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Schwur des Blutes

Titel: Schwur des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madea Stephanie
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Betracht gezogen hätte. Es musste sich um ein welterschütterndes Mysterium handeln, dass Diandro seine über alles geliebte Ehefrau anlog – jahrhundertelang.
    Jonas zweifelte nicht mehr an dem Mythos, an dessen Existenz, glaubte, dass ein Vermächtnis von Diandro am Tage seines Todes auf ihn übergegangen war, von dem niemand ahnte. Diandros Todesengel kam so plötzlich und unverhofft, dass er sich nicht in der Lage sah, jemanden zu informieren. Dennoch! Es musste einfach irgendetwas geben, das ihm weiterhalf. Und wenn er das Indiz nicht hier fand, war er sprichwörtlich mit seinem Latein am Ende, wenngleich er diese Sprache perfekt beherrschte.
    Der antiquarische Seidenteppich dämpfte die ansonsten hallenden Schritte seiner Schuhe auf dem Parkett. Früher, so hatte Sitara gebeichtet, hatte sie diesen alten, verschlissenen Stofffetzen stets auf den Müll befördern wollen, und sie hatten sich deshalb das eine oder andere Mal ordentlich in die Haare bekommen. Doch seit Diandros Tod brachte sie es nicht mehr übers Herz, sein Lieblingsstück wegzuschmeißen. Das beigefarbene Ding mit den wirren Mustern wirkte hässlich, trotzdem gehörte es in dieses Büro wie die barocken Möbel, die Standuhr und das Ölbild.
    So eindrucksvoll sich das einzelne Gemälde im Raum auch dem Betrachter präsentierte, es rückte trotz der Größe immerzu in den Hintergrund, schwand durch die dunklen Farben aus dem Blickfeld des Besuchers. Jonas fand keinen verewigten Künstlernamen. Betrachtete man es aus der Ferne, meinte man, Mutter Erde aus der Luft zu erkennen. Täler und Berge, reflektierende Flüsse und Meere, Tiefe. Die Zeichnung erweckte einen laienhaften Eindruck. Stand man Nase an Öl, erfasste man die feinen Züge, die aus der Entfernung ebenso verschwanden wie das Bild während eines flüchtigen Blicks. Jonas fühlte sich, als zöge die Ölfarbe seine Sicht an, ihn als Betrachter in die Darstellung hinein. Derart nah offenbarte sich ihm die Weltkugel nicht mehr, dafür scheinbar winzige Welten in jedem Detail. Ein heller Punkt stellte eine Erdkugel dar, mit Landstrichen und Ozeanen. Die Farben flimmerten, schienen schwebend die Dimensionen zu verändern, sich in der Weite zu bewegen. Selten enthüllte das dunkle, fast schwarze Bildnis etwas Freundliches, doch beim intensiven Hinsehen schälten sich Gelb und Weißgelb, auch Rot und Blau aus der Dunkelheit.
    „Hey Romantiker“, knurrte Ny’lane ihm unerwartet auf telepathischem Wege ins Gehör, sodass Jonas zusammenzuckte, „ mal wieder tief in Gedanken versunken?“
Er fluchte. Es war schön, wenn Freunde auftauchten, sowie man sie brauchte. Viele hatte er eh nicht. Dennoch, dem ‚Silver Angel‘ wohnte eine Präzision inne, die unheimlich anmutete. Obwohl ihm Nyls kehliger Bass, der sogar mental effektvoll rüberkam, wie immer gefehlt hatte.
„Was treibt dich her?”
„Amys nonstop-thinking Schädel.”
Also kontrollierte Nyl sie tatsächlich, nachdem er sich dafür entschieden hatte, ihr nicht das Wissen um die Homo animal zu nehmen, sondern ihr Vertrauen zu schenken, dass sie den Mund hielt. Ein waghalsiges Unterfangen. Für ihn, weil er bei einem Vergehen jederzeit von den Fürsten verurteilt werden könnte und auch für die Geheimhaltung aller Wesen. Schließlich war sie Journalistin und hatte allerhand von ihnen aufgespürt, ohne dass sich einer zu erklären vermochte, wie. Einzig, dass Nyl ein Gedankenleser war, hatte er aus ihrem Kurzzeitgedächtnis gelöscht.
„Will sie doch einen Artikel bringen?“ , fragte Jonas.
„Nein, aber sie ist mit auf Werwolfjagd gegangen und wurde verletzt. Ihr geht’s aber gut.“
„Bitte?“ Jonas, der Unterlagen auf dem Schreibtisch hin- und herschob, hielt inne. Zum Henker, er hätte sie für klüger gehalten.
„Es war nicht ihre Idee. Weißt du, wen sie gefangen haben?“
„Fenrir Greyback?“ , brummte Jonas und verließ das Büro.
„Ha, dann wohl eher Remus Lupin. Nein, sie haben … Schei…!“
Stille. „ Nyl?“
Jonas spurtete los, bat gleichzeitig den Gargoyle an der Einfahrt um Auskunft. „ Gentarras, Bericht. Lage vor dem Tor!“ Er nahm die Abkürzung durch eine Fensterscheibe, federte vor den Splittern hinter einer Gebäudehecke auf und raste weiter über das Grundstück, die kürzeste Strecke bis zum Eingangstor. „ Nyl, verdammt! Melde dich!“
„Verkehrsunfall zwei Grundstückseinfahrten rechterseits.“
„Danke, Gentarras. Involvierte?“ Jonas übersprang das hohe Tor, das jedes Wesen ohne

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