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Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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die Schwingungen der Sphären konzentriert.
    „Verflucht!“, murmelte Ian. Das Mädchen blickte ihn erschrocken an, und so sagte er schnell: „Entschuldigung.“
    Sie nickte.
    „Werden Sie mich hier herausholen?“, fragte sie etwas kläglich.
    „Ich werde …“ Er schluckte den Rest des Satzes hinunter, der gelautet hätte‚ „es wenigstens versuchen“. Er würde sie hier rausholen. Irgendwie.
    Er blickte sie an und versuchte, seine eigene Hilflosigkeit nicht zu zeigen. Ihre tiefgrünen Augen waren so voller Vertrauen. Sie glaubte an ihn. Das hatte noch niemand.
    Jetzt war er für ein – Kind – verantwortlich. Wenn schon sonst nichts galt, dann machte zumindest das ihn vermutlich zum Mann, jedenfalls mehr als ein orgiastisches Herumtollen im Bett und die Gefahr, sich die Franzosenkrankheit zu holen.
    „Hatten Sie Gepäck?“
    Sie nickte.
    „Irgendeine Idee, wo es sein könnte?“
    Sie schüttelte den Kopf.
    „Ich kann mich kaum erinnern“, erklärte sie dann. „Von dem Moment an, wo sie Fräulein Vanholst …“ Sie schluckte und wischte sich eine Träne fort, „… bis Sie ins Zimmer kamen, ist irgendwie alles undeutlich. Ich bin so dumm. Aber ich kann nichts dafür. Ich bin eben so.“
    „Und was genau bist du?“, hätte er gerne gefragt, verkniff es sich aber.
    „Hat man denn nie versucht, Ihre … Anfälle … zu heilen?“
    „Die Ärzte glauben, es ist angeboren. Mein Onkel glaubt, dass ich schwachsinnig bin oder vielleicht besessen von einem … von was nicht Schönem. Fräulein Vanholst hat versucht, mich von ihm fortzubringen. Sie glaubt nicht, dass ich …“, sie zögerte einen Augenblick, „… dass ich böse bin.“
    „Ganz sicher sind Sie nicht böse. Aber wenn wir jetzt versuchen auszubüxen, meinen Sie, Sie könnten vielleicht während der Zeit konzentriert bleiben?“
    „Ich werd’s versuchen.“
    Mehr konnte er vermutlich nicht erwarten.
    „Gut. Dann schleichen wir uns jetzt raus und die Treppen runter. Wenn wir Glück haben, sehen sie uns vielleicht gar nicht. Und sollte uns jemand aufhalten, dann bleiben Sie dicht hinter mir, und ich …“
    „… werde heldenhaft Ihre Ehre verteidigen“, hätte er gerne gesagt. Stattdessen fuhr er fort: „… werde um Hilfe schreien. Mein Gefährte ist auch hier, und er ist ein …“ Er schluckte die Bezeichnung „mächtiger Magier“ hinunter und ersetzte sie durch: „… kluger Mann, der sicher genau weiß, was zu tun ist.“ Sobald der mächtige Magier seine Hosen wieder anhatte. Verdammt.
    „Das ist der Plan?“, fragte sie zweifelnd.
    Ein besonders guter Plan war das nicht.
    „Nun, raus müssen wir. Und die Tür scheint die einzige Option. Ich gebe ja zu, der Plan hat seine Lücken.“
    „Wenn uns dieser Mann erwischt, bringt er uns um.“ Er wusste, wen sie meinte. Den Mann, der ihre Begleiterin ermordet hatte. Den Mann, der dieses Kind in ein Bordell gesteckt hatte. Den Mann, der sie für sich wollte, dem das Geschäft aber nicht gehörte. Noch nicht.
    „Schon gut“, sagte er mehr zu sich selbst. „Ich werde etwas versuchen. Versuchen Sie nur, sich nicht zu ängstigen.“
    „Was denn?“
    „Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich mit einem Freund hierhergekommen bin.“
    „Und den wollen Sie holen?“
    „Ich … es ist ein bisschen schwer zu erklären … vielleicht kann ich ihn dazu bringen, mich zu hören.“
    „Sie lassen mich doch nicht allein hier?“ Für jemanden, der Ian gerade erst geohrfeigt hatte, hatte sie auf einmal wirklich sehr viel Vertrauen in ihn.
    „Ohne Sie gehe ich nirgendwohin, Fräulein Thernow. Ich muss mich nur ein bisschen konzentrieren.“
    Sie ließ dies unkommentiert, blickte ihn nur an. Er schloss die Augen und stellte sich Suttons bärtiges Gesicht vor, seine verschmitzten braunen Augen. Doch das waren nur Äußerlichkeiten. Den Mann machte mehr aus, die Stärke zweier Welten, sein lückenhaftes Schamanenwissen, das er sich als Junge hatte aneignen können, sein überragendes Magierwissen, das ihn sehr viel früher als andere Adepten zum Meister hatte aufsteigen lassen.
    Detaillierte Informationen konnte er nicht senden. Vielleicht aber ein Gefühl. Unruhe, Gefahr, die Notwendigkeit, sofort zu handeln. Es gibt Ärger, versuchte er zu sagen. Wir sind in Schwierigkeiten. Wir müssen jetzt los. Jetzt!
    Er versuchte, sich auf Suttons Stirn zu konzentrieren, auf jene Stelle, die im Dreieck über den Augenbrauen lag. Der Sitz des inneren Auges. Er versuchte, sich dort einen Türklopfer

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