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Schwur des Blutes

Titel: Schwur des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madea Stephanie
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weißt du, es sind viel mehr unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind, als unsere Begabungen.“
Timothy betrat das angrenzende Bad aus hellgrünem Marmor und Messing, zog sich aus und stellte sich unter den heißen Duschstrahl. Die reinblütige Ethos konnte unmöglich diejenige sein, die er 1919 gefunden und gestellt hatte, die ihm 92 Jahre seines Lebens stahl … Doch vielleicht waren sie zu zweit und er fand ihren Mann? Nein, er könnte niemals so tief für jemanden empfinden, der ihm Schreckliches angetan hatte. Auch nicht unbewusst. Wahrscheinlich war sie eine von denen, die er durch seine Schockfrostung getötet hatte. Timothy lauschte der Stille. Ethos schwieg, obwohl sie seinen Gedanken sicher folgte. Er glitt aus der Dusche und trat mit einem Frotteehandtuch in den Händen in sein großzügiges Zimmer. Die Veränderung spürte er sofort. Ein Kribbeln erfasste seinen Körper, seine Härchen stellten sich ebenso auf wie alles andere. Er hielt den Atem an und das Handtuch vor seine Mitte.
„Timothy?“
Er schluckte. Sam saß oder lag auf dem Ecksofa, das hinter einem ausladenden Paravent stand. Ihr Herzschlag und ihr Duft offenbarten ihre Aufregung. Ihre liebliche Stimme klang unsicher. Gott sei Dank saß sie hinter dem reich verzierten Wandschirm. Er hatte zum Duschen die Bandana abgenommen.
„Ich spüre, dass du im Zimmer bist. Es duftet wunderbar nach dir.“
Er hatte keinen Eigenkörperduft mehr seit …
„Bist du nicht nur auf den Kopf, sondern auch auf deine Nase gefallen? Verdammt noch mal, du sturer Bock, nimm doch mal wahr, was um dich herum geschieht!“
Timothy zuckte bei dem Anpfiff zusammen, dennoch musste er grinsen. Sam und Ethos hatten recht. Sein Geruch, der dem der Tonkabohne nahekam, umwehte seine Nase und verstärkte sich, je mehr sich der von Sam hinzumischte. Er hatte seinen Vampirduft verloren, als er … als man … Milchglas schob sich vor seine Augen wie eine dichte Eisschicht. Eissplitter lagen wie Diamantenbruchstücke herum, bedeckten seine Sicht wie den Boden mit eisig glitzerndem Schnee. Timothy fuhr sich über das Gesicht. Jedes Mal das gleiche, wenn er versuchte, sich zu erinnern. Er schlang sich das Handtuch locker um die Hüften. Konnte man durch Paravents hindurchsehen, wenn man dahinter saß? Gott, er stand hier festgewurzelt wie ein kleiner Junge, der eine Standpauke erwartete. Entweder, er rannte jetzt sofort weg oder …
„Soll ich gehen?“
„Nein!“
Er spürte ihr Lächeln wegen seiner übereifrigen Reaktion. „Okay.“
„Warum versteckst du dich?“
„Du wolltest mich nicht wiedersehen. Schon vergessen? Dein Anruf bei Amy. Und, kannst du mich sehen?“
„Nein.“ Nun war er es, der sich ein Lächeln nicht verkneifen konnte.
„Du hattest sicher deine Gründe.“
„Ja.“
„Immer noch?“
„Ja …“ Oder doch nicht? Ragnar alias Randolf hatte ihm gesagt, dass er und seine Werwolffreunde hatten fliehen können, weil er sie warnte. Und Cira und Jonas … Er trat ein paar Schritte auf sie zu, setzte sich auf die Kante des Bettes und linste zu dem spanischen Raumteiler hinüber. Wie gern würde er sie sehen, sie betrachten, über sie wachen … Er musste ihr zeigen, wieso er Abstand zu ihr wahren musste. Aber wie, ohne sie zu Tode zu erschrecken?
„Hast du den Ring von Lex-Vaun gesehen?“
„Ja“, flüsterte Timothy. Er hatte sich auch sofort an seinen Traum erinnert.
„Er sieht aus wie der, von dem du gesprochen hast. Nur ein anderer Edelstein.“
Sams Stimme erklang furchtbar leise, beinahe schockiert. Sie glaubte doch nicht … „Das war nicht mein Traum.“ Timothy legte sich auf die Seite. „Ich meine, ich habe es geträumt, aber der, der den Ring versuchte, seiner Mutter zu stehlen, hieß Veyt und war ein anderer Vampir. Er lebte bereits 1719, da war ich nicht einmal geboren.“
„Und woher weißt du das alles? Es klang, als hättest du es zumindest miterlebt.“
„Ich weiß“, murmelte er, „vielleicht sind es Erinnerungen von dieser Stimme in meinem Kopf, von der ich dir erzählt habe.“
„Hm.“
„Du glaubst mir nicht.“
„Doch, schon. Inzwischen halte ich nichts mehr für unmöglich. Wesen rotten die Menschen aus, die Welt, wie wir sie kennen, zerbricht und die Himmelsgewalt fegt die Reste ins Meer. Eine Stimme mehr oder weniger im Kopf macht da nicht viel.“
Am liebsten hätte er sie in die Arme geschlossen. „War alles ein wenig viel in letzter Zeit.“
„Ja.“ Sie seufzte.
Allein ihr Duft und ihr leiser Seufzer

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