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Schwur der Sünderin

Schwur der Sünderin

Titel: Schwur der Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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des Mannes nicht entgangen war.
    »Thomas Müntzer ist tot«, stammelte der Mann.
    »Warum hast du uns das nicht schon gestern gesagt?«, schrie ihn Kilian an.
    »Ich wusste nicht, dass die Kunde nicht bis zu euch vorgedrungen ist«, erklärte Wolfgang und fügte leise hinzu: »Auch Pfeiffer wurde hingerichtet.«

    »Sie sind nicht während des Kampfs gestorben?«, fragte Kilian und bedachte Wolfgang mit einem finsteren Blick.
    Der schüttelte den Kopf und berichtete stockend, dass man Müntzer und Pfeiffer nach der Schlacht in Frankenhausen gefangen genommen, gefoltert und enthauptet hatte.
    »Es überrascht mich nicht, dass die beiden ein solches Ende gefunden haben, wenngleich es mich betroffen macht«, sagte Joß mit Bedauern in der Stimme. »Beide waren zu theologisch. Beide haben das Problem der Ungleichheit zwischen Adel und Bauernschaft nicht von der politischen Seite angepackt. Sie sind zweifellos Märtyrer, wahre Heilige.«
    Joß Fritz schwieg eine Weile, grübelte und erklärte dann leise: »Ihr Tod kommt mir ungelegen! Ganz und gar ungelegen! Dann werden wir uns Luther zuwenden müssen.« Dann wies er Kilian an: »Du wirst die Leute aufteilen. Sie sollen in die Städte gehen und hören, wie die Stimmung unterm Volk ist. Ich will wissen, was sie über Frankenhausen und den Tod der beiden Schwarmgeister denken.«
    Fragend zog Kilian eine Augenbraue in die Höhe. »Glaubst du, dass die Kunde von ihrem Tod bereits aus Thüringen bis in den Schwarzwald vorgedrungen ist?«
    Joß Fritz zuckte mit den Schultern. »Das sollt ihr in Erfahrung bringen. Auch will ich wissen, was im Reich geschehen ist. Es wird Zeit, dass wir aus unserem Mauseloch hervorkriechen und handeln.«
    »Was machst du, während wir Erkundungen einziehen?«, wollte Kilian wissen.
    »Ich«, erklärte Joß Fritz, »muss nachdenken. Und dafür brauche ich Ruhe.«

    Die Männer wussten nach ihrer Rückkehr nichts Gutes zu berichten. In vielen Gesichtern konnte Joß Fritz blankes Entsetzen erkennen.
    »Überall im Reich herrscht Aufruhr«, sagte einer der Kundschafter erregt. »Das Söldnerheer der Fürsten des Schwäbischen Bundes hat unter ihrem Heerführer Georg Truchseß von Waldburg am zweiten Tag dieses Monats den Bauernhaufen am Turmberg oberhalb von Königshofen auseinandergetrieben und tausende Bauern niedergemetzelt.«
    »In Königsdorfen im Taubertal haben vor Kurzem noch dreihundert Bauern gelebt. Jetzt sind es nur noch fünfzehn, alle anderen wurden erschlagen«, berichtete ein anderer.
    Die acht Kundschafter, die losgezogen waren, überbrachten eine schlechte Nachricht nach der anderen.
    »Der Aufstand der Bauern ist zusammengebrochen«, rief einer, und die Männer nickten zustimmend.
    Auch Kilian bestätigte ihre Berichte. »Tausende von Bauernfamilien stehen ohne Ernährer da, und das Land verelendet.« Kilian zögerte, dann sagte er: »Florian Geyer wurde letzte Woche ermordet.«
    Joß Fritz, der gefasst den Berichten zugehört hatte, riss ungläubig die Augen auf und stöhnte. »Wer war der Schuft?«
    »Man erzählt sich, dass zwei Knechte seines Schwagers Wilhelm von Grumbach ihn im Gramschatzer Wald bei Würzburg ausgeraubt und erstochen haben sollen. Bislang hat man seine Leiche nicht gefunden.«
    Kurz blitzte Hoffnung in Joß Fritz’ Blick auf. »Vielleicht ist die Ermordung nur ein Gerücht.«
    »Nein, auch ich habe Berichte über Geyers Ermordung gehört«, erklärte Wolfgang, der bei der Truppe geblieben war.
    Joß Fritz war kein Mann, der Gefühle zeigte, doch Geyers Tod ließ ihn nicht kalt. Mit leiser Stimme bat er: »Lasst uns für die Seele Florians beten.«

    Die Männer falteten die Hände, senkten den Blick, und Joß sprach ein Gebet, dem er bitter hinzufügte: »Florian war einer der wenigen Edelmänner, die auf unserer Seite gestanden haben. Dank seines Geldes, mit dem er viele hundert Bauern militärisch ausbilden ließ, und dank seiner strategischen Unterstützung hatten wir die Hoffnung, zu siegen. Geyer wird als Held des Bauernaufstands in die Geschichte eingehen.«
    Joß blickte in die müden Gesichter seiner Anhänger und befahl: »Lasst uns auf die gefallenen Bauern und Freunde anstoßen und schwören, dass ihr Tod nicht umsonst war.«
    Aus der hinteren Ecke der Hütte meldete sich ein Mann zu Wort, der bislang geschwiegen hatte. »Es gibt«, erklärte er, »auch Erfreuliches zu berichten. In Weinsberg haben die Bauern gesiegt.«
    »Du dummer Mensch, warum erzählst du uns das erst jetzt?«, rief einer und

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