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Schwur des Blutes

Titel: Schwur des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madea Stephanie
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Whirlpool positionierten. Ein Zimmer zum Verlieben und Lieben; und Vergessen. Sie sah auf ihr Handy. Keine Nachricht. Auf der Kommode lag kein Zettel. „Es geht ihm gut“, murmelte sie, denn sie spürte ihn. Die Hälfte ihres Herzens, die Jonas seit nunmehr 37 Tagen ausfüllte, pochte ebenso wie ihre. Und seit sie sich vereint hatten und voneinander tranken, sogar im Gleichtakt. Lagen sie neben- oder aufeinander, fühlte es sich an wie ein und dasselbe Herz. Cira lächelte und entschied, dass sie viel zu aufgewühlt war, um sich wieder hinzulegen. Sie streifte das schwarze Seidenhemd über, das immer noch wunderbar nach Jonas duftete. Im Bad putzte sie sich die Zähne, erfrischte ihr Gesicht mit Wasser und befand, dass bei der scheinbar überall installierten Fußbodenheizung Socken praktisch überflüssig waren.
    Cira öffnete die Tür und spähte nach rechts und links. Nach einem gedämpften Klatschen erhellten auch hier winzige Sternchen den langen, mit Teppich ausgelegten Korridor. Augen aus Öl starrten sie aus einem Gemälde an. Sie kam sich vor wie ein Spion. Oder lag es an dem diffusen Gefühl, das sie warnte, vorsichtig zu sein? Ein nervöses Kribbeln breitete sich aus. Sie schlich auf den Fußballen zurück, zog ihre Pistole aus dem Holster und machte sich auf den Weg, dieses Geschoss des riesigen Schiffsbauches nach Jonas oder Ny’lane oder der seltsamen Ahnung zu durchsuchen. Doch in dieser Etage empfing sie ausschließlich Totenstille.
    Sie setzte sich auf die unterste Stufe einer Wendeltreppe. Es fühlte sich an, als wäre Jonas weit weg. Da er sich von ihr nährte und nicht mehr nach Blut suchen musste, runzelte sie die Stirn. Ihr gegenüber hing ein barocker Spiegel mit Kristallrahmen, in dem sie sich sah; schwarze Seide auf champagnerfarbenem Nachthemdchen, umrahmt von ausladenden Farnblättern, die sich über das Treppengeländer beugten. Gott, was gäbe sie dafür, ein Vampir zu sein, um spüren zu können, wo sich jemand aufhielt. Oder zu riechen, ob Nyl sich in der Bar betrank oder ebenfalls nicht an Bord verweilte. Hatten die beiden sie allein auf der ‚Silver Angel‘ zurückgelassen, weil sie dachten, sie würde dringend Schlaf benötigen? Mist! Damit hätten sie wohl recht gehabt, auch wenn ihr der Gedanke überhaupt nicht schmeckte. Die vergangenen Tage hatten ihr arg zugesetzt.
    Plötzlich zuckte sie zusammen. Ihr Blick glitt die Wendeltreppe hinauf. Sie zog die Waffe und schlich Stufe für Stufe bis in die obere Etage. Irgendetwas hatte sie wahrgenommen; ein Geräusch? Sie befand sich jetzt im imposantesten Wohnzimmer, falls sie sich richtig erinnerte. Nur der fahle Mondschein erhellte den alabasterfarbenen Marmorboden durch die einseitig getönten Bullaugen. Das Licht reichte kaum aus, um sich gefahrlos fortzubewegen. Sie stand still, spürte die Wärme des glatten Bodens an ihren nackten Füßen, doch die Ungewissheit ließ sie frösteln. Etwas war hier im Gange. Sie sollte umkehren, sich ins riesige Bett kuscheln und Jonas auf dem Handy anrufen …
    Schritt für Schritt durchquerte sie lautlos den Salon, darauf bedacht, weder an einen Glastisch noch an eine Kristallvase zu stoßen, die sich wunderbar im Schatten der Pflanzen versteckten. Das Geräusch ertönte abermals. Ein Knallen, hell, wie … eine Ohrfeige? Oder eher wie zwei Bretter, die aufeinanderschlugen? Ein wenig schneller huschte sie weiter, umrundete die Stühle einer Bar und tastete sich einen anschließenden Flur entlang. Der Teppich dämpfte ihre Tritte ins Unhörbare – jedenfalls für einen Menschen.
    Jetzt vernahm sie es deutlicher. Sie befand sich auf dem richtigen Weg, zumindest wenn sie gedachte, den Lauten auf den Grund zu gehen, obwohl sie ihr gar nicht gefielen. Da wurde jemand geschlagen. Das winselnde Wehklagen der drei geschlagenen Jagdhunde aus ihrer Kindheit wühlte sich in den Vordergrund ihres Denkens und ließ sie erschaudern. Sie sollte umkehren.
    Ein spitzer Schrei fuhr ihr wie ein Blitz in den Körper. Ein Rumpeln folgte. Irgendjemand benötigte Hilfe. Cira legte den Zeigefinger waagerecht an die kühle Glock. Sie hatte nicht vor, aus Versehen irgendwen zu erschießen. Mist, ihr Puls pumpte ihr so dramatisch in den Ohren, dass sie meinte, die Geräusche nur gedämpft wahrzunehmen. Sie nahm die Waffe in beide Hände, krümmte den Finger vor dem Abzug, als sie vor der Tür stand. Sie hatte keine Ahnung, was sich dahinter befand, in diesem Teil des Schiffes war sie noch nie gewesen. Jetzt wünschte

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