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Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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würde er annehmen, dass sie lediglich irgendeine Verlorene war, die ihre Dienste auf der Straße feilbot?
    Sie legte ihre Hand an den Rock und hob ihn auf eine Art und Weise, von der sie hoffte, sie wirke verdorben und sündhaft. Bis zur Wade hob sie den Stoff, dann bis zum Knie und noch höher. Der Mann wandte sich ab.
    Sie musste von Rosberg warnen. Irgendetwas musste sie tun. Jetzt noch loszulaufen, um irgendwo einen Polizisten zu finden, der auf ihre Bitte hin freiwillig in den Regen hinausging, dazu war es zu spät.
    Ganz leise hockte sie sich nieder und fuhr mit den Händen über den dreckigen Boden. Vielleicht konnte sie ja ein paar Steine finden? Schade, dass nicht rein zufällig ein Knüppel herumlag. Ein Knüppel war genau das, was sie jetzt gerne gehabt hätte.
    Oder wenigstens den unheimlichen Fremden in dem Umhang, der ihr versprochen hatte zu helfen.
    „Hilfe!“, flüsterte sie. „Helfen Sie mir!“

Kapitel 13

    K ommen Sie !“, flüsterte Ian und wandte sich zur Tür, den Stuhl in der Hand. Wenn es zum Kampf kam, wäre er lieber draußen auf dem Gang. Sutton würde ihn dort eher hören, und vielleicht würde es dann nicht gar so einfach sein, ihn und das Mädchen einzuschließen. „Wenn Sie die Möglichkeit haben, den Kampf zur Flucht zu nutzen, dann laufen Sie. Schauen Sie sich nicht um. Rennen Sie einfach aus dem Haus raus, ohne zurückzublicken.“ Er wiederholte sich und klang dabei nicht eben heldenhaft, was ihn ärgerte. „Irgendwo muss es hier auch eine Gendarmerie geben.“
    „Kampf?“, flüsterte sie nur. Sie hatte Angst.
    Er nicht minder. Aber er hatte schon schlimmere Abenteuer überlebt. Also suchte er nach einem passenden Schlachtruf, doch es fiel ihm nichts ein außer schlecht passenden klassischen Zitaten. König Heinrichs „Noch einmal stürmt, noch einmal, teure Freunde! Sonst füllt mit toten Engländern die Mauer!“ schien ihm selbst als Schotte zu wenig positiv.
    „Treten wir sie in die … in Grund und Boden!“, stieß er so überzeugt wie möglich hervor.
    „Oh ja, bitte!“ Ihr Stimmchen war schüchtern, aber doch hoffnungsvoll. Er unterdrückte ein Grinsen.
    Er öffnete die Tür und trat wagemutig in den Korridor. Auf der Treppe um die Ecke schien ein böser Streit entbrannt zu sein. Er blickte sich um. Es wäre zu schön, wenn dieses Haus eine Hintertreppe gehabt hätte. Doch das hatte es nicht.
    „Sutton!“, flüsterte er drängend und wusste, dass er wohl besser rufen sollte. Wenn man mitten im Spiel der Leidenschaften gefangen war, mochte einem so manch subtiles Geflüster entgehen.
    Eine ärgerliche Stimme schnitt durch den allgemeinen Lärm auf der Treppe.
    „Wo ist sie? Ich weiß, sie ist hier.“
    „Gnä’ Herr, da irren Sie sich aber gewaltig. Wir verschleppen doch keine jungen Damen! Alle Mädel, die hier arbeiten, tun das, weil sie es so mögen. Das sollten Sie doch wissen. Sie haben die Mädel doch auch schon … gemocht.“ Die Anklage klang ein wenig triumphierend. Die Stimme gehörte der alten Schreckschraube, die Ian die Treppe hochgeleitet hatte.
    „Klingt das nach dem Mann, der Sie entführt hat?“, flüsterte Ian, während er vorsichtig auf die Treppe zuschlich, den Stuhl immer noch in der Hand.
    „Glaube ich nicht. Der war Preuße. Dieser hier klingt wie ein Einheimischer.“
    „Wer kann das dann sein?“
    Die harsche Stimme erklang erneut.
    „Das Mädchen ist meine Nichte. Sie können sie mir jetzt aushändigen – und dafür bezahlt werden –, oder Sie können sie gleich der Gendarmerie übergeben. Madame Elvira! So überlegen Sie doch! Sie wollen doch keinen Ärger! Und ich auch ganz gewiss nicht.“
    „Das ist Ihr Onkel?“, flüsterte Ian und wandte sich halb zu ihr um.
    „Nein. Das glaube ich nicht“, wisperte sie zurück. „Mein Onkel klingt ganz anders. Mein Onkel … dem würde es wohl gefallen, wenn ich hier einfach verschwinden würde.“
    Er starrte sie an.
    „Warum das denn?“
    „Meine Eltern waren reich.“
    „Sie sind eine Erbin?“
    „Das sagt zumindest Fräulein Vanholst. Sagte.“ Bei diesem Gedanken begann sie ganz plötzlich wieder zu beben.
    „Wenn das nicht Ihr Onkel ist, wer ist es dann?“
    „Weiß ich nicht.“
    Vielleicht sprach der Mann ja über ein ganz anderes Mädchen. Vielleicht rekrutierte dieses vermaledeite Haus alle seine Damen durch Verschleppung.
    Doch er mochte das nicht glauben. Und schon im nächsten Moment gaben ihm die Ereignisse recht.
    „Ich gehe hier nicht ohne Clarissa

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