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Schwingen der Lust

Schwingen der Lust

Titel: Schwingen der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Riccarda Blake
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sie. „Und das weißt du genauso gut wie ich.“ Sie blickte zum nun wieder wolkenlos klaren Himmel hinauf. „Er ist verschwunden. Für immer.“
    „Er wird zurückkehren“, erwiderte Tazz störrisch. „Wenn wir die Dinge erst in Ordnung gebracht haben, wird Er uns endlich vergeben und Seinen alten Platz als Herrscher wieder einnehmen.“
    Bedauernd schüttelte sie den Kopf.
    „Alles was wir tun können, ist, dafür zu sorgen, dass der angerichtete Schaden nicht noch größer wird, mein Freund. Die Schöpfung muss gerettet werden. Um jeden Preis. Ehe sie gänzlich verloren geht. Und das setzt du gerade unbesonnen aufs Spiel, wenn du es dir zum Ziel machst, den Löwen zu jagen, anstatt die Abgal ihrer Bestimmung zuzuführen.“ „Ich muss tun, was ich tun muss.“
    „Dann lässt du mir keine andere Wahl, Bruder“, sagte sie und drehte sich herum.
    „Wo willst du hin?“
    „Zur Abgal“, erwiderte sie. „Ich werde die Sache selbst in die Hand nehmen.“
    „Das kann ich nicht zulassen, Ani’El.“
    „Wa...?“
    Ihr Blick war zornig, als sie zu ihm herum wirbelte: die bis eben noch unschuldigen Rehaugen jetzt die einer angreifenden Wölfin. Doch Tazz machte nur eine knappe Geste, und ihr Gesichtsausdruck wurde auf der Stelle wieder sanft, der Blick wieder harmlos und weich. Jetzt, da sie bei der Landung auf der Jacht einen Menschenkörper angenommen hatte, war sie wie die Malikat seinem Di’Mai wehrlos ausgeliefert, gleichwohl er wusste, wie sehr sie in ihrem Innern dagegen ankämpfte.
    „Du bleibst“, sagte er leise.
    „Ich bleibe“, wiederholte sie.
    „Du weißt, dass ich dir nichts Böses will.“
    „Ja, das weiß ich.“
    „Und auch, wie sehr ich dich liebe.“
    „Ja“
    „Dann sei mein Gast und gönne dir ein wenig Ruhe, Schwester. Du hast sie nach all der Zeit bitter nötig.“
    „Oh ja, das habe ich“, erwiderte sie und seufzte.
    Dieses Seufzen kam von so tief drinnen, dass er wusste, dass er jetzt wirklich die vollständige Gewalt über sie hatte. Und es war so ehrlich, dass es ihn fast schmerzte zu erkennen, dass Ani’El nur unter dem Einfluss des Di’Mai dazu in der Lage war, ihre Müdigkeit, ihre Erschöpfung zuzugeben. All die Jahrtausende hatte sie als ihre Anführerin immer nur Stärke zeigen müssen. Dabei war sie so verloren und verzweifelt wie sie alle. Das brachte ihn auf eine Idee und zum Schmunzeln.
    „Du brauchst etwas Entspannung“, sagte er.
    „Entspannung wäre schön.“
    Tazz nahm ein kleines Funkgerät aus der Hosentasche und gab einen Befehl. Gleich darauf erschienen zwei seiner Matrosen auf Deck. Hochgewachsene Kerle. Muskulös und sehnig.
    „Das sind Lars und Ricco. Gefallen sie dir?“, fragte Tazz. Zu seiner Überraschung wurden Ani’Els Wangen rot, und sie senkte ein wenig den Blick, ohne jedoch die beiden attraktiven und zugleich ungehobelt wirkenden Männer aus den Augen zu lassen.
    Lars war, wie der Name schon verriet, nordischer Abstammung und beinahe ebenso blond wie Tazz. Ricco war Latino und erinnerte stark an den jungen Banderas.
    „Ja“, flüsterte sie. „Sie gefallen mir. Sehr sogar.“
    „Sie gehören ganz allein dir, Schwester“, sagte Tazz. „Tu mit ihnen, was immer du willst.“
    Er sah, wie sie zögerte und wunderte sich, warum. Dann räusperte sie sich schüchtern.
    „Was?“, fragte Tazz.
    Aber auch jetzt zögerte sie, trat von einem kleinen Fuß auf den anderen, ehe sie dann leise sagte: „Es ist mir ein wenig peinlich.“
    „Dir muss gar nichts peinlich sein, Ani’El“, versicherte er ihr. „Sprich es ruhig aus.“
    Sie holte tief Luft, dann sprach sie ganz schnell, so als wolle sie sich selbst überlisten. „Mir wäre es lieber, wenn sie mit mir tun, was immer sie wollen.“
    Beinahe hätte Tazz laut aufgelacht vor Überraschung und entzückter Begeisterung.
    Ani’El, die Oberste der Söhne und Töchter der Himmel, die Älteste und Mächtigste des Rates der B’Nai Elo him, sehnte sich also heimlich danach, endlich einmal nicht die Kontrolle haben zu müssen, endlich einmal nicht die Verantwortung zu tragen für das, was geschah? Ani’El, die Starke, wollte einmal in ihrem Ewigkeiten währenden Leben schwach sein dürfen ...
    ... und genommen werden ...
    ... sich wehr- und machtlos ausliefern und fallen lassen.
    Tazz freute sich darüber, dass er ihr über das Di’Mai die Chance dazu verschaffen konnte, sich dazu zu bekennen ... und es auch auszuleben. Sie selbst würde sich das niemals gestatten.
    Nicht zum ersten Mal

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