch einmal öffnete sie den Mund, um zu schreien, und er versuchte, wenigstens eine Hand freizubekommen, um sie davon abzuhalten.
    „Lassen Sie das!“, sagte er. „Bitte. Ich tue Ihnen gewiss

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