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Schwur der Sünderin

Schwur der Sünderin

Titel: Schwur der Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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wirst du nicht!«, versicherte ihm Hauser und bestellte zwei weitere Schnäpse.

    Peter schloss leise die Tür hinter sich. Verwirrt stand er im Hausgang und konnte nicht begreifen, was der Bader ihm vor wenigen Augenblicken mitgeteilt hatte. Seine Worte hallten in Peters Gedanken nach: »Ich werde dir Annabelle unter einer Bedingung zur Frau geben: Sollte sie sich in Mehlbach nicht wohlfühlen, wirst du mit ihr nach Mühlhausen zurückkehren und hier leben. Das musst du mir versprechen.«

    Peter hatte nichts erwidert, sondern sofort in die aufgehaltene Hand des Baders eingeschlagen. Nachdem das Versprechen besiegelt war, fragte er zweifelnd: »Hat Annabelle zugestimmt?«
    »Sie wird ihrem Vater gehorchen!«, hatte Gabriel geantwortet.
    Peter glaubte, dass der sonst grimmige Blick des Baders milde geworden war. Am liebsten hätte er Luftsprünge gemacht, als Annabelle aus einem der Zimmer trat. Er konnte erkennen, dass sie geweint hatte. Sie sagte nichts, sondern senkte den Blick und blieb vor ihm stehen. Peter trat auf sie zu, legte tröstend seine Hände auf ihre Schulter und wusste im gleichen Augenblick, dass die Geste falsch war. Selbst durch ihre Kleidung hindurch konnte er spüren, wie sich ihr Körper verspannte.
    »Annabelle«, flüsterte er und nahm seine Hände von ihren Schultern. »Glaube mir, dass wir alle  – und besonders ich  – nur das Beste für dich wollen.«
    Daraufhin hob sie ihren Blick, und ihre graublauen Augen funkelten ihn wütend an. Mit bebender Stimme sagte sie: »Du willst nicht wissen, was das Beste für mich ist. Sondern du fragst nur, was das Beste für dich und deine Familie ist.«
    Peter trat einen Schritt zurück. Ihre Worte waren wie eine Ohrfeige für ihn. »Aber …«, stammelte er.
    Annabelle ließ ihn nicht weitersprechen, sondern fiel ihm ins Wort: »Ich werde mich dem Befehl meines Vaters fügen, aber du, Peter, wirst in meinem Herzen niemals Matthias’ Stelle einnehmen.« Dann ließ sie ihn stehen und verschwand in einem der Zimmer.
    Die Freude, die Peter eben noch über den Zuspruch des Baders gespürt hatte, wich Niedergeschlagenheit, und er hinterfragte seine Absichten. Dann straffte er seine Schultern und sprach sich selbst Mut zu: »Wenn sie erst meine Frau ist, wird sie lernen, mich zu lieben.«

    Friedrich verstaute Annabelles Aussteuer auf der Rampe und setzte sich in eine Decke gehüllt daneben.
    Als Annabelle zu Peter auf den Kutschbock stieg, würdigte sie ihren Vater keines Blickes und sagte kein Wort des Abschieds zu ihm. Sie starrte nur stur vor sich hin. Peter tat der Alte leid, und er rief dem Bader und Hauser zu: »Wir erwarten euch in der Weihnachtswoche.«
    Gabriel konnte nur nicken, doch Jacob Hauser wünschte ihnen: »Gute Reise!«
    Fürsorglich legte Peter Annabelle eine Decke über die Knie. Sie ließ es ohne Murren geschehen, doch ihre Körperhaltung zeigte pure Abneigung. Peter versuchte, ihren Missmut nicht zu beachten und sich seine Niedergeschlagenheit nicht anmerken zu lassen. Er winkte ein letztes Mal, dann schnalzte er mit der Zunge, und das Pferd setzte sich in Bewegung.

    Anna Maria hatte sich in der guten Stube verkrochen. Niemand sollte ihre Traurigkeit sehen. Mit tränennassem Gesicht blickte sie auf das Kreuz an der Wand und murmelte ein Gebet, denn sie sorgte sich um Veit.
    Nur sie wusste, dass ihr Liebster am frühen Morgen aufgebrochen war, um das Wolfsrudel in die Schlucht zu führen, die mehrere Tage Fußmarsch von Mehlbach entfernt lag. Am Abend zuvor hatte Veit ihr und der Familie mitgeteilt, dass er seinen Bruder aufsuchen wolle, um ihn zur Hochzeit einzuladen.
    »So ist es richtig. Dein Bruder gehört dazu«, hatte Sarah ihm freudig zugestimmt.
    Anna Marias und Veits Blicke hatten sich dabei gekreuzt, und beide fühlten sich wegen der Notlüge unwohl. Doch es war nicht zu ändern, denn die Wölfe mussten vor den Jägern in Sicherheit gebracht werden, zumal Schnee in der Luft lag.
    »Wenn es schneit, ist nicht nur das Vorwärtskommen beschwerlich,
auch unsere Spuren werden sichtbar«, erklärte Veit, als er Anna Maria Lebewohl sagte.
    Sie schniefte in ein Tuch, als sie auf dem Hof das Rattern von Rädern hörte. Sie sprang auf und ging neugierig vor die Tür, wo ihr kalter Wind ins Gesicht blies. Als Anna Maria die Ankömmlinge erkannte, lief sie auf das Fuhrwerk zu und rief voller Freude: »Annabelle! Du bist endlich da.«
    Peter zog an den Zügeln, sodass das Pferd vor der Scheune stehen blieb. Er sprang vom

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