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Schwur des Blutes

Titel: Schwur des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madea Stephanie
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Leben war er noch nie so tief getaucht und die zahlreichen und wundersamen Lebewesen riefen das Gefühl hervor, gar nicht so absonderlich zu sein. Zum wiederholten Male überprüfte er Sams und Ciras Organismus, den Sauerstoffgehalt ihres Blutes, ihren Blutdruck, doch alles schien normal. Er konnte die Frauen nur bewundern.
    Timothy schloss die Augen und ließ sich von seinen Gedankenimpulsen leiten. Die anderen folgten ihm durch die zerklüftete Berglandschaft. Der Boden fiel beinahe senkrecht einige Hundert Yards vor ihm ab. Er stoppte und drehte sich um, wollte Kontakt zu Jonas aufnehmen, da beschleunigte sich Ciras Puls. Sie schwamm kopfüber an der Felswand hinunter. Das Okay-Zeichen bestätigte, was alle vermutet hatten. Sie spürte den Ring. Langsam begann er, an die Geschichten um die Legende zu glauben, die Jonas ihm ansatzweise erzählt hatte.
    Plötzlich verschwand Cira. Ihr Lichtkegel wurde verschluckt. Jonas rauschte hinter ihr her, hielt aber wild gestikulierend vor dem Steilhang inne. Ein enger Spalt im Gestein verschmälerte sich weiter, sodass sich Cira rückwärts aus dem Felsspalt herausschieben musste. Sie schien sich mit Sam zu unterhalten. Jonas fluchte, dass das Wasser um ihn herum schäumte. Mit fragender Miene legte Timothy Sam die Hand auf den Arm. Ihre blauen Augen hinter der Maske funkelten vor Entdeckergeist. Sie lächelte, während sie Cira half, sich aus dem Jacket für die Tauchflaschen zu schälen. Ein Blick genügte ihm. Der schroffe Durchbruch war zu schmal – außer für Ciras und Sams Körper. Er konnte nicht erkennen, ob es sich um einen Eingang zu einer Höhle oder einen engen Tunnel handelte. Verflucht! Ungeahnte Gefühle zogen sein Herz zu einer verkümmerten Traube zusammen. Er schüttelte den Kopf, doch Cira hatte sich mit Sams Hilfe die Druckluftflasche bereits vor den Kopf gehoben und manövrierte sie wie einen Torpedo vornweg in die ungewisse Düsternis hinein.
    Jonas suchte wie ein Berserker an der Felswand einen weiteren Einstieg, derweil nahm Nyl alles gelassen senkrecht im Wasser wippend hin. Es gab nichts, was die Frauen aufhalten würde, deshalb blieb Timothy nur, ihnen zu helfen. Er nahm alle überflüssigen Geräte der beiden entgegen, beobachtete, wie Sam sorgfältig eine Leine befestigte, und leuchtete mit einer Ersatzlampe hinter ihnen her. Als er Sams Flossen mit dem Lichtstrahl nicht mehr erreichte, überflutete ihn panische Finsternis. Würde ihr etwas passieren, könnte er nicht eingreifen, nicht das Geringste für sie tun. Sie würde keine fünf Yards von ihm entfernt sterben, elendig ertrinken. Er würde hier vor der Höhle bleiben, für immer. Sein Grab wäre wie ihres das Meer.
    „Ethos?“ Timothy erhielt keine Reaktion. „Ethos, mach keinen Mist. Antworte!“
Stille.
„Bitte, sag doch was, Ethos“. Beklemmung gesellte sich zu seiner Furcht um Sam. Wo war sie? Er hatte sie, seitdem er sie als
    Reinblüterin brüsk enttarnt hatte, sträflich vernachlässigt. Timothy versuchte es immer wieder, bis er überzeugt war, dass sie nicht mit ihm spielte. Sie war tatsächlich fort. Wie durch einen Blitzschlag getroffen, erstarrte Timothy zur Salzsäule. Er witterte Sams Blut.
    „Ihr geht’s gut“, vernahm er Nyls dumpfen Bass in seinem Gehirn.
„Was? Woher zum Teufel willst du das wissen? Ich muss da rein!“
„Nein, Timothy. Es ist okay. Nur ein kleiner Kratzer“ , bestätigte Jonas mental.
Timothys Sinne drehten sich wie in einem Mixer. Seine Fäuste wollten den Fels einschlagen, den schmalen Gang mit bloßen Händen vergrößern, doch das hätte womöglich das Höhlensystem zum Einsturz gebracht. Hilflos verharrte er und vertraute auf Nyls offensichtliche Gabe und Jonas’ Worte, auch wenn es ihn beinahe um den Verstand brachte. Ein düsterer Schatten zog über ihn hinweg.
    „Verdammt!“, hörte er Jonas’ Stimme in seinem Kopf, „sie reagieren nicht“.
    Erst jetzt bemerkte er die größten Raubfische der Welt, die unruhig nahe der Felswand vorüberzogen. Timothy ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, blieb, wo er war. Er spürte und roch, dass Cira und Sam auf dem Rückweg waren. Sie hatten etwas erlebt, was sie aufwühlte. Als einer der wagenlangen Kolosse dicht an ihm und der Felsspalte vorüberrauschte, versuchte er ebenfalls, den weißen Hai gedanklich zu erreichen. Zurück erschallte nur der gierige Hunger des Tieres, angelockt von Sams Blutgeruch. Verflixt. Er wollte die Frauen auf keinen Fall dieser zusätzlichen Gefahr aussetzen.

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