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Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Wildfremden traute? Doch letztlich konnte die Lage kaum noch schrecklicher werden. Sie musste jede Möglichkeit ergreifen, um Clarissa zu befreien. Sie liebte das Kind. Das war unüblich für eine angestellte Erzieherin. Doch Clärchen hatte etwas an sich, das man lieben musste. Man musste ihr einfach helfen, egal was es kosten mochte.
    „Unter den Menschen bist du die Heldin“, hatte der Mann in dem schwarzen Umhang gesagt.
    Konstanze fühlte sich jedoch ganz und gar nicht wie eine Heldin. Abenteuer hatten andere Menschen. Der Begriff Abenteurerin war absolut nicht schmeichelhaft. Er vermittelte eine gewisse Verachtung gegenüber Anstand und Sitte. Fast schon klang er unmoralisch.
    Sie ritten gerade über eine zweite Brücke und näherten sich der Stadt auf der Halbinsel. Die Hufe klangen laut auf dem harten Untergrund. Nebelschwaden erhoben sich vom Fluss, der seine Dämpfe zu den Häusern der Menschen ausschickte. Halbverdecktes Licht glomm aus einigen wenigen Fenstern. Die Straßenbeleuchtung war unzureichend.
    Der Mann hatte während des ganzen Rittes durch die hereinbrechende Nacht geschwiegen. Jetzt sprach er. Seine Stimme war dunkel und rau, und er wandte sich nicht zu ihr um.
    „Ich muss mich darauf verlassen können, dass Sie sich genau an das halten, was ich Ihnen sage.“ Der Ton machte dies zu einem Befehl, wenngleich die Wortwahl geringfügig höflicher war. „Dies ist eine verflucht schwierige Angelegenheit, und hysterische Gefühlsausbrüche werden uns keinen Deut voranbringen. Wir gehen jetzt zu einem …“, er schluckte ein Wort herunter, „… einem üblen Ort lockerer Sitten. Jede Stadt hat mindestens einen. Wenn hübsche Mädchen verschwinden, so ist es angebracht, dort zu suchen. Vorausgesetzt, die hübschen Mädchen verschwinden nicht freiwillig, zum Beispiel mit einem heimlichen Verehrer.“
    „Clarissa würde nie …“
    „Natürlich nicht. Sie ist ja auch nicht von allein mit einer Bande Schmuggler davongegangen. Das haben Sie ihr eingebrockt.“
    Er klang anklagend, und Konstanze schluckte ihren eigenen Zorn hinunter. Er hatte ja recht. „Es gab durchaus einen Grund …“, murmelte sie.
    „Ich kann mir beileibe keinen Grund vorstellen, mit einem Verbrecher mitzugehen, der Sie bereits vorher schon belästigt hatte. Ich hatte gedacht, es wäre Ihnen klar, was für ein Zeitgenosse das war. Erst fangen Sie fast eine Schlacht mit Ihrem Regenschirm an, und im nächsten Moment steigen Sie freiwillig in sein Boot. Was haben Sie sich nur dabei gedacht? Nein. Sagen Sie es mir nicht. Ich will es gar nicht wissen.“
    Tränen stiegen in Konstanzes Augen. Sie weinte sonst nicht so schnell, doch ihre Schuld drückte sie nieder.
    „Ich habe gar nicht gesehen, dass es sein Boot war! Ich wollte doch nur … ich wollte jemandem nicht begegnen, der auf dem Pier stand.“
    Es klang erbarmungswürdig. Vermutlich hielt er sie für eine komplette Närrin.
    Der Mann schnaubte verächtlich. Fast klang es wie ein Knurren. Er ging nicht auf ihr Argument ein. Warum auch? Es stand ja schon fest, dass Konstanze einen schrecklichen Fehler gemacht hatte.
    „Es tut mir so leid“, sagte Konstanze. „Ich bin … am Boden zerstört. Es gab einen Grund … aber das ist unerheblich.“ Sie riss sich zusammen. „Werden wir diesen … üblen Ort lockerer Sitten … äh … erstürmen? Wir ganz allein?“
    Diesmal war sein Knurren verächtlich.
    „Ich bin nicht Herkules, Fräulein Vanholst, und ich glaube kaum, dass Sie Penthesilea sind. Wir werden Bestechung versuchen. Wenn das nichts nützt, werden wir uns ein paar kräftige Hafenarbeiter für einen bezahlten Sondereinsatz suchen, damit sie uns zwei überforderten Halbgöttern dabei helfen, den Augiasstall auszumisten.“
    „Ich habe nur wenig Geld“, gab Konstanze besorgt zu. „Das meiste an Barschaft war im Gepäck. Das haben die Männer behalten.“
    „Wenn Geld unser einziges Problem wäre, könnten wir es einfach ignorieren.“
    Wir. Vermutlich war er wohlhabend genug, ein Abenteuer zu finanzieren, auch wenn er sich in diesem nur widerwillig eingefunden hatte.
    Sie war froh, dass er ihr Gesicht nicht sehen konnte. Das Letzte, was sie wollte, war, ihm ihre Tränen zu zeigen. Sie würde sich das Gesicht abwischen, sobald sie von diesem Pferd abgestiegen war. Vielleicht würde er die Tränen ja für Regen halten. Vielleicht war es ihm gänzlich einerlei. Er hielt sie ohnehin für dumm und verantwortungslos – wofür er schließlich auch reichlich Grund

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