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Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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abzuperlen. Außerdem passierte ihm nicht so etwas Peinliches, wie vom Pferd zu fallen.
    Doch immerhin war er ja auch Meister, während Ian nur ein mickriger Primaner war.
    Lieber Himmel – ein heißes Getränk, trockene Sachen und ein Bett. Was würde Ian jetzt nicht darum geben?
    „Brauchen Sie eine Pause?“, fragte Sutton. Ian verfluchte sich im Stillen dafür, dass er so durchschaubar war.
    „Aber nein. Natürlich nicht.“ Stolz hatte seine Regeln.
    „Na gut.“ Es würde keine Diskussion darüber geben.
    Ian stieg wieder auf. Seine Seite schmerzte, aber er war nicht schlimm verletzt.
    „Irgendeine Idee, was das eben ausgelöst hat?“, fragte Sutton.
    Ian zuckte mit den Schultern.
    „Kein neuer Eindruck außer dem, dass Norden die richtige Richtung ist. Also nein.“
    „Die richtige Richtung für genau was?“
    „Ich habe nicht die leiseste Ahnung, Sutton.“
    Sie ritten wieder los. Die waldigen Hügel wirkten kahl und freudlos. Der Pfad – eine Straße konnte man es kaum noch nennen – wand sich grob in nördliche Richtung. Ein Tal folgte dem nächsten. Hügel und kleine Bergkuppen mussten überwunden werden. Mit jedem Gipfel, den sie überwanden, schien der nächste wieder höher zu sein. Ab und an hörten sie einen kleinen Fluss zu ihrer Linken. Ian hatte auf der Karte nachgesehen und glaubte, dass es sich um die schwarze Ilz handeln müsste. Dunkles Wintergrün und Grau waren die vorherrschenden Farben. Dicke Granitfelsen ragten aus dem Boden, auch sie mit Moos überzogen. Sie sahen aus wie Backenzähne, die aus einem Kiefer ragten.
    Altes Land. Sehr alt.
    Im Sommer musste es hier wirklich hübsch sein, dachte Ian. Sie waren zur falschen Jahreszeit hier. Nicht dass sie groß die Wahl gehabt hatten. Doch wenn man bedachte, dass sie ursprünglich losgezogen waren, um ein Paar Bücher zu suchen, die schon seit über einem Jahrhundert vermisst wurden, hätten sie ebenso gut auf den Frühling und besseres Wetter warten können. Nachdem sie nun aber auf einem Feldzug waren, um eine Jungfrau in Not zu erretten, hatte das vermutlich alles so sein müssen. Schicksal.
    Schicksal war etwas, das man zu formen lernte, hallte es durch Ians Gedächtnis. Ein Meister des Arkanen hat die Aufgabe, genau das zu tun. Dies war eine der oft wiederholten Grundregeln der Loge. Er fragte sich, ob das Hybris war, geboren aus einem Überangebot von bequemen Lehnsesseln und gutem Essen. Wenn es einem allzu gut ging, polierte einem das das Selbstbild.
    Ian fiel beinahe noch einmal vom Pferd, als er die Raben sah. Sie flogen südwärts auf sie zu in einer Art Pfeilformation, schwarze Punkte am dunkelgrauen Himmel.
    „Sehen Sie hoch!“, rief Ian.
    Stattdessen sahen die Vögel nach unten. Schwarze Knopfaugen blickten auf ihn herab, alle zugleich. Und schon stach die Schar nach unten, wurde vom Pfeil zur Lanze.
    Sutton ließ die Zügel fahren, hob die Arme und gestikulierte heftig mit den Händen. Wie schon zuvor versuchte er, eine Art Schirm um sie herum zu kreieren, doch der Schwung der Kreaturen war zu groß; oder vielleicht hatte er einfach nicht genug Zeit gehabt.
    Schwarze Schwingen berührten Ian, der seine Arme über den Kopf gehoben hatte, um wenigstens seine Augen zu schützen.
    Nicht einen Augenblick zu früh. Krallen und Schnäbel kratzten über seine Haut.
    Eine Hand berührte sein Gesicht, verschob ihm den Hut, trat ihm gegen die Seele.
    Einen Augenblick später war sie fort, zusammen mit den Vögeln.
    „Ihr seid nicht willkommen!“, sagte eine raue Stimme. Ian drehte sich um und versuchte gleichzeitig, sein Pferd wieder unter Kontrolle zu bekommen, das Anzeichen pferdischen Missvergnügens zum Besten gab. Das arme Tier war völlig verstört.
    „Wir sind nicht Ihre Feinde“, antwortete Ian ernsthaft.
    „Kehrt um!“ Die Stimme war nun plötzlich hinter ihm.
    Ians Ross wirbelte herum. Das schattenhafte Wesen verging und war wieder woanders.
    „Nicht bevor wir nicht das erreicht haben, wofür wir gekommen sind“, verkündete Ian fest. „Wir haben eine Aufgabe.“
    „Was für eine Aufgabe sollte das sein?“
    Wieder ließ Ian sein Pferd einen engen Kreis beschreiten, um herauszufinden, wohin die Gestalt schon wieder verschwunden war. Er beantwortete die Frage nur mit einer Gegenfrage.
    „Wo ist Clarissa? Was haben Sie ihr angetan?“ Die Raben hatten das Mädchen geholt, und diese Kreatur war … Ian fühlte ihre Verbindung zu den Vögeln.
    „Ich habe sie errettet“, sagte der Mann, der plötzlich die

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