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Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Gedankenverbindung zwischen dem Jetzt und der letzten Nacht, zwischen seinem Wesen und ihrem, seinem Aufenthaltsort und ihrem herzustellen. Er wickelte die Kette um seinen Finger, tastete sich sanft hin zur Energiematrix und ließ den Salzkristall los.
    Er begann sofort mit einer kreisenden Bewegung, immer weiter rund um das Gebäude des Seins. Kurze Zeit später wurde der Kreis zur Ellipse, die zielsicher in eine Richtung zeigte.
    „Norden.“ Sutton nickte zustimmend.
    „Konnten Sie sie spüren?“
    „Lieber Himmel, nein. Alles, was wir je spüren können, sind die Erschütterungen, welche durch ungewöhnliche Ereignisse ausgelöst werden. Wir fühlen die Spur des Übernatürlichen. Das Mädchen selbst ist außer Reichweite. Sie ist ein Mensch in einer Welt voller Menschen. Tatsächlich könnte sie sonst wo sein – wenn diese Vögel sie vielleicht einfach fallen gelassen haben.“
    „Warum sollten sie das tun?“
    Sutton starrte ihn an.
    „Warum sie das tun sollten? Weil es Vögel sind. Deshalb.“
    Ian warf einen Blick aus dem Fenster. Der Tag dämmerte dunkelgrau. Gerade regnete es nicht, aber es sah nicht so aus, als ob das so bleiben würde. Er dachte an Clarissa in ihrem Hemdchen draußen in der Kälte. Das arme Mädchen würde ganz furchtbar frieren. Wenn sie überhaupt noch ...
    Ihm wurde klar, dass er „wenn sie überhaupt noch“ nicht denken mochte.
    „Diese Raben ...“, grübelte er laut.
    „Was ist mit denen?“
    „Sie ...“ Es gab kein Wort dafür, was er ausdrücken wollte. Er konnte nicht einmal das ungute Gefühl eingrenzen, das an ihm nagte, wenn er an die Vögel dachte. Es flatterte ihm im Magen, als würden ihre schwarzen Schwingen darin schlagen – wie eine Vorahnung. „Sie sind mir ein Rätsel.“
    „Gut. Das müssen sie ja auch sein. Jetzt nehmen Sie Ihre Tasche. Wir sollten frühstücken.“
    Ian sah, dass Sutton ihre Taschen fertig geschlossen und die Tasche des Mädchens dazugestellt hatte.
    „Nehmen wir die mit?“, fragte er.
    Sutton zuckte mit den Schultern.
    „Ihre Spur mag leichter zu finden sein, wenn wir etwas von ihr als Referenz dabeihaben.“
    „Wie Bluthunde!“
    „In der Beziehung zwischen Besitzer und Objekt. Außerdem haben Sie mir gesagt, dass das Mädchen nur eine Chemise anhatte. Sollten wir sie ... also, wenn wir sie dann finden, wird sie sich über Kleidung freuen.“
    „Dann brauchen wir ein Packpferd.“
    „Schon geordert.“
    Man mochte Sutton so manches nachsagen, doch er war schnell und präzise. Ian glaubte, dass die Bereitschaft, in den „wilden Osten“ Bayerns zu reiten, ein Zeichen dafür war, dass er den „Wilden Westen“ vermisste. Sutton wollte Abenteuer. Und Ian hatte eins geliefert.
    Man hatte unten einen Tisch für sie gedeckt, und der Wirt selbst brachte die Speisen herein.
    „Guten Morgen, die Herren“, sagte er und blickte sie etwas verwirrt an. „Sie reisen heute weiter ins Land?“
    Das mochte Neugier sein oder auch nur eine höfliche Phrase.
    „Genau das tun wir“, erwiderte Sutton, ohne weiter darauf einzugehen.
    Die Haustür öffnete sich, und vier Gendarmen traten in den Gastraum.
    Sutton nickte ihnen kurz zu und konzentrierte sich dann auf sein Frühstück, als fände er ihr Auftauchen in keiner Weise beunruhigend. Doch das war es. Ian starrte sie an und suchte bereits nach möglichen Antworten auf mögliche Fragen.
    „Nehmen Sie eine Scheibe Brot, Bruder“, meinte Sutton deutlich und zwang Ians Blick zurück auf den Brotkorb.
    Einen Augenblick später hatten die Gendarmen sie umringt und fragten misstrauisch nach ihren Papieren.
    Das war noch kein Problem, aber Ian wusste, dass allein die Tatsache, dass sie beide Ausländer waren – ein Schotte und ein Amerikaner –, sie schon verdächtig machte, auch ohne ihre Verwicklung in die Geschehnisse der letzten Nacht.
    „Wo waren Sie letzten Abend?“
    „Hier“, sagte Sutton und wandte sich dem Wirt zu. „Dieser gute Mann hier kann Ihnen das bestätigen.“
    Wie hatten die Polizisten nur gewusst, wo sie zu finden waren? Doch Ian wurde schnell klar, dass der andere Meister des Arkanen wohl seine Fähigkeiten genutzt hatte, um sie aufzuspüren. Das war beunruhigend. Die Bruderschaft schien allzu gut darin zu sein, ihren Gegnern das Leben schwer zu machen. Polizei. Ein Kerker war so gar nicht der Ort, an dem er gern versauern wollte. Aufbewahrt wie eine Ratte im Käfig für die Inquisition.
    Sie lauschten still der Zeugenaussage des Wirtes, der bestätigte, dass sie

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