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Schwur der Sünderin

Schwur der Sünderin

Titel: Schwur der Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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Selbst das kostbare Brot, das der Fremde mitgebracht hatte, tasteten sie nicht an.
    Als sie nach einer Weile leises Gemurmel vernahmen, reckten einige ihre Köpfe nach vorn. Sie hofften, ihren Anführer besser verstehen zu können, doch sein Flüsterton verstummte. Fragend blickten sie sich an, als Joß Fritz plötzlich mit der Faust auf den Tisch schlug, sodass jeder im Raum erschrocken zusammenzuckte.
    »Ich habe es immer gewusst!«, donnerte er. »Die hohen Herren unterdrücken die Bauern erbarmungslos, und das Gemetzel bei Frankenhausen beweist, dass ich Recht habe.«
    Joß wandte sich dem Fremden zu. »Du sagst, dass sie die Bauern wie Vieh abgeschlachtet haben?«
    Der Unbekannte nickte und erklärte: »Das Blut ist wie in einer Rinne den Kyffhäuser hinabgeflossen.«
    Joß Fritz’ Blick verfinsterte sich, und er brüllte seinen Anhängern zu: »Jetzt, da der Adel die Bauernerhebungen blutig niedergeschlagen hat, ist eine neue Erhebung wichtiger als je zuvor!«
    Auf diesen Aufschrei hatten die Männer gewartet. Mit Gebrüll streckten alle gleichzeitig ihre Fäuste in die Höhe.
    Kilian, einer seiner engsten Kampfbrüder, blickte Joß Fritz nachdenklich an, als dieser ihm ein Zeichen gab, ihm zu folgen.
Vor der Hütte vernahmen sie lautes Vogelgezwitscher und das melodische Summen der Insekten. Joß stopfte sich seine langstielige Pfeife und entzündete sie an der Glut des Zunderschwamms, den er mit Hilfe eines Feuersteins zum Glimmen gebracht hatte. Nachdem er einige Male an der Pfeife gezogen hatte, fragte Kilian: »Was hältst du davon?«
    Joß Fritz blinzelte, da ihm der Qualm in die Augen gestiegen war. Er paffte mehrmals, bis das Kraut kräftig glomm, dann antwortete er mürrisch: »Du hast gehört, was ich zu den Männern gesagt habe, und das ist mein Ernst. Jetzt geht es nicht mehr um das Streben nach Gerechtigkeit für den armen Mann. Jetzt wird Hass und Rache unser Antrieb sein.«
    Erstaunt hob Kilian den Blick.
    »Schau mich nicht so an«, wies Joß Fritz ihn barsch zurecht. »Der Adel hat es nicht anders gewollt. Lang genug haben wir darum gebeten, dass Adel und Kirche das ›Göttliche Recht‹ wieder anerkennen. Doch das vergebliche Betteln muss ein Ende haben. Die Toten der Schlacht bei Frankenhausen dürfen nicht umsonst gestorben sein«, schwor er. Joß inhalierte tief den Qualm aus seiner Pfeife, bis sich seine Anspannung legte. Er setzte sich auf einen Klotz, der als Unterlage zum Holzspalten diente, und starrte vor sich auf den Boden.
    Nach einer Weile fragte Kilian ungeduldig: »Joß, was hast du vor?«
    »Wir werden den Adel ausrotten«, erklärte Fritz mit hasserfülltem Blick.
    Kilian fragte ungläubig nach: »Was willst du?«
    »Wenn der Adel uns nicht aus freien Stücken das alte Recht zurückgeben will, werden wir einen Vernichtungskrieg gegen ihn führen müssen. Wir werden nur den Kaiser als Monarch anerkennen.«
    Kilian stimmte zögernd zu: »Kein Adliger wird den Bauern freiwillig ihre alten Rechte zurückgeben. Keiner würde die Bauern
von den Sonderabgaben befreien wollen. Wir beide wissen, dass sie das alte Recht nie wieder zulassen werden. Nie wieder werden sie den Bauern erlauben, zu jagen oder zu fischen. Und sie werden in alle Ewigkeit zu verhindern wissen, dass Bauern ihr Vieh in die Wälder treiben, sobald die Eicheln reif sind. Der Adel fürchtet zu Recht, dass die armen Menschen sich Holz zum Bauen und Brennen nehmen und nichts bezahlen. Kein Landesherr würde diesen Rechten zustimmen. Darum, mein Freund, lass uns nicht länger reden. Lass uns sofort angreifen!«
    Joß nickte und sagte mit energischer Stimme: »Du hast Recht, Kilian. Wir werden nicht länger warten und uns das zurückholen, was schon in der Bibel festgeschrieben steht.«
    Kilian sah den Freund mit lachenden Augen an und schlug ihm begeistert auf die Schulter.
    Joß Fritz stand auf und klopfte seine Pfeife am Holzklotz aus. »Ich verspreche dir und all den Männern, dass ich vor nichts zurückschrecken und nicht eher ruhen werde, bis die Sache der Bauern gesiegt hat  – selbst, wenn ich über Leichen gehen muss.«
    Dann gingen beide zurück in die Hütte.

    Am nächsten Tag saßen die Kampfgefährten mit Joß Fritz zusammen und beratschlagten, was sie als Nächstes tun würden.
    »Ich werde Müntzer in Mühlhausen aufsuchen und ihn fragen, ob er sich uns anschließen will«, erklärte Joß, als sein Blick auf den Fremden fiel, der Wolfgang hieß. »Was hast du?«, fragte er, da ihm das bleiche Gesicht

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