Schwingen der Lust
derart viel Bedeutung zu. Warum dann dieser? Weil die Umstände so besonders waren? Immerhin fällt einem ja nicht jeden Tag ein Mann aufs Auto, schenkt einem zur Entschädigung fünf Diamanten im Wert von hundertfünfzigtausend Dollar, rettet dich dann vor Straßenräubern und fickt dich danach besser als jeder andere jemals zuvor.
Maggie merkte, dass sie sich ungewohnt heftig danach sehnte, dass nichts davon Schwindel war. Dass alles echt war. Weil, wenn es echt war, war es die großartigste Begegnung, die man sich überhaupt nur vorstellen konnte und ein wundervoll turbulenter und romantischer Start von etwas, das vielleicht noch großartiger werden konnte.
Während sie auf den See hinausschaute, gestand sie sich ein, wie sehr sie sich das wirklich wünschte. Von ganzem Herzen.
Aber was war mit diesem Azazel?
Wieso trug ein so fantastischer und selbstsicherer Mann wie Axel den Namen eines Teufels, eines Fürsten der Dämonen, auf seiner Haut? Das war doch normalerweise etwas, das nur Freaks und Sonderlinge taten, um sich interessanter zu machen. Jemand wie Axel hatte das doch überhaupt nicht nötig. Oder?
Ihr wurde bewusst, dass sich ihre Gedanken im Kreis bewegten, ohne dabei auch nur einen Schritt weiterzukommen, und entschied gerade, keine weiteren Spekulationen mehr anzustellen, ehe sie ihn nicht persönlich zur Rede stellen und zu den Zeichnungen befragen konnte, als sie hinter sich ein lautes Rauschen vernahm.
Wie das Schlagen gewaltiger Flügel.
Maggie drehte sich vom See weg ...
... und da stand er vor ihr.
Axel.
Ihr Herz machte einen Sprung, und sie war sich nicht sicher, ob es vor Freude war oder vor Schreck.
Wie gestern Abend trug er seinen fersenlangen Ledermantel und lächelte sie mit seinen dunklen Augen und den unverschämt vollen und wunderschön geschwungenen Lippen strahlend an. Maggie versuchte, ihrer Verwirrung Herrin zu werden.
„Wie hast du mich hier gefunden?“, fragte sie, ehe sie überhaupt nachdenken konnte, und sie musste selbst zugeben, dass in ihrer Stimme eine gehörige Portion Vorwurf lag.
„Oh“, sagte er, und seine Mundwinkel sanken herab. „Störe ich etwa? Ich habe gedacht, du würdest dich vielleicht freuen, mich zu sehen. Ehrlich gesagt, habe ich das sogar gehofft.“
„Natürlich freue ich mich, dich zu sehen“, beeilte sie sich zu sagen, und das entsprach ja auch der Wahrheit. Doch sie fühlte sich zugleich überrumpelt. Sie war nun noch misstrauischer als ohnehin schon. „Aber das beantwortet meine Frage nicht.“
Er senkte verlegen den Blick. „Ich bin dir gefolgt.“
„Du bist was?“ Hatte sie gerade richtig gehört?
„Dir gefolgt.“
Maggies Alarmglocken läuteten. „Mir gefolgt? Etwa den ganzen Tag?“ Wie sonst sollte er sie hier aufgespürt haben? In einer Stadt wie New York läuft man sich nicht gerade mal zufällig über den Weg.
Zu ihrer Überraschung nickte er verschämt, und sie fand, das sah fast drollig aus.
„Das ist nicht dein Ernst.“
„Ich mache so etwas normalerweise nicht, Magdalena“, sagte er leise, und es klang ehrlich. „Aber nach gestern Nacht ... Wie soll ich das bloß erklären? Ich konnte nicht anders.“
„Wie meinst du das?“ Die unschuldige Art, mit der er so vor ihr stand - fast schon eingeschüchtert wie ein kleiner Junge -, schwächte ihren Argwohn, nicht aber ihre Vorsicht.
„Na ja“, machte er. „Eigentlich hatte ich heute jede Menge zu tun. Deshalb musste ich so früh weg, ohne dich zu wecken. Aber nachdem ich dir das Frühstück gemacht und deine Wohnung verlassen hatte, habe ich gemerkt, wie sehr du mir fehlst. So sehr, dass es fast schon wehgetan hat. Hier drin.“ Er griff sich an die Brust. „Aber weil ich nicht aufdringlich erscheinen wollte, habe ich eben unten auf dich gewartet und bin dir dann nachgegangen. Einfach nur, um dich zu sehen, ohne dabei deine Tagespläne durcheinanderzubringen oder dich zu stören. Ich wollte dir wirklich nur nah sein.“
„Du hast mich die ganze Zeit beobachtet?“ So etwas Verrücktes hatte Maggie noch nie gehört. Sie war sich nicht sicher, ob sie jetzt Angst bekommen oder sich geschmeichelt fühlen sollte. War Axel ein verrückter Stalker oder vielleicht nur ... verliebt?
„Den ganzen Tag über?“
„Das war dumm, ich weiß“, sagte er leise. „Besonders in einer Stadt wie New York. Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht erschrecken.“ Er lächelte ein leicht angestrengtes Lächeln. Dann zuckte er traurig mit den Achseln, drehte sich herum
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