Schwingen der Nacht
stehen, und sein Blick wurde leer. Eine Frau, die auf ihn wartete? Dieselbe Frau,
jeden Tag?
Das klang nach … Ehe. War er schon bereit dazu? Er wusste, dass er Clair wollte und dass er sie ganz sicher mehr wollte als jede andere Frau bisher. Und das nicht nur in körperlicher Hinsicht.
Sex mit anderen Frauen hatte er aufgegeben. Doch nicht eine Sekunde lang hatte er in Betracht gezogen, das Joggen mit Clair aufzugeben. Er fühlte sich lebendiger, wenn er in ihrer Nähe war.
Während er weiterarbeitete, die verkohlten Überreste eines alten Gartenstuhls wegräumte und die gefährlich lose in den Angeln hängende Eingangstür eines Apartments abnahm, dachte er über all die unterschiedlichen Dinge nach, die er für Clair empfand. Er wollte mit ihr zusammen sein, wollte ihr ständig nahe sein. Nie wurde ihm ihre Gesellschaft lästig. Clair schien seine Stimmungen lesen zu können. Sie saß schweigend neben ihm, wenn ihm danach war, oder zog ihn auf, wenn er das Bedürfnis nach ungezwungenem Spaß verspürte. Ihre Gesellschaft war nie aufdringlich. Mit ihr zusammen zu sein fühlte sich einfach … gut an.
Auch er hatte ein Gespür für ihre Stimmungen. Aber vielleicht lag das daran, dass Clair nicht wie die meisten anderen Frauen Spielchen spielte. Wenn irgendetwas sie störte, sagte sie ihm das. Mit Ausnahme der sinnlichen Neckereien der letzten Zeit, die sie beide genossen, war sie offen und ehrlich.
Ganz bestimmt gefiel es ihr nicht, dass er sich für die geheimnisvolle Frau interessierte. Harris gefiel es ja selbst nicht. Nicht mehr. Wer brauchte eine Frau, die ihm lieber geheime Nachrichten und Nacktaufnahmen hinterließ, statt ihm von Angesicht zu Angesicht zu sagen, dass sie ihn mochte? Er sollte sich vielmehr auf Clair und die neue Art konzentrieren, wie sie seine Lust weckte und ungeahnte Träume in ihm heraufbeschwor.
Harris hatte eine Entscheidung getroffen. Er würde Dane und Alec für ihre Hilfe danken, zahlen, was er ihnen schuldete, und sie von dem Fall abziehen. Morgen.
Denn heute Abend wollte er Clair.
Er ließ seine Ablenkung hinter sich und machte sich wieder an die Arbeit. Je schneller sie den Ort des Geschehens aufgeräumt hätten, desto früher wäre seine Schicht zu Ende. Und umso früher könnte er Clair treffen.
Clair hörte in den Nachrichten von dem Brand und machte sich solche Sorgen, dass sie kaum still sitzen konnte. Einen Feuerwehrmann zu lieben war noch nie leicht gewesen, doch jetzt war – wie Harris schon festgestellt hatte – alles anders. Sie musste ihre Gefühle nicht mehr hinter freundlicher Kameradschaft verbergen.
In dem Augenblick, als sie Harris’ Wagen sah, schnappte sie sich ihre Schlüssel und stürzte aus der Tür. Sie dachte nicht über ihre Schuhe nach oder über Harris’ Reaktion. Sie wollte nur bei ihm sein und sichergehen, dass er auch diesmal ohne körperlichen Schaden davongekommen war.
Harris war schon im Haus und öffnete gerade seine Wohnungstür, als Clair ankam. Als sie ihn sah, blieb sie stehen, holte Luft und nahm seinen Anblick in sich auf. Er sah … wundervoll aus. Erschöpft und mit geröteten Augen, aber dennoch stark und groß, und dennoch der Mann, den sie von Herzen und über alles liebte.
Als sie ihn jetzt sah, gezeichnet von dem lebensgefährlichen Einsatz, wusste Clair nicht mehr, was sie sagen sollte. Ihre Empfindungen schnürten ihr die Kehle zu, und Liebe glühte in ihren Augen. Sie verschlang die Finger ineinander. “Harris.”
Er hatte eben die Tür aufgemacht und drehte sich mit einem Lächeln auf den Lippen zu ihr um. “Hey, ich wollte mich gerade umziehen und zu dir rüberkommen.”
Clair schluckte und kämpfte den Drang nieder, ihn zu umarmen. “Was wolltest du denn anziehen?”
Dummkopf. Das ist doch egal, oder?
Er roch an seiner Jacke, rümpfte die Nase und verzog den Mund. “Irgendwas, das nicht nach Qualm stinkt. Ich hab schon in der Feuerwache geduscht, aber der verdammte Rauch hängt in meinen Haaren und meinen …”
Clair gab auf. Sie hielt es nicht mehr aus, konnte keine Sekunde länger warten, konnte nicht geduldig vor ihm stehen bleiben, während er sich freundlich mit ihr unterhielt. Sie trat zu Harris, legte ihre Hand in seinen Nacken, küsste seinen Mund, sein Kinn und seinen Hals. Dann schmiegte sie ihre Wange an seine Brust und hielt ihn fest.
Langsam legte Harris seine Arme um sie. “Hey? Was ist los?”
Fast zu überwältigt, um zu sprechen, schüttelte Clair den Kopf und gab dann zu: “Ich hab
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