Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwingen der Lust

Schwingen der Lust

Titel: Schwingen der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Riccarda Blake
Vom Netzwerk:
Stunden dauern, bis ich das Personal dafür organisiert kriege.“
    „Vergiss das Personal“, sagte sie. „Wenn es ihn wirklich gibt, will ich ihn sofort sehen. Zeig ihn mir.“
    „Dein Wunsch sei mir Befehl“, lachte er, ging in den Aufzug voran und drückte auf den Knopf zum zwölften Stock.
    Kaum war der Lift losgefahren, betätigte er einen Schalter auf der Zwischensprechanlage.
    „Ja, Sir?“, meldete sich eine freundliche, weibliche Stimme im Lautsprecher. „Sie wünschen?“
    „Hallo, Virginia“, sagte Axel. „Gib uns bitte Strom auf den Vergnügungspark und lass in einer Stunde ein Fünf-Gänge-Menü im Wintergarten servieren.“
    „Jawohl, Sir“, antwortete die Stimme gehorsam. „Besondere Vorlieben für das Menü?“
    Axel schaute Maggie erwartungsvoll an.
    „Ich soll mir etwas wünschen?“, fragte sie.
    Er nickte.
    Aber auf die Schnelle fiel Maggie nichts ein. Sie war von all dem, was sie gerade erlebte, viel zu sehr überwältigt.
    „Ich lasse mich gerne überraschen“, sagte sie.
    „Du hast es gehört, Virginia“, sagte Axel in die Anlage hinein. „Überrasche uns einfach.“
    „Jawohl, Sir.“ Ein elektronisches Klicken in der Leitung beendete das Gespräch.
    Maggie deutete auf den Lautsprecher. „Das war?“
    „Virginia“, antwortete er. „Meine rechte Hand und Assistentin. Ein Juwel.“
    In diesem Moment erreichte der Aufzug mit einem sanften Rucken die zwölfte Etage, und die Türen schoben sich auf.
    Maggie traute ihren Augen nicht. Vor ihr blinkte, leuchtete und strahlte tatsächlich ein ganzer Vergnügungspark. Aus allen Richtungen dudelten Jahrmarktsmusik und Leierkastenklänge.
    Axel ging zwei Schritte nach draußen und machte dann mit einer übertrieben tiefen Verneigung eine einladende Geste, ganz so wie ein Zirkusdirektor aus alten Zeiten. „Herrreinspaziert, meine Dame!“
    Maggie kicherte und folgte der überschwänglichen Einladung.
    Der Boden bestand aus alten, rund getretenen Pflastersteinen - wie auf einem englischen Marktplatz des vorvorletzten Jahrhunderts. Überall standen hölzerne Buden und Zelte aus grob gewebter Leinwand. Schieß-, Wurf- und Angelbuden. Verkaufsstände für Zuckerwatte, gebrannte Mandeln, kandierte Äpfel und Naschwerk. Dazwischen glänzend bunt lackierte Wahrsagerkabinen und Spiegelkabinette. Inklusive eines Riesenrades und einer hölzernen Achterbahn von bestimmt zehn Metern Höhe gab es hier alles, was man sich in einem Vergnügungspark so vorstellen kann.
    Oder besser in einem Vergnügungspark-Museum, dachte Maggie. Denn alles, was sie sah, war zwar außerordentlich gut erhalten, aber zugleich auch unglaublich alt. Ja, beinahe schon antik.
    Es war, als hätte sie mit dem Verlassen des Lifts eine vollkommen andere Zeit betreten.
    „Die meisten sind Originale von P. T. Barnum“, erklärte Axel voller Stolz.
    „Wirklich? Aus dem echten Barnum & Bailey -Zirkus und seiner Kuriositätenmenagerie?“, fragte Maggie begeistert.
    „Inklusive all seiner raffinierten Fälschungen“, bestätigte Axel. „Sogar die Meerjungfrau und der Riese von Cardiff befinden sich in meinem Besitz.“
    „Wow“, sagte Maggie und wollte ihn gerade bitten, sie dorthin zu führen, als sie etwas sah, das sie noch sehr viel mehr interessierte als Barnum und all seine kuriosen Kreaturen, und das war ein uraltes, wunderschönes Pferdekarussell. Wie magisch davon angezogen, lief sie zu ihm hinüber.
    Schon als kleines Mädchen hatte Maggie diese Fahrwerke geliebt, aber das hier toppte alle, die sie jemals zuvor gesehen hatte. Das hier war einzigartig. Die Tiere darauf waren im Gegensatz zu heutigen Karussells beinahe lebensgroß und so fein und liebevoll geschnitzt und bemalt, dass sie fast echt wirkten.
    „Funktioniert das noch?“
    „Aber natürlich.“
    „Darf ich?“ Sie deutete hinauf.
    „Klar“, sagte Axel, dem es sichtlich Freude bereitete, dass Maggie von dem Karussell so begeistert war. „Ich schalte es an.“
    Maggie kletterte auf die runde Plattform und von dort über einen Steigbügel auf den Rücken eines schwarzen Hengstes mit rotem Federbusch auf dem Kopf. Der Holzrücken fühlte sich warm und geschmeidig an, und sie nahm die ledernen Zügel in die Hand. Obwohl sie alt waren, waren sie gut gepflegt und so geschmeidig wie vor hundertvierzig Jahren. Unglaublich.
    Kaum saß sie, da sprangen auch schon die vielen bunten Lichter des Karussells an, Spielorgelmusik ertönte aus langen, blechernen Pfeifen, und mit einem anfänglich holprigen Ruckeln

Weitere Kostenlose Bücher