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Schwingen der Lust

Schwingen der Lust

Titel: Schwingen der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Riccarda Blake
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antwortete der Pilot. Mehr sagte er nicht.
    Die riesigen, malerischen Strandgrundstücke mit den altherrschaftlichen Bruchsteinvillen und hölzernen Badepavillons zogen unter ihnen hinweg, und schon nach weniger als zwei Minuten hatten sie das Ende von Long Island und die Hamptons passiert. Nun lag nur noch der weite Ozean unter und vor ihnen.
    Der Anblick der von der Sonne beschienenen goldblauen Weite ließ Maggie seufzen. Es war einfach wunderschön.
    Das ohnehin durch die Kopfhörer gedämpfte Geräusch der Rotoren war auf einmal wie ausgeblendet, und sie fühlte in sich eine Sehnsucht wachsen, einfach die Arme auszubreiten und über das Meer hinwegzugleiten; dicht über den Wellen, den Wind im Haar ... frei.
    Sie konnte nicht sagen, wie lange sie so über den Atlantik hinweggeflogen waren, doch auf einmal tauchte am Horizont ein weißer Punkt auf, der schnell größer wurde.
    Schon nach wenigen Sekunden erkannte Maggie, was es war - eine Jacht.
    Eine gigantische Jacht. Beinahe so groß wie ein Kreuzfahrtschiff.
    Das also war ihr Ziel. Der Helikopter hielt darauf zu, stieg kurz davor in die Höhe, verringerte dabei die Geschwindigkeit, bis er über dem Heck der Jacht schwebte und dann zur Landung herabsank.
    Zwei Matrosen kamen herbeigelaufen, um die Kufen auf dem Deck zu sichern, und der Pilot schaltete die Rotoren ab.
    Maggie sah einen hochgewachsenen Mann auf dem rückwärtigen Teil der zwei Etagen höher liegenden Brücke stehen. Seine langen, blonden Locken wehten im Wind und standen im starken Kontrast zu seinem dunklen, dreiteiligen Anzug.
    Er bewegte sich nicht; stand einfach nur da - aber er lächelte. Obwohl er nicht älter aussah als vielleicht gerade mal Anfang dreißig, hatte seine Haltung etwas Majestätisches.
    Einer der Matrosen half Maggie aus dem Cockpit.
    „Willkommen“, sagte er mit einer Verneigung. „Wenn ich bitten darf.“ Er bat sie mit einer Geste, ihr den Weg zeigen zu dürfen. Maggie schaute nach oben. Der große Blonde war verschwunden, aber sie war sich sicher, dass sie ihn gleich wiedersehen würde.
    Während sie dem Matrosen in Richtung Bug folgte, fiel ihr auf, dass sie zwar beeindruckt war, aber nicht eingeschüchtert. Es war ein gutes Gefühl, einem Deal entgegenzugehen, den man zwar wollte, aber nicht unbedingt dringend brauchte.
    Das verdankte sie der Begegnung mit Axel - so wie sie es auch dem Besuch in seinem riesigen Haus verdankte, dass die Jacht bei all ihrer glänzenden Pracht sie jetzt nicht so bange machte, wie sie es ganz gewiss noch vorgestern getan hätte.
    Sie erreichten das Vorderdeck, und Maggie sah ihre Vermutung bestätigt: Der große Blonde stand dort mit dem Rücken zu ihr an der Reling und wartete auf sie. Sie musste unwillkürlich schmunzeln, als sie sah, dass seine langen Locken nicht das Einzige waren, das im Kontrast stand zu seinem makellos sitzenden Anzug.
    Er war barfuß - und allein diese Tatsache brachte ihm schon Pluspunkte ein. Maggie mochte unkonventionelle Menschen.
    „Sir“, sagte der Matrose, um auf sich und Maggie aufmerksam zu machen; aber Maggie war sich sicher, dass er schon vorher gewusst hatte, dass sie hinter ihm standen.
    „Wegtreten“, sagte er mit einer unglaublich tiefen und kraftvollen Stimme und wartete erst, bis der Matrose sich entfernt hatte, ehe er sich langsam zu Maggie herumdrehte. Da wusste jemand, wie man wirkt. Und zu ihrem eigenen Erstaunen empfand Maggie sein Gebaren gar nicht mal aufgesetzt.
    Es passte zu ihm und seiner majestätischen Ausstrahlung.
    „Ms Carey“, sagte er und deutete eine leichte Verneigung mit dem ganzen Oberkörper an, ohne dabei auch den Blick zu senken. „Ich freue mich sehr, dass Sie es so spontan einrichten konnten, meiner gewiss unerwarteten Einladung Folge zu leisten.“
    „Die Freude ist ganz auf meiner Seite“, setzte Maggie das von ihm begonnene und leicht altertümlich wirkende Ritual fort. Da legte offenbar jemand großen Wert auf Etikette. Aber nach ihrer ausgiebigen Arbeit an Bloody Bill bereitete ihr sein Sprach-Kodex keine ernst zu nehmenden Schwierigkeiten. „Mit wem, wenn ich das so freiheraus fragen darf, habe ich die Ehre?“
    „Oh, verzeihen Sie meine lausigen Manieren“, beeilte er sich zu erwidern. „Bitte nennen Sie mich Tazz.“
    „Tazz?“, fragte Maggie. „Ist das Ihr Vor- oder Ihr Nachname?“, hakte sie leicht amüsiert nach.

    Er schmunzelte. „Das ist der Versuch, mit dem altmodischen Namen zurechtzukommen, den mein Vater mir gegeben hat. Balthazar.

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