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Schwur des Blutes

Titel: Schwur des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madea Stephanie
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roch ihr Alter, vernahm die leicht harte, deutsche Aussprache. Was er nicht wusste, war, weshalb sie ihn derart anzog. Mehr als Begierde, mehr als Freundschaft, mehr als zu Hause ankommen. Es gab keine Worte für die Wohltat, das Licht in seiner schwarzen Seele, wenn er in ihrer Nähe sein durfte.
„Wolters. Franziska Samantha Wolters. Aber bitte nenn mich nicht Franziska, das kann hier sowieso keiner aussprechen. Sag einfach Sam zu mir.“ Sie erhob das Weinglas, er sein Wasserglas.
So wenige vergleichbare Situationen es in seinem Leben auch gegeben haben mochte, es war die erste, in der er sich nicht unwohl fühlte. Er hatte das krasse Gegenteil erwartet, weil Sam tat, was sie wollte, Regeln überschritt und ihr Anliegen durchboxte. Doch anscheinend überließ sie anderen gleichermaßen ihren Willen, solange es sie nicht einschränkte. Er sah kein Zucken in ihrem hübschen Gesicht, das ihm verriet, dass sie nicht abschätzig über ihn dachte, weil er die Etikette brach.
„Du bist die aus Amy Evans Artikel? Kennt ihr euch daher?“
Sam tröpfelte Zitrone auf den gebutterten, frischen pazifischen Heilbutt, schob ein Stück in den Mund und kaute genüsslich. Leise Laute des Wohlgenusses begleiteten den weichen Rhythmus ihrer Kiefer und ihre Augenlider flatterten. Eine Genießerin. Sie nickte und ließ es sich weiter schmecken.
Er aß ebenfalls ein wenig, wahrte den Schein, obwohl sein Gaumen ihn eher die Gesichtszüge zu einer Fratze verziehen lassen wollte. Wie konnten Menschen sich bloß für so Widerwärtiges begeistern? Er hütete sich, eine Bemerkung von sich zu geben, labte sich anstatt am Essen an ihrem kaum hörbaren Essvergnügen. Die Reihenfolge, in der sie die Speisen zu sich nahm, wirkte im ersten Augenblick chaotisch, tatsächlich aber folgte sie einem Schema. An herb reihte sich süß, demzufolge mochte sie sicher Käse mit Weintrauben oder zum Frühstück mit Marmelade fraglos auch Schinken auf Rosinenbrot mit Mayonnaise. Dem Süßen blieb sie eine Weile treu, bis sie zum Deftigen switchte, um die Mahlzeit anschließend mit dem sauren Salat zu krönen. Er konnte zwar exakt herausfiltern, welche Zutat jedes Gericht enthielt, wie viele Kalorien und Aminosäuren sich versteckten und dass der Thunfisch des Sushis frisch vom heutigen Fang war, doch verlockend schmecken würde ihm nur ihr Blut.
Er stockte, kaute und schluckte. Was tat er hier bloß? Abstand hieß das Zauberwort, das seine Mitlebewesen sowie ihn bisher vor einer weiteren Katastrophe bewahrt hatte.
„Liest du Zeitung?“, fragte Sam.
„Gelegentlich.“ Mist, er wusste, worauf sie hinauswollte.
„Siehst du Nachrichten?“
„Gelegentlich.“
Sam legte die Gabel beiseite. „Dann dürfte dir nicht entgangen sein, dass einige behaupten, wir wären nicht allein auf der Erde.“
Er hatte auf den Artikel angespielt, selbst schuld. „Du meinst Hundeattacken bei Vollmond, die verstörte Hinterbliebene als die von Werwölfen bezeichnen.“ Das war ein Tiefschlag, mit voller Absicht ausgesprochen, damit sie endlich auf Abstand ging, er sich aus ihrem Bann lösen und verschwinden, seinem Weg folgen konnte. Zudem ahnte sie nicht, dass er sich einigermaßen innerhalb des Themas Wesen auskannte. Doch als sie keine Miene verzog, sich sogar mit entspannten Gesichtszügen vorbeugte, packte ihn das schlechte Gewissen brutal im Nacken. Der Kerzenschein flackerte in ihren Iris. Es sah aus, als durchschaute sie ihn und seine Lüge, als wüsste sie, was sie nicht wissen durfte. Timothy schloss kurz die Lider. Verdammt, wie kam er bloß aus ihrem Sog hinaus? Er hatte anderes zu erledigen, Lebenswichtiges. Warum nur hatte er sich mit ihr verabredet? Sein Herz pochte wild in ihrer Nähe, es war unüberhörbar, dass es ihm etwas zu verstehen gab. Aber weswegen zum Teufel? Er kannte sie nicht, sie war ein Mensch.
„Ist dir nicht gut?“
„Doch, danke. Es war ein langer Tag.“ Ein langes Leben.
„Und ja, so was wie die Werwölfe meine ich. Du glaubst nicht daran?“
Dass es so etwas wie ihn gab? Er spürte, wie seine Mundwinkel zuckten. „Nein, bisher ist mir noch kein Alien begegnet. Dir?“
„Ja.“
„Oh.“
Hatte er sich nicht gründlich genug aus ihrem Kurzzeitgedächtnis getilgt? Ihre königsblauen Augen funkelten. Sie hatte einfach schon zu viel über Wesen in Erfahrung gebracht, wie er es sich bereits gedacht hatte. Das Einzige, was er ihr genommen hatte, war, dass sie glaubte, er wäre ein Vampir … und genau das wünschte er, wäre nun anders. Sie

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