Schwingen der Lust
Drehbuchadaption ganz nah beim Roman bleibt?“
„Absolut“, sagte er. „Wenn Sie wollen, können Sie das Drehbuch auch selbst schreiben. Ich stelle Ihnen gerne einen erfahrenen Drehbuchautor zur Seite.“
Sie fühlte sich geschmeichelt, lehnte aber dankend ab. Sie war zwei Jahre lang mit dem Stoff schwanger gegangen und hatte dann ein weiteres Jahr schreibend daran gearbeitet. Genug war genug. Außerdem hatte sie, wie ihr gerade bewusst wurde, längst eine Idee für einen neuen Roman: Azazel. Die Recherche heute Nacht hatte ihren Appetit geweckt.
Bloody Bill Anderson und die James-Brüder hatten gegen die Union rebelliert, Azazel aber gegen Gott. Ein noch sehr viel gewaltigeres Thema. Jetzt, da durch die Verfilmung von Bloody Bill die Aussicht bestand, dass das Buch ein Bestseller wurde, konnte sie davon ausgehen, dass ihr nächster Roman gleich von Anfang an voll einschlagen würde. Und während sie nie im Leben damit gerechnet hatte, dass Bloody Bill jemals verfilmt wurde, war nun - durch die Ereignisse des heutigen Tages und durch die Tatsache, dass sie gerade einem Filmproduzenten gegenübersaß - der Gedanke an eine Verfilmung des neuen Buches ein ganz logischer.
Ein verlockender.
Sie konnte es kaum erwarten, mit der Arbeit zu beginnen und eingehender zu recherchieren - und das nun nicht länger nur, um mehr über Axel zu erfahren.
„Dann sind wir uns also einig“, sagte Tazz freundlich.
„Ja, das sind wir“, bestätigte Maggie und war ehrlich begeistert. Nicht nur von dem Geld.
Sie freute sich schon darauf, ihrer Mutter und Lydia von dem Deal zu erzählen ... und auch Axel.
Tazz winkte einer der Kellnerinnen, und die öffnete eine Flasche Champagner. Sie stießen miteinander an, um den Deal zu besiegeln. Anschließend sprachen sie noch über eine Stunde lang angeregt über das Projekt.
Tazz schien großen Wert zu legen auf Maggies Meinung; zum Beispiel welche Schauspieler die beste Besetzung der Figuren wären oder wer ihrer Ansicht nach Regie führen sollte.
Innerhalb von nur zwei Tagen hatte für Maggie ein vollkommen neues und in so vielen Bereichen aufregendes und überwältigendes Leben begonnen. Erst die Begegnung mit Axel und dann das hier. Sie war wie im Rausch - und gleichzeitig hatte sie, ganz tief im Innern, ein klein wenig Angst davor, dass sie jeden Moment wach werden und sich all das nur als Traum herausstellen würde.
„Oh“, sagte Tazz plötzlich mit einem überraschten Blick über ihre Schulter hinweg.
Maggie drehte sich herum. Während ihres Gespräches hatte der Himmel im Osten begonnen, sich zuzuziehen. Ein grauer Wall turmhoher Wolken näherte sich vom offenen Ozean her.
„Ich fürchte, Sie müssen uns verlassen, ehe uns das da erreicht.“ Er deutete mit einem Stirnrunzeln auf die Schlechtwetterfront und erhob sich von seinem Stuhl.
Schon kam auch der Hubschrauber-Pilot herangeeilt. „Wir müssen leider sofort los. Ich kann die Maschine hier auf der Jacht unmöglich ausreichend gegen den Sturm sichern.“
Maggie versuchte, ihre Enttäuschung darüber, so abrupt inmitten des interessanten Gesprächs unterbrochen zu werden, so gut es ging zu verbergen. Jedoch anscheinend nicht sehr gut, denn Tazz lächelte mitfühlend.
„Keine Sorge, Ms Carey, wir sehen uns schon ganz bald wieder“, sagte er und nahm ihre Hand in seine. „Spätestens zur Unterschrift der Verträge bei Ihnen im Verlag.“
„Ich freue mich schon sehr darauf“, entgegnete Maggie ehrlich und war überrascht, als Tazz sich vor ihr verneigte und tatsächlich den Rücken ihrer Hand küsste.
„Ich auch“, sagte er, während er von unten zu ihr hoch schaute, und in seinen unglaublich blauen Augen flackerte es kurz hell auf, bevor er die Luft tief durch die Nase einatmete.
Hatte sich da gerade ein erster Blitz aus den Gewitter wolken auf seinen Pupillen gespiegelt ?
„Wir müssen los“, drängelte der Pilot noch einmal und lief eilig los.
Maggie schenkte Tazz ein letztes, dankbares Lächeln und beeilte sich dann, dem anderen Mann zum Heck der riesigen Jacht zu folgen. Obwohl das Schiff selbst noch im strahlendsten Sonnenschein lag, hatte das Meer bereits merklich an Bewegung zugenommen, und sie musste sehr aufpassen, auf dem schon leicht schlingernden Deck im Laufen nicht die Balance zu verlieren.
Als sie den Hubschrauber erreichte, saß der Pilot schon im Cockpit und startete gerade die Rotoren.
„Keine Sorge“, sagte er, während sie neben ihm auf ihren Sitz kletterte und sich hastig
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