Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
Vom Netzwerk:
vorzustellen. Lass mich rein! Er hämmerte gegen das Bild in seinem Kopf, ohne zu wissen, ob er damit etwas erreichte. Lass mich rein! Es ist wichtig.
    Keine Antwort. Nichts.
    „Geht es Ihnen gut?“, fragte das Mädchen. Er merkte, dass er wohl gewankt hatte.
    „Doch. Geht mir gut. Wir sollten jetzt …“
    Von draußen auf dem Korridor schallte Lärm herein. Eine laute und strenge Männerstimme, eine schrille Frauenstimme.
    Der Lärm kam näher.
    „Lieber Gott!“, flüsterte das Mädchen ängstlich.
    „Bleiben Sie hinter mir!“, befahl Ian kühn und stand vom Stuhl auf, drehte ihn, sodass man zur Not damit zuschlagen konnte.

Kapitel 12

    K onstanze hatte die Arme um den Oberkörper des hilfsbereiten Gentlemans geschlungen, und seine Nähe war ihr unheimlich. Herren hatte sie bislang immer nur auf Abstand gekannt, höflich und diskret. Zu der Zeit, als sie noch gedacht hatte, sie würde irgendwann heiraten, hatte sie über den einen oder anderen Anwärter auf ihre Hand genau nachgedacht, auch unter Berücksichtigung des Gedankens, dass sie ihm nahekommen würde. Sehr nahe. Nur waren alle Galane nach ihres Vaters Ableben auf einen Schlag verschwunden.
    Vermisst hatte sie sie nicht. Wer sie beim ersten Anzeichen von Schwierigkeiten verließ, hatte sie ohnehin nicht verdient.
    Jetzt spürte sie den breiten Rücken des Mannes an ihrem eigenen Körper, fühlte, wie sich seine Muskeln im Rhythmus des Reitens bewegten. Tatsächlich war er ein kompaktes Muskelpaket, nichts Weiches war an ihm. Ihr wurde eigentümlich bewusst, wie ihr Busen gegen seine Schulterblätter presste. Sie hoffte inständig, er würde es nicht merken, war sich jedoch der Nichtigkeit dieser Hoffnung durchaus bewusst. Vermutlich fand er es schrecklich unangenehm. Sie wünschte sich, sie wäre in diesem Bereich weniger gut ausgestattet. Sie war eine große Frau, zu aufrecht, als dass man sie als schlaksig hätte bezeichnen können, aber Mutter Natur hatte aller Schlankheit zum Trotz dafür gesorgt, dass es ihr an den richtigen Stellen an nichts mangelte.
    Sie verstand sehr wohl, dass er nur seine Pflicht tat, weil man ihm beigebracht hatte, dass man als Gentleman Damen in Not zu helfen hatte. Sie fühlte sich schuldig dafür, dass sie ihm all dies zumutete. Freilich fühlte sie sich wegen vieler Dinge schuldig.
    Sie schob den Gedanken beiseite. In Schuld zu versinken brachte sie derzeit nicht weiter. Sie hatten eine Aufgabe. Und ihre Aufgabe war im Augenblick, nicht vom Pferd zu fallen. So hielt sie ihre Arme krampfhaft um ihn geschlungen.
    Die regnerische Nacht war kalt. Er war warm. Obgleich sein Reiseumhang nass war, konnte sie seine Körperwärme durch den Stoff spüren. Es war angenehm, wenngleich auch etwas zu intim. Konnte es sein, dass Männer wärmer waren als Frauen? Oder traf das nur auf dieses eine Exemplar zu?
    Ihre Beine umrahmten die seinen, ihre Röcke waren durch die Bewegung des Reitens nach oben gewandert. Sie hatte keine Hand frei, sie wieder brav hinunterzuschieben. Außerdem war er ja beschäftigt und konnte hoffentlich keinen Gedanken daran verschwenden, ihre knöchellangen Unterhosen zu bestaunen. Andererseits musste er sie ja nicht sehen. Er konnte ihre Gliedmaßen schließlich direkt spüren.
    Sie seufzte vor Peinlichkeit, hörte aber gleich wieder damit auf. All diese Bedenken sittlicher Art brachten sie nirgendwohin.
    Immerhin war sie dankbar, dass sie niemals Krinolinen trug. So ein steifes Unterkleid wäre wirklich sehr im Weg gewesen. Doch von Gouvernanten erwartete man, dass sie den interessanteren Auswüchsen der Mode nicht folgten. Es schickte sich nicht. Zudem verfügte sie ohnehin nicht über das Budget für die Art entzückender Kleider, die weit ausufernd um ihre Trägerinnen schwangen. Kleider, die einen wunderschön aussehen ließen, einen aber auch völlig von anderen abhängig machten für jedes noch so kleine Unterfangen.
    Dumme Gedanken – wo kamen sie nur her? Sie dachte an all diese unwichtigen Dinge, nur um ihren Sinn beschäftigt zu halten.
    Clarissa. Was mochte ihr passiert sein? Herr von Rosberg hatte es nicht ausgesprochen, doch es war klar, dass er mit dem Schlimmsten rechnete. Clarissas Schönheit und Jugend machten sie zu einer Ware auf einem Markt, über den Konstanze so gar nichts wusste – außer dass es ihn gab. Doch der Herr vor ihr schien sogar zu wissen, wo er suchen musste.
    Verfügten alle Männer über solches Wissen? Oder beging sie schon wieder einen Fehler, indem sie einem

Weitere Kostenlose Bücher