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Schwur der Sünderin

Schwur der Sünderin

Titel: Schwur der Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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totschlagen.«
    »Hab keine Angst! Ich werde dich vor ihm beschützen.«
    Als Susanna seine Hand ergriff, fragte er ehrfürchtig: »Hast du jemals einen so riesigen Wolf gesehen?«
    »Das war kein Wolf. Es war ein Mensch!«, erklärte Susanna.

Kapitel 12
    Nachdem der Bader den letzten Gast der Badestube an der Tür verabschiedet hatte, lud Jacob Hauser ihn ein: »Komm mit Peter, Friedrich und mir ins Wirtshaus.«
    Als Gabriel die Namen der jungen Männer hörte, verfinsterte sich sein Gesicht, sodass Hauser nur mühsam ein Grinsen unterdrücken konnte. Mit gespielt ernster Miene rügte er den Freund: »Sei nicht verbohrt, du alter Griesgram, ein paar Bier werden dich aufheitern.«
    »Ich habe zu arbeiten«, erklärte Gabriel unwirsch und wollte sich an Hauser vorbeidrücken.
    »Die Hochzeit würde viele Probleme lösen«, versuchte Jacob ihn umzustimmen.
    »Wir haben keine Probleme«, antwortete der Bader und funkelte den Freund aus seinen wässrig-blauen Augen wütend an. »Und selbst wenn, dann würden sie dich nichts angehen«, fügte er hinzu und wandte sich von Hauser ab.
    »Du sturer, alter Bock!«, rief Jacob ihm hinterher.

    »Ich kenne euch«, sagte der Wirt vom »Blauen Hecht« in der Grasegasse in Mühlhausen. »Euer Freund Michael hat hier gearbeitet.«
    Peter nickte, woraufhin der Wirt murmelte: »Gott sei seiner armen Seele gnädig.«
    »Das wird er«, sagte Peter überzeugt. »Michael war ein guter Mensch, ebenso wie unser Freund Johannes.«
    Peter verstummte, als er in Gedanken Michael auf dem Schlachtfeld vor Frankenhausen umherirren sah. In der Erinnerung hörte er die Rufe der Freunde, die versucht hatten, Michael zu warnen, als ein Landsknecht mit erhobenem Schwert auf ihn
zugeeilt war. Doch der Donnerhall der einschlagenden Kanonenkugeln verschluckte ihre Schreie. Peter hoffte aus tiefster Seele, dass Michael nichts gespürt hatte, als der Landsknecht ihn köpfte, und dass Johannes keine Schmerzen empfunden hatte, als die Kanonenkugel ihn in Stücke riss. Er schüttelte sich, um die Gedanken zu vertreiben. Als er aufschaute und Hausers und Friedrichs Blicke sah, wusste er, dass sie die gleichen Erinnerungen plagten.
    »Das erste Bier geht aufs Haus«, erklärte der Wirt augenzwinkernd und schob jedem einen Krug hin. Die drei dankten ihm und setzten sich an einen freien Tisch.
    »Auf Michael, Johannes und Matthias, die wir niemals vergessen werden«, sagte Hauser, hob den Krug und leerte ihn. Sogleich wurde Nachschub bestellt.
    Doch bevor Hauser einen Schluck nehmen konnte, stöhnte er leise auf: »Es rumort in meinem Bauch, als ob ich frischen Kohl gegessen hätte.« Er rannte hinaus zum Abort.
    Kaum war er verschwunden, stupste Friedrich seinen Freund Peter an und forderte mit fester Stimme: »Erklär mir endlich, wer dieser Joß Fritz ist.«
    Peter nahm einen Schluck, um Zeit zu schinden. Seit ihrer Ankunft am vergangenen Abend stellte Friedrich immer wieder dieselbe Frage, doch Peter wagte es nicht, ehrlich zu antworten. Er hatte Angst, dass Friedrich ihm nicht länger vertraute, wenn er die Wahrheit erfuhr. Peter musste sich eine Begründung überlegen, mit der er seinen Freund zufriedenstellen konnte.
    »Jetzt klär mich auf!«, forderte Friedrich ungehalten.
    »Ich weiß nicht, von wem du sprichst«, antwortete Peter und blickte sich scheinbar neugierig im Schankraum um.
    »Joß Fritz, dessen Sohn du angeblich bist«, sagte Friedrich mit erregter Stimme, sodass Peter erschrocken fauchte:
    »Sei still! Das muss nicht jeder hören.«
    »Aha«, triumphierte der Freund. »Es ist Wahres dran.«

    »Du hast dich verhört«, schnaubte Peter ärgerlich. »Ich weiß nicht, woher du diesen Namen hast.«
    »Du selbst hast ihn dem Bader genannt.«
    Peter stellte mit einem Knall seinen Krug ab und schimpfte: »Es war eisig kalt, und wir waren hundemüde. Du musst dich verhört haben. Jetzt belästige mich nicht weiter.«
    Friedrich blickte seinen Freund sauertöpfisch an, schwieg jedoch.
    Hauser, der die Szene vom anderen Ende des Raumes beobachtet hatte, ging zurück zum Tisch. Er wartete eine Weile, und als die beiden Burschen still blieben, fragte er: »Warum streitet ihr?«
    Peter schaute erstaunt von seinem Krug auf. »Wir streiten nicht.«
    »Ich habe euer Streitgespräch beobachtet.«
    Friedrich missachtete Peters drohenden Blick und schimpfte: »Er tut, als ob ich ein Dummschwätzer wäre, dabei weiß ich genau, dass Peter bei unserer Ankunft dem Bader den Namen ›Joß Fritz‹ zuraunte.

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