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Schwur der Sünderin

Schwur der Sünderin

Titel: Schwur der Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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das Gesöff her?«, fragte er seine Tochter und verengte die Augen misstrauisch.
    »Das habe ich für besondere Gelegenheiten aufbewahrt«, erklärte sie und lächelte ihn an. Aus den Augenwinkeln konnte sie sehen, wie die Mutter zu ihrem Bruder schlich.
    »Du Luder!«, lallte der Alte und grinste Susanna breit an, da sie ihm erneut nachschenkte.
    Hanna half ihrem Sohn auf und führte ihn zu seinem Lager im hinteren Teil des Raums.

    »Du bist schuld«, rief Nehmenich seiner Frau hinterher. »Weil du den Nichtsnutz verwöhnst, wird er aufmüpfig und verweigert meine Befehle.«
    Seine Frau überging sein Gezeter und griff auf dem Regal nach der Arnikasalbe, um Johannes’ Wunden damit zu bestreichen.
    Im Schlafbereich, der mit Laken auf einer Leine von der Küche abgeteilt war, lag Johannes wimmernd auf seinem Strohsack. Hanna murmelte ihrem Sohn beruhigende Worte zu und verteilte die Paste großzügig über die roten Flecken, die sich überall auf seinem dünnen Körper abzeichneten. Mit schmerzverzerrtem Gesicht ließ der Junge die Behandlung seiner Mutter über sich ergehen.
    Währenddessen war Nehmenich über der Tischplatte zusammengesackt und laut schnarchend eingeschlafen.
    Als Susanna sicher sein konnte, dass der Vater so schnell nicht erwachen würde, ging sie nach hinten zu ihrem Bruder. Sie kniete sich vor seinen Strohsack und fragte leise: »Was hast du ausgefressen, dass der Vater dich schon wieder verprügelt hat?«
    »Ich bin ohne Feuerholz zurückgekommen«, schluchzte Johannes. Als seine Schwester ihn rügen wollte, jammerte er: »Du weißt nicht, warum!«
    »Erklär es mir!«, forderte Susanna ihn leise auf.
    »Im Wald waren Wölfe, die mich fressen wollten.«
    »Du willst dich nur rausreden«, schimpfte Susanna ihren Bruder.
    »Ich lüge nicht«, schwor Johannes erregt und streckte seine Hände in die Höhe.
    »Warum haben die Wölfe dir nichts getan?«, fragte Susanna zweifelnd.
    Johannes druckste herum, denn er ahnte, dass seine Schwester die Wahrheit nicht glauben würde. Doch dann fasste er Mut: »Im Wald ertönte ein Pfiff, und ein riesiger Wolf erschien.« Johannes
wartete auf den Einwand der Schwester. Als der ausblieb, traute er sich auch den Rest zu erzählen. »Dieser Wolf ging auf zwei Beinen und hatte blaue Augen.«
    Susanna lachte spöttisch auf: »Ich glaube dir kein Wort! Vater tat recht daran, dich zu verprügeln«, zischte sie und ließ Johannes mit seinen Ängsten allein.
     
    Veit hätte sich ohrfeigen können. Warum habe ich mich nicht versteckt, als der Junge auftauchte, schimpfte er mit sich und hoffte, dass der Bursche über ihre Begegnung schweigen würde. »Wenn ich wüsste, wer er war«, murmelte Veit und wurde im selben Augenblick abgelenkt, weil ein Wolf aufheulte. »Zeit für die Jagd«, flüsterte er und lief tiefer in den Wald.

    Als Nehmenich am nächsten Tag seinen Rausch ausgeschlafen hatte, ging er vor die Tür, wo Johannes die Hühner fütterte. Er packte ihn an seinem Hemd und zischte: »Geh in den Wald und sammle Holz. Wage es nicht, dieses Mal ohne zurückzukommen, sonst schlage ich dich tot!« Er gab dem Jungen einen Stoß, sodass er auf sein Gesäß fiel. Nehmenich drehte sich von ihm fort und grunzte: »Verschwinde!« Dann pinkelte er an die Hauswand.
    Hanna hatte seit dem Morgengrauen in der Küche gestanden und Brotteig geknetet, als ihr Mann von draußen brüllte: »Hanna, bring mir Bier! Der Fusel von gestern scheint mich von innen auszutrocknen.«
    Hanna wischte sich die Hände an der Schürze ab und zapfte aus einem kleinen Holzfass einen halben Krug Bier, das sie mit reichlich Wasser streckte. Als Nehmenich den Raum betrat, reichte sie es ihm wortlos. Durstig leerte er den Krug in einem Zug. Mit einem Blick, der keinen Widerspruch duldete, sah er seine Frau an und befahl: »Komm mit!«

    Auf ihrem Lager bückte sich Hanna, sodass ihr Mann sie von hinten bespringen konnte. Augenblicke später zog er die Hose hoch und sagte: »Ich gehe zum Stelter.« Damit verließ er die Hütte.
    Als die Tür sich hinter Nehmenich schloss, atmete Hanna erleichtert auf. Sie holte sich eine Schüssel Wasser und stellte sie auf einen Schemel. Dann hob sie den Rock und setzte sich über die Schüssel, um den Samen ihres Mannes fortzuwaschen. Plötzlich jagte ein Stich durch ihren Körper, und Blut breitete sich im Wasser aus. Trotz der Schmerzen lächelte Hanna, denn dieses Mal konnte sie sich den Weg zur Engelmacherin sparen.
     
    Susanna war damit beschäftigt, den

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