Schwingen der Lust
dem großen Wolf direkt in die bernsteinfarbenen Augen. Das eben noch stolze Tier strauchelte und blieb abrupt stehen, winselte, duckte sich und zog den Schwanz ein.
„Husch, ins Körbchen“, sagte T’Azar leise, und der Wolf machte zu Maggies Überraschung tatsächlich auf der Stelle kehrt, um eingeschüchtert zum Rest des Rudels zurückzukrauchen.
„Hinter mich“, ordnete Axel an und trat schützend vor Maggie und Sybaris. „Wie hast du uns gefunden?“ Seine Hand ruhte auf dem Griff des Schwertes, das plötzlich an seinem Gürtel erschienen war. „Das Tal ist vor Engelsblicken gefeit.“
„Ich sehe mit ganz neuen Augen“, antwortete T’Azar nachdenklich lächelnd. Es schien ihn selbst zu verwundern ... und zu vergnügen, wenn nicht sogar zu begeistern.
„Mit den Augen des Bösen“, stellte Sybaris schockiert fest und zeichnete mit ihren schmalen Fingern Schutzzeichen in die Luft. „Ich kann es an ihm riechen. Ich kann Sie an ihm riechen.“
„Sie?“, fragte Axel.
„Den Morgenstern“, erwiderte Sybaris flüsternd.
„Du hast die Seiten gewechselt?“, fragte Axel T’Azar erschüttert. „Bist du von Sinnen?“
Tazz zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Ich hätte es auch nie für möglich gehalten. Aber weißt du, die Welt hat recht, wenn sie sagt, der Zweck heiligt die Mittel. Schließlich war meine Seite, wie es sich herausstellte, nicht wirklich auf meiner Seite. Und wer nicht für mich ist, ist eben gegen mich.“
„Die B’Nai ?“, fragte Axel.
„Geschichte“, sagte Tazz.
„Gefangen oder tot?“
„Mausetot.“
„Auch Ani’El?“
„Alle.“
„Damit hast du nun wirklich jede Hoffnung zerstört, Ihn jemals zurückzubringen“, sagte Axel, und Maggie merkte, wie sehr ihn die Nachrichten bestürzten.
T’Azar schnaubte verächtlich. „Er wird ohnehin nie zurückkehren. Du selbst hast das oft genug gesagt.“ In seinen Augen war klar zu lesen, dass er niemand anderem als Axel dafür die Schuld gab. „Es ist ohnehin schon lange Zeit für einen neuen Gott.“
„Was willst du damit sagen?“, fragte Axel.
„Dreimal darfst du raten.“ T’Azar schmunzelte.
Axel war völlig fassungslos. „Du meinst, du willst der nächste Gott werden?“
„Ich glaube, die Rolle würde mir ganz gut stehen“, sagte T’Azar. „Findet ihr nicht?“
„Du verstehst es nicht, oder?“, fragte Sybaris. „Die Menschen von heute brauchen keine Götter mehr.“
„Deswegen werde ich ja auch mit ihrer Hilfe“, er deutete auf Maggie, „Platz schaffen für neue. Und, glaubt mir, wenn der Abaddon erst einmal mit dem jetzigen Ungeziefer abgerechnet hat, werden die wenigen, die übrig bleiben, ganz ohne Zweifel wieder an einen Gott glauben und daran, dass sie ihn brauchen. Sie und die Generationen, die ihnen folgen werden, werden mich anflehen, sie zu beschützen und über sie zu herrschen.“
„Ich werde dir auf gar keinen Fall helfen“, sagte Maggie entschlossen. „Azra’El bleibt in seinem Grab. Für immer.“
„Oh, das werden wir noch sehen, Menschlein“, erwiderte T’Azar mit einem spöttischen Grinsen. „Ich werde mit Sicherheit jede Menge Spaß haben, während ich das herausfinde.“
„Und du denkst allen Ernstes, Luzifer lässt dich einfach so herrschen?“, fragte Axel.
Fast schon mitleidig verzog T’Azar das Gesicht. So als würde er mit einem dummen Kind reden. „Du weißt doch sehr viel besser als ich, dass sie kein wie auch immer geartetes Interesse daran hat, selbst zu regieren. Alles, was sie will, ist ihre Freiheit.“
„Du kennst sie nicht.“
„Oh, inzwischen kennen wir einander ziemlich gut.“ Maggie fand, T’Azar klang dabei so prahlerisch wie ein Teenager in der Highschool, der mit seiner jüngsten Eroberung angab.
„Ich fürchte, du glaubst das wirklich“, sagte Axel. „Und wie willst du Azra’El in den Griff kriegen, sobald er erst einmal entfesselt ist?“
T’Azar runzelte herablassend die Stirn. „Das werden wir dann sehen, wenn es so weit ist.“
„Werden wir nicht“, entgegnete Axel eisern. „Denn ich lasse erst gar nicht zu, dass es dazu kommt.“
„Du willst mich aufhalten?“ Wie um zu demonstrieren, was er von Axels Drohung hielt, ließ T’Azar plötzlich die beiden Schwerter an seinen Seiten erscheinen.
Davon völlig unbeeindruckt zog Axel das seine. „Ja, das will und das werde ich.“
So als wüssten sie ganz genau, was nun folgen würde, kauerten sich die Wölfe ängstlich winselnd und Schutz suchend um Sybaris’
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