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Schwur des Blutes

Titel: Schwur des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madea Stephanie
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Schulter.
„Alles klar, Mann?“
Sein Gegenüber fuhr sich irritiert über den Bartflaum, sah sich nach seinem Roller um. In seinem Gedächtnis hatte Timothy ihm aufgeholfen, als er in rasanter Fahrt auf der regennassen Straße mit seinem schweren Behälter voller Donuts das Gleichgewicht verlor, in einer Kurve weggerutscht und in eine Gasse geschlittert war.
„Yeah. Denke schon. Danke …“
Der Blick des Burschen wanderte an seinem Körper empor. Er wusste, dass der Arme eine gewaltige und dreckverkrustete Gestalt unmittelbar vor sich als Bedrohung wahrnehmen musste, doch er griff so selten wie möglich in das Kurzzeitgedächtnis der Menschen ein. Es verwirrte sie und er wollte bei denjenigen keinen Schaden verursachen, die ihm mit dem Kostbarsten zu Diensten waren, das es gab. Der Jugendliche wich zurück.
„Schlamm-Wrestling“, beantwortete Timothy die unausgesprochene Frage, hob das Gefährt auf und schob ihn darauf zu.
Der Kurierfahrer wackelte mit dem Kopf und stellte ein halb wissendes, halb bedauerndes Gesicht zur Schau.
„Ich danke dir.“
Timothy nickte und wandte sich ab. Als er den alten Motor hustend anspringen und davonknattern hörte, lief er erneut zwischen den Häuserschluchten entlang – zu schnell für das menschliche Wahrnehmungsvermögen.
Das Blut des jungen Mannes dämpfte nicht nur seinen Hunger, sondern vor allem Amys köstlichen Geschmack. Er hatte sich wahrhaftig zurückhalten müssen, als er Amy in ihrer Penthousewohnung ins Bett gelegt hatte. Die gedankliche Kombination – weibliches Blut und Sex – hatte ihn ordentlich herausgefordert. Zum Glück hatte er sich diesbezüglich immer unter Kontrolle gehabt.
Er hatte ihr geholfen, eine Flasche Wasser zu trinken und dann schlief sie auch schon ein. Nach über einem halben Liter Blutverlust benötigte Amy Ruhe, um zu genesen. Wegen Sams Druckverband war das Schlimmste verhindert worden, dennoch dankte er dem Himmel, dass er ihre Wunde rechtzeitig verschließen konnte, sodass keine Blutzufuhr nötig gewesen war. Aber Mannomann, da musste er erst 133 Jahre alt werden, um so etwas Ergötzliches infolge eines Unfalles zu probieren. Verbot hin oder her … Sucht hin oder her, Teufel noch eins, niemand hätte ihm je dieses Erlebnis beschreiben können, kein Das-war-so-Lecker würde jemals offenlegen, wie unglaublich weibliches Elixier mundete. Wie fantastisch kleinste Mengen stärkten. Und Amy blieb nur ein Mensch unter vielen, irgendwo gab es vielleicht auch für ihn das vollkommene, harmonierende Glück.
Er verharrte von einer Sekunde auf die andere und schlug mit der Faust gegen einen Baum. Die dicke Eiche knickte knirschend in Brusthöhe ab, riss zwei jüngere Brüder mit und krachte auf eine Holzbank.
„Na, die können wirklich nichts dafür, dass du meinst, jeden umbringen zu müssen, der in deiner Nähe verweilt.“
Timothy prüfte, ob irgendwer seinen Ausbruch mitbekommen hatte, aber zu dieser frühen Stunde hielten sich nur Wenige im Park auf. Er entfernte sich wie eine Windhose, nicht minder aufgewühlt. Wie er diese beschissene Stimme in seinem Kopf hasste. Sie sollte ihm helfen, Ruhe zu bewahren, anstatt ihn pausenlos mit ihren Kommentaren zu reizen. Er nannte sie Ethos, weil sie ihn immerzu mit ihrer ethisch-moralischen Haltung gängelte und zudem feminin klang. Sie machte nie etwas falsch, außer dass sie niemals ihre verdammte Klappe hielt. Ihm ständig ins Gewissen zu reden, nervte, doch sie abzuschalten gelang ihm nicht, deshalb strafte er sie so gut er es vermochte mit eiskalter Ignoranz. Ethos war nach seinem bisher verheerendsten Ausraster aufgetaucht, hatte ihm ab und zu geholfen, mit seiner verrückten Mutter, mit seiner vernachlässigten Schwester oder mit seiner Angst vor dem Ungewissen klarzukommen. Aber meist hasste er sie.
„Lügner!“
    „Ach, sei still.“
    Anstatt eines braven in Ordnung oder von mir aus hörte er ein entnervtes Seufzen, das immer wieder erklang, sogar noch, als er in die dichten Kiefernwälder eintauchte, die seinen Familienbesitz vor allzu neugierigen Menschen abschirmten. Er drosselte die Geschwindigkeit und ging gemächlichen Schritts im Schatten der Tannen neben der hoch aufragenden Ziegelsteinmauer entlang, die sein Grundstück umgab. Bevor er die Stahltore erreichte, traf ihn seine Einsamkeit mit aller Härte. Normalerweise kontaktierte er nun mental seine Gargoyles, die nicht nur über seine Einfahrt gewacht, sondern bereits seinem Vater Zeemore gedient hatten. An dem Tag, an dem er

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