Schwingen der Lust
Mit ’Z’, stellen Sie sich das bitte vor.“
„Ja, als Magdalena weiß ich nur zu gut, was Sie meinen“, erwiderte sie. „Bitte nennen Sie mich Maggie.“
Das Eis war gebrochen. Er lächelte ein hinreißendes Lächeln und machte eine Geste zu einem reich gedeckten Frühstückstisch.
„Jetzt, da wir die Formalitäten hinter uns haben, lassen Sie uns bitte das versprochene Frühstück genießen.“
Maggie lächelte zurück und folgte ihm. Nur zu gerne gestattete sie ihm, ihr einen Stuhl anzubieten. Dann setzte er sich ihr gegenüber, und sogleich kamen zwei junge Frauen in Uniformen herangeeilt, um ihnen Kaffee einzuschenken.
Während sie ihren Kaffee süßte, fiel Maggie auf, dass beide ihm versteckt schmachtende Blicke zuwarfen ... und auch, dass er sie völlig ignorierte und sich ganz auf Maggie konzentrierte.
Sie konnte die beiden Kellnerinnen nur zu gut verstehen. Tazz war einer der attraktivsten Männer, die ihr je begegnet waren. Fast ebenso attraktiv wie Axel; nur dass er da, wo Axel düster war, ja fast finster, hell war und freundlich - beinahe schon strahlend. Sie fragte sich, wie jemand sooo unverschämt blond sein konnte. Sie kannte Frauen, die dafür töten würden.
Er griff nach einem Buch, das neben seiner Serviette lag. Maggie erkannte es sofort als das ihre.
Bloody Bill.
„Ein toller Stoff“, sagte er. „Meinen Glückwunsch.“
„Danke“, sagte sie und nahm einen Schluck Kaffee. „Es freut mich, dass es Ihnen so gut gefällt.“
„So gut, dass ich einen Film daraus machen will.“ Er führte ein Glas mit Orangensaft zum Mund, und Maggie bemerkte die Schönheit seiner großen, aber schlanken und sehnigen Finger.
Sein sonnengebräunter Handrücken schimmerte im Glanz der feinen blonden Härchen. Er trug keinerlei Schmuck.
„Die Menschen lieben Rebellen“, fuhr er fort. „Es ist dabei ganz egal, wie rücksichtslos sie vorgehen oder wie viel Unheil sie mit ihren Handlungen anrichten.“ Bei dem letzten Satz war Tazz’ Miene fast schon schwermütig geworden.
„Ich glorifiziere seine Taten nicht“, sagte Maggie schnell, um das gleich klarzustellen, und tat eine Scheibe Räucherlachs auf ein Stück warmen Toast. „Ganz bestimmt nicht. Und auch nicht die der James-Brüder.“
Tazz nickte verständnisvoll. „Sie setzen sie nur in einen ganzheitlichen historischen Kontext. Erklären die Beweggründe hinter ihren Taten.“
„Genau“, sagte Maggie. „Keiner von ihnen war ein Robin Hood oder gar ein Engel. Aber sie waren auch nicht die Monster, als die man sie so gerne darstellt.“
„Niemand wird als Monster geboren“, stimmte Tazz ihr mit einem gedankenvollen Nicken zu. „Doch wir alle haben die Pflicht, bestimmte Grenzen nicht zu überschreiten.“
„Nur wenn wir sie überhaupt als Grenzen erkennen und auch akzeptieren“, erwiderte Maggie kritisch. „Es sind Ereignisse und persönliche Erfahrungen, die jedem Einzelnen von uns diese Grenzen definieren und auch immer wieder neu setzen. Ganz eigene Hoffnungen und Ängste. Nicht die Moral der Massen und auch nicht ein abstraktes Regelwerk, das die einen durchaus als ihr Gesetz betrachten mögen, während es für andere nichts weiter ist als eine vollkommen bedeutungslose Ansammlung von Papier. Es gibt für jeden von uns Mächte, die größer sind als das, was andere als Gesetze festlegen.“
Tazz nickte nachdenklich. „Sie meinen die Force Maj eure. Die Höhere Gewalt.“
„Auch. Aber in erster Linie meine ich den Willen zu überleben“, fügte Maggie hinzu, während sie das letzte Stück ihres Lachstoasts auf die Gabel spießte. „In Freiheit zu leben.“
„Oh ja, der ewige Drang nach Freiheit“, bestätigte Tazz und nahm sich einen Apfel. „Schreien wir nicht alle danach? Und doch sehnen sich die meisten von uns nach Ordnung und Sicherheit. Nach festen Regeln und klaren Grenzen.“
„Freiheit gegen Ordnung“, sagte Maggie zustimmend. „Das älteste Dilemma der Welt. Und bei den meisten siegt die Ordnung ... weil sie einfach so sehr viel leichter zu leben ist als die Freiheit.“
Jetzt schmunzelte Tazz wieder. „Sie sprechen mir aus der Seele. Wahrscheinlich hat Ihr Buch es mir deswegen so angetan. Nichts macht eine Story attraktiver als ein uralter, universaler Konflikt, den einfach jeder nachvollziehen kann und keiner wirklich zu lösen vermag.“
Maggie war begeistert, dass er so umfassend verstand, worum es ihr mit ihrem Buch in der Hauptsache ging.
„Dann kann ich davon ausgehen, dass die
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