Schwur des Blutes
beinahe an.
„Du weißt, wo Lex-Vauns Ring ist? Hat Fay dich mit ihrer Magie getroffen?“
„Ähm, nein …“
„Was denn nun?“
„Ich … es ist, ich glaube, es ist so, wie du den Weg zu den Fürsten beschrieben hast.“ Timothy hätte es gern genauer formuliert, aber er fand keine passenderen Worte.
Jonas sprach monoton und gab seine eigenen Sätze wieder: „Ehrlich gesagt gehorchte ich meinen Instinkten oder folgte einer imaginären Landkarte, ohne sie tatsächlich zu lesen. Es ist wie ein vager, düsterer Traum, an den zu erinnern man sich nicht in der Lage befindet.“
Timothy stimmte zu. Das traf es.
„Okay.“ Jonas riss die Hände in die Höhe. „Wohin?“
„Ähm …?“
„Ins Meer. Ja, ich spür’s, du weißt es. Ab aufs Meer. Eine Seebestattung.“
Timothy nickte und wiederholte Ethos’ Worte.
„Okay. Dann los. Gentarras, du kümmerst dich um Fay. Bitte. Würdevoll. Sie bekommt vom Bakerclan eine zeremonielle Verewiglichung. Elassarius, du bleibst bei den Kindern.“ Beide Steinkolosse nickten. „Danke. Und sorgt dafür, dass uns keiner folgt. Cira, Timothy, wir brauchen ein Schiff und Ausrüstung und …“
„Nein.“ Timothy hielt Jonas’ starrer, entsetzter Miene stand. „Ohne mich. Ich begleite niemanden. Schon gar nicht euch.“ Er brachte sie nur in Gefahr.
„Was?“ Jonas baute sich vor ihm auf. „Warum nicht? Du musst!“
Timothys Reißzähne fuhren ebenso aus wie Jonas’. „Nein. Ich sage euch alles, was ihr wissen wollt.“
„Dann sprich!“
Timothy zermarterte sich das Gehirn, fragte Ethos, versuchte, sich an mehr als die grobe Richtung zu erinnern. Vergeblich.
„Nichts“, fauchte Jonas, „habe ich es mir doch gedacht. Wie bei den mentalen Vorladungen der Fürsten. Du musst mitkommen, Timothy. Du schuldest mir was!“
Timothy knurrte, bis er kühle Finger auf seinem Unterarm spürte. Überrascht sah er auf Cira hinab und schloss den Mund.
„Timothy, können wir bitte kurz reden?“
Er folgte Cira, und als sie stehen blieb, war er bereits viel ruhiger. Cira wirkte beruhigend auf ihn … wie Sam. Sein Herz begann augenblicklich, zu stechen. Er wollte, musste wissen, wo sich Sam befand, ob es ihr gut ging, wie sie sich fühlte.
„Du hast sicher deine Gründe, weshalb du uns nicht begleiten möchtest.“ Cira nahm seine großen Hände in ihre, sah zu ihm auf. Er verlor sich fast in den wundersamen, himmelblauen Augen. „Aber die Welt braucht dich jetzt. Jonas will mich beschützen, doch viel wichtiger ist, dass wir den Ring von Lex-Vaun finden. Er ist Teil einer uralten, überlieferten Legende, die dafür sorgen könnte, dass das zusammengebrochene Gleichgewicht auf der Erde wiederhergestellt werden kann. Ich bin nur ein Mensch, aber ich glaube daran. Wir müssen zusammenhalten. Wir brauchen dich.“
Timothy haderte. Je intensiver sie ihm alle ans Herz wuchsen, desto mehr musste er sie vor sich bewahren. Er beabsichtigte, den Kopf zu schütteln, da vernahm er Ethos’ verzweifelt klingende Stimme. „Bitte, Timothy, bitte. Du kannst dich beherrschen. Ich fühle, dass du stark genug bist. Vertraue dir! Und hilf ihnen. Bitte.“
Timothy war sich inzwischen im Klaren darüber, dass Ethos mehr wusste, als nur das, was in seinem Kopf gespeichert war. Und dass sie ihm helfen wollte, doch nicht sprechen durfte. Er seufzte. „Ich vertraue nicht mir, Ethos, aber dir.“ Timothy drückte vorsichtig Ciras Hände. „Ich werde euch begleiten.“
Ciras dankbares Lächeln erreichte sein Herz. Sie lief zu den anderen zurück. Er hörte, wie sie um ein Handy bat, während er mit Tränen in den Augen den Teppich seines Vaters sorgsam einrollte. Er hatte Fay nicht einmal danken können.
„Hallo? Hier ist Cira Anderson. Ich bin die Freundin von Amy Evans … Ja? Gut. Wir brauchen unbedingt deine Hilfe …“
25. April 2011
S am schirmte mit der einen Hand ihre Augen vor der untergehenden Sonne ab, die ab und zu durch die dichten Regenwolken strahlte, mit der anderen winkte sie den ehemaligen ‚ExtremE‘ Mitarbeitern, die in einem Transporter davonfuhren. Sie empfand unendliche Dankbarkeit für ihr rasches Einspringen. Es bestärkte sie darin, das Geschäft
wiederzueröffnen.
Sam hatte es Cira nicht allzu leicht gemacht, schließlich hatte ‚ExtremE‘ eigentlich die Tore geschlossen und viele der Dinge, die Cira zu mieten gedachte, gehörten ihr nicht. Aber als ein Kurier einen beglaubigten Scheck und ein unterzeichnetes Dokument von ihrem Verlobten Jonas Baker aushändigte, das
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