Schwur des Blutes
auftauchen und nicht mit meinem Kumpel unter einer Decke stecken würdest, würde ich mich auch rechtzeitig an deine Bitte erinnern, dich beim Vornamen zu nennen.“ Greg zupfte einen dreckverschmierten Handschuh von der Hand und räusperte sich. „Hi, Jonas.“
„Macht dir die Arbeit Spaß?“
„Oh ja. Sehr. Danke.“
„Das Zimmer ist okay?“
„Der totale Wahnsinn. Echt wunderschön. Danke.“
„Hörst du endlich mit dem Danke auf?“
Die braunen Augen blitzten auf, begegneten seinem Blick. Er schüttelte langsam den Kopf. „Ich glaube, das kann ich nicht.“
„Dann wirst du es lernen“, sagte Jonas mit gespielter Boshaftigkeit und strich Elvis über den Widerrist. Der fiel um, kugelte auf den Rücken und streckte alle viere von sich.
„Mach weiter.“
Jonas ging in die Hocke und kratzte dem Labrador den Bauch. Den Wohlfühllauten nach zu urteilen, schien ihm das außerordentlich gut zu gefallen. Greg hielt ihm ein Kaugummi hin, was er dankend ablehnte. Diese Dinger lösten das Ausfahren seiner Fänge aus und hafteten hartnäckig an ihnen. Wie Sekundenkleber. Das war vergangene Woche ein Malheur gewesen.
Jonas legte sich ins Gras und führte die Hundemassage fort. Elvis grunzte leise vor Vergnügen und wand sich hingebungsvoll unter seinen Händen. Während sie ein wenig Small Talk betrieben, beobachtete Greg verhalten seinen muskulösen Oberkörper und setzte sich ebenfalls. Er hätte sich etwas überziehen sollen. Jonas konzentrierte sich auf Gregs Körper. Den verheilten Knochenbrüchen nach zu werten war Greg seit seiner Kindheit in die Mangel von Stärkeren geraten. Das würde unter seiner Obhut nicht mehr passieren, aber das sagte er natürlich nicht.
Jonas’ Handy vibrierte. Er stand auf, verabschiedete sich mit einem Klaps von Elvis und einem Lächeln von Greg. Dieser nickte und ging zurück an seine Arbeit.
Es waren Josephine und Alexander, die sich von Bora Bora meldeten. Nach den obligatorischen Sätzen, wie schön es dort sei und wie schön sie doch sei, kam Alex auf den eigentlichen Grund seines Anrufes zu sprechen.
„Es bereitet Jose Sorgen, dass sie Timothy vor der Abreise nicht zu erreichen vermochte. Seit Tagen begibt er sich nicht ans Telefon. Ob du in Erwägung ziehen könntest …“
Das kam ihm nicht gelegen, aber was tat man nicht alles, wenn man nach zwei Jahrhunderten endlich seinen jüngeren Bruder wiederhatte. „Ja. Ich sehe nach ihm. Lasst’s ordentlich krachen.“
Alexander hüstelte verlegen, dankte ihm in rauem Tonfall für den Gefallen und die Reise und legte auf. Jonas runzelte die Stirn. Weshalb bedankte Alex sich für den Trip auf die Insel? Jonas drehte das Handy in der Hand, warf einen Blick auf die Garagen, wieder einen aufs Handydisplay. Er hasste sich dafür, kam jedoch nicht gegen sein Bedürfnis an. Er drückte eine Kurzwahltaste, hörte es klicken, jemand nahm ab und durch das Rascheln erkannte er, dass der Hörer des Festnetzapparates gleich weitergereicht wurde. Im Hintergrund ertönte Amys Stimme. „Dein Aufpasser.“
„Hi Liebling.“
„Hi mein Engel.“ Er räusperte sich, schon machte ihre liebe Reaktion es für ihn noch unangenehmer. Sie könnte ihn wenigstens zurechtpfeifen, aber nein, sie brachte Verständnis auf und zwang ihn dennoch, sich fernzuhalten. „Alles klar bei euch?“
„Ja, sicher.“
„Entschuldige. Es zerreißt mich, wenn du unterwegs bist.“
Sie seufzte. „Ich weiß.“
Er hörte Amys Husky kurz bellen. „Was hat er?“
„Fire hat wahrscheinlich deine Stimme durchs Telefon gehört. Du weißt doch, wie sehr er dich mag.“
„Pass schön auf die beiden auf, Fire.“
„Er wedelt. Sonst alles in Ordnung? Du klingst aufgewühlt.“
War er so leicht zu durchschauen? Seit der Erlösung aus seiner Sklaverei trug er seine Gefühle wohl offen zur Schau. „Bin ich immer, wenn du nicht bei mir bist. Bis später dann.“ Nach einem Kuss legte er schnell auf, bevor er noch fragte, wann sie nach Hause kam. Himmelherrgott! War sein Junggesellendasein wirklich erst eine Woche her?
~~
Timothy leckte sich die Lippen. Seine Fänge zogen sich gleitend in den Oberkiefer zurück. Das war nötig gewesen. Er ließ den Kopf kreisen, genoss das stärkende, frische Elixier in seiner Blutbahn. Es berauschte ihn jedes Mal aufs Neue, als wäre es der erste Kick der perfekten Droge.
Ein Nachluftschnappen holte ihn aus der kurzen Verzückung, kündigte das Erwachen seines Opfers an. Er gab den Nacken des Jungen frei und klopfte ihm auf die
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