Schwur der Sünderin
Mannes, dem er die Hand reichte. Er umarmte Annabelle innig und küsste sie auf die Stirn. Vor Aufregung leicht zitternd legte er ihre Hand auf Peters gebeugten Arm. Auch der Bader nahm wieder Platz und wischte sich dabei eine Träne fort.
Veit zwinkerte Anna Maria liebevoll zu. Strahlend erwiderte sie seinen Händedruck und lehnte sich gegen ihn.
Peter wagte kaum, in Annabelles Augen zu blicken, da er Angst hatte, darin Ablehnung lesen zu müssen. Doch als er die Brosche seiner Mutter an ihrem Kragen entdeckte, wagte er aufzuschauen. Annabelle lächelte zaghaft, und Peters Gesichtszüge entspannten sich.
Der Geistliche begann mit seiner Predigt und wies die Brautleute auf ihre Pflichten hin. Peter glaubte zu erkennen, dass der Diener Gottes dabei immer wieder auf Annabelles Bauch schielte. Auch glaubte er verhaltenes Gemurmel der Anwesenden zu hören, was ihn verärgerte. Peter blinzelte zu Annabelle, da er befürchtete, dass auch sie nervös werden könnte, doch sie stand da und lauschte den Worten des Pastors. Als er die Brautleute zu Mann und Frau erklärte, küsste Peter Annabelle schüchtern auf den Mund, was sie entspannt geschehen ließ.
Peter blickte glücklich seine Familie an. Veit und Anna Maria gratulierten als Erste, dann umarmte Annabelles Vater seine Tochter und schien sie nicht mehr loslassen zu wollen. Als auch Hauser, Willi von der Rauscher-Mühle und noch einige andere das Ehepaar hochleben lassen wollten, mischte sich der Pastor ein: »Ihr habt später die Gelegenheit dazu. Hier will ein weiteres Paar die Kirche als Ehepaar verlassen, also setzt euch auf eure Plätze.«
Lachend kamen die Gratulanten der Aufforderung nach.
Anna Maria und Veit stellten sich Hand in Hand vor den Altar. Der Pastor begann die Predigt vorzutragen und dem Brautpaar seine Pflichten zu erklären. Anna Maria hörte aufmerksam zu und spürte, wie ihre Anspannung wuchs. Auch Veit schien mit verhaltenem Atem zu lauschen.
In wenigen Augenblicken werden wir Mann und Frau sein, dachte Anna Maria freudig, als das Kirchenportal heftig aufgestoßen wurde, sodass das Tor gegen die Mauer krachte. Putz brach von der Wand ab und fiel zu Boden. Eisiger Wind blies in den Innenraum der Kirche und ließ die Kerzen am Altar flackern.
Einige Frauen schrien erschrocken auf, während Männer in ihren Bänken hochsprangen und sich abrupt dem Eingang zuwandten.
Ullein betrat die Kirche und blieb breitbeinig am Eingang stehen. Das Schwert, das er mit sich führte, ließ er mit der Spitze zu Boden gleiten und hielt es am Knauf fest. Mehrere Bauern, die mit Mistgabeln, Sensen und Äxten bewaffnet waren, folgten ihm. Als Ullein die verängstigten Gesichter der Menschen sah, überkam ihn ein unbändiges Machtgefühl. Mit einem hässlichen Grinsen auf den Lippen schritt er auf den Altar zu.
Annabelle schmiegte sich erschrocken an Peter, der schützend den Arm um sie legte, während Veit Anna Maria hinter sich schob, sodass er sie mit seinem Körper verdeckte. Jakob, der ebenfalls aufgesprungen war, schrie dem Sohn des Försters entgegen: »Du störst die Trauung!«
Ullein blieb vor ihm stehen und zog höhnisch eine Augenbraue in die Höhe. »Du hältst besser dein Maul, Hofmeister! Sonst wirst auch du angeklagt werden.«
Hauser wollte aufspringen, als ein bewaffneter Bauer seine Mistgabel hoch hielt und ihn zurückdrängte. »Setz dich! Dann wird dir nichts geschehen«, sagte der Mann. Hauser wollte aufbegehren, als Florian ihn bat:
»Tu, was er sagt, Vater.« Hauser sah den ängstlichen Blick seines Sohnes und setzte sich zögernd nieder.
»Was redest du für einen Unsinn? Wer soll angeklagt werden?« , fragte Jakob scharf.
Ullein hob sein Schwert und zeigte mit der Spitze auf Veit.
»Was soll das?«, forderte Veit mit eisiger Stimme.
Anna Maria trat aus der Deckung hervor. »Du störst meine Vermählung, Ullein. Verschwinde mit dem Bauernpack an deiner Seite«, schimpfte sie und blickte ihn furchtlos an.
»Halts Maul, du Wolfsbraut«, zischte Ullein und ging einen Schritt auf Anna Maria zu. Sogleich stellte sich Veit vor sie
und blickte Ullein unerschrocken in die Augen. Der hob sein Schwert und zielte auf Veits Brust. »Ergreift ihn«, rief Ullein den Bauern zu, die sogleich nach vorn stürmten. Zahlreiche Hände griffen brutal nach Veit, der vergeblich auszuweichen versuchte.
»Was macht ihr da?«, schrie Anna Maria, als ein Bauer sie zur Seite stieß, sodass sie gegen den Altar fiel. Veit heulte wie ein Wolf laut auf. Als
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