Schwingen der Lust
und ging davon.
„Es tut mir wirklich leid“, sagte er noch einmal.
Die unbeholfene Art, wie er die fast schon unmöglich breiten Schultern und den Kopf hängen ließ und der dadurch entstehende krasse Gegensatz zwischen dem wilden Krieger von gestern und dem Häufchen Elend von jetzt, rührten etwas in Maggie. Und noch ehe sie die Situation weiter vernünftig durchdacht hatte, gestattete sie ihren Instinkten zu rufen: „Warte, Axel. Geh nicht!“
Ihr Kopf riet ihr auch weiterhin, vorsichtig zu sein; aber ihre Seele sagte ihr, dass sie nichts von ihm zu befürchten hatte: dass er ihr wirklich nur gefolgt war, um ihr nahe zu sein, ganz unschuldig und ohne böse Hintergedanken.
„Warte bitte“, sagte sie noch einmal und ging ihm eilig nach. „Es tut mir leid, dass ich so schroff war.“
Er blieb stehen und wandte sich zögernd zu ihr um. „Du bist mir nicht böse?“
„Nun ja, ein wenig unheimlich ist das schon“, gab sie zu, was sie fühlte. „Nach dem Wenigen, das ich bisher von dir weiß, könntest du ebenso gut ein psychopathischer Killer sein, der es auf mich abgesehen hat.“
Er runzelte amüsiert die Stirn. „So falsch liegst du damit gar nicht.“
Sie stutzte und wollte schon einen Schritt zurück machen, aber er sprach schnell weiter.
„Abgesehen habe ich es auf dich, das gebe ich ganz offen zu. Aber doch nicht, um dich zu killen.“ Er zwinkerte ihr zu. „Da fallen mir so viel schönere Dinge ein.“
Zu ihrer eigenen Überraschung wurde sie schlagartig rot - und wieder war da die Erinnerung an die gestrige Nacht ... all das Wunderbare ... und das Kribbeln zwischen ihren Schenkeln. Aber sie weigerte sich, diesem Gefühl jetzt nachzugeben.
„Trotzdem habe ich ein paar Fragen an dich, Axel“, sagte sie deshalb schnell, statt ihn, wie sie es aus dem Bauch heraus jetzt sehr viel lieber getan hätte, zu umarmen und zu küssen.
Anders als von ihr befürchtet, reagierte er mit einem Lächeln. „Schieß los. Was möchtest du gerne wissen? Ich habe nichts zu verbergen.“
Die offene Direktheit, mit der er das sagte, machte ihre Entscheidung, ebenfalls offen und direkt zu sein, wesentlich leichter. „Woher stammen die Diamanten, die du mir gegeben hast?“
„Aus meinen Minen“, antwortete er ohne zu zögern.
„Minen?“
„Minen.“ Er nickte. „Das sind die Löcher, die man in die Erde gräbt, um Diamanten abzubauen.“
„Ich weiß, was Minen sind“, erwiderte sie unwirsch. „Du besitzt Diamantminen?“
„Ja“, sagte er. „In Ost- und Südafrika, in Indien, Australien und sogar hier in den USA - in Wyoming und Minnesota.“ Er sagte das, als sei es das Normalste der Welt, Diamantenminen zu besitzen. Ganz und gar nicht prahlerisch.
„Es sind also keine Drogen im Spiel?“, fragte sie.
Irritiert zog Axel eine Augenbraue nach oben. „Drogen?“
„Ja, Drogen.“
„Du bist die einzige Droge, die hier im Spiel ist“, sagte er, und Maggie spürte, wie das Kompliment sie erröten ließ. „Die Diamanten gehörten mir: auf ganz herkömmliche Weise aus der Erde gebuddelt.“
„Würdest du das schwören?“
Er hob die rechte Hand. „Ich schwöre.“
„Du bist also im wahrsten Sinne des Wortes steinreich?“, fragte sie und musste sich nicht besonders anstrengen, ihre noch immer vorhandenen Zweifel in der Stimme mitschwingen zu lassen.
„So könnte man das sagen“, antwortete er.
„Und was ist mit Azazel?“, stellte sie die nächste Frage, die ihr mindestens ebenso sehr auf der Seele lag.
Das Lächeln auf seinen vollen Lippen verschwand augenblicklich. „Was meinst du?“
„Die Zeichnung auf deiner Brust und auf deinem Rücken“, fügte sie hinzu.
„Du konntest sie lesen?“
„Wieso sonst würde ich dich jetzt danach fragen?“
„Weißt du, das sind ganz schön viele Fragen auf einmal.“ Sein schönes Gesicht hatte einen Zug angenommen, der Unbehagen verriet.
„Weichst du mir gerade aus?“, fragte Maggie skeptisch.
„Nein, das tue ich nicht, Magdalena“, erwiderte er. „Ganz ehrlich nicht. Ich schlage nur vor, dass wir uns jetzt erst einmal ein schönes Restaurant ganz hier in der Nähe suchen, und ich dir dort all deine Fragen bei einem leckeren Essen beantworte.“
„Hm“, machte sie zögernd.
„Ich empfehle das Le Bernadin “, sagte er und lächelte jetzt wieder auf diese hinreißende Art, mit der nur er lächeln konnte. „Eines der besten Restaurants der Stadt. Die machen dort einen geradezu himmlischen Seeteufel in Sesamkruste mit
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