Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schwur des Blutes

Titel: Schwur des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madea Stephanie
Vom Netzwerk:
ihn jemals gesehen hatte. Die Luft um ihn schien wie die Lichtreflexe eines Saphirs
zu flimmern.
„Sieh an, sieh an. Der Rotschopf ist zurückgekehrt. Wer hätte das gedacht?“
„Lasst uns ziehen. Wir verlassen eure Gegend und kommen nicht zurück.“
Timothys Stimme hatte sich verändert. Sie klang wie die eines gereizten, jedoch beherrschten Raubtieres. Hypnotisch, tief.
Wie eine Warnung. Das erinnerte Sam an etwas, doch sie wusste nicht, woran.
„Das glaube ich kaum“, erwiderte der Werwolf. „Weshalb sollte sie nach dem Tod ihres Bruders und der Falle im Wald
sonst hierher zurückkehren?“
Er hatte davon erfahren. Scheiße. Hass gegen diesen wilden Werwolf brodelte in ihr, doch gleichzeitig machte sie sich Sorgen um Timothy. Verdammt!
„Will das Menschlein ihm folgen?“
Das eisblaue Flimmern verstärkte sich, Timothys drohendes Knurren erfüllte die Luft. Sam stockte der Atem, als fünf weitere hochgewachsene, aufrecht gehende Wölfe aus den Büschen traten. Alle übermannsgroß, mit gelben Augen, denen nichts zu entgehen schien. Sam würgte ihre Furcht gewaltsam hinunter und schob sich langsam neben Timothy. Sie wollte ihn nicht kompromittieren, indem sie sich vor ihn stellte, dennoch musste sie Auge in Auge mit dem Werwolf stehen. „Du hast mei
nen Bruder ermordet. Warum?“
Der Graue lachte dröhnend. Sam fiel auf, dass sich die anderen wesentlich ruhiger verhielten, sie nicht bedrängten oder gar
angriffen. Sie hatten sie umzingelt, behielten gleichwohl einen gewissen Abstand.
„Ich heiße Ragnar.“ Er streckte die haarige Pranke aus und trat einen Schritt vor.
Dann ging alles zu rasch für Sams Wahrnehmung. Sie hörte Timothys wildes Knurren, etwas packte sie am Hals und riss
sie nach vorn. Als ihr Blick nicht mehr verwischte, befand sie sich in den Klauen eines Werwolfes. Die anderen vier hielten
Timothy gewaltsam fest. Er wehrte sich nach Leibeskräften, bis Ragnar ihm mit einem blitzschnellen Streich mit dem Fingernagel die Kehle aufschlitzte. Blut quoll dunkel hervor, lief über seine Brust, tränkte den Stoff. Sam schrie auf. „Bist schwach, Blutsauger. Lange kein Blut zu dir genommen, hm?“
Ragnars Röntgenblick schwang zu ihr. Sam schluckte. Gott, was konnte sie nur tun? „Warum?“, keuchte sie. Ihr Oberkörper fühlte sich an wie in einer Schrottpresse, so sehr drückte der Koloss hinter ihr ihre Schultern zusammen. Wieder sah sie
ihn nicht kommen. Die stechenden Augen schwebten vor ihrem Gesicht, das Raubtiergebiss klapperte vor Erregung vor ihrer Nase.
„Er hat mir meine Frau gestohlen.“
Sam wirbelten unzählige Fragen und Erinnerungen im Kopf herum. Timothy gebärdete sich im Hintergrund wie ein Irrer.
„Das kann nicht sein. Nein, nicht Chris.“ Dann wurde ihr bewusst, dass sie hier von einer Werwolfdame sprechen mussten.
Oder? Sams Sinne schwanden, machten das Denken unmöglich, doch sie riss sich am Riemen, zwang ihren brummenden
Schädel, sich ihm entgegenzuheben.
„Du nennst mich einen Lügner?“
„Chris hat so etwas nicht getan. Niemals.“
Ragnar knurrte und fletschte die Zähne. „Er stahl sie mir! Er ben…“
„Du machst mir keine Angst. Töte mich, aber Chris hätte …“
Eine haarige Pranke lag über ihrem Gesicht, die Krallen bohrten sich in ihre Haut. Ein langer Fingernagel schwebte vor ihrem panisch aufgerissenen Auge. Sam schnappte nach Luft. Am liebsten hätte sie sich fallen gelassen, wäre im Erdboden versunken, hätte geweint und nach Hilfe geschrien. Ein Daumen presste sich kräftig in ihre Wange.
„Chrisch, hätte niemalsch scho etwasch getan.“ Ein Skalpell schnitt ihr von der Schläfe über das Kinn, weiter … Ein ohrenbetäubendes Brüllen schockte sie, gleichzeitig sank Ragnar zusammen. Ihr Bewusstsein watete in Pech. Die
Schraubzwingen, die sie festgehalten hatten, verschwanden. Sam schlug wie ein nasses Bündel auf dem Boden auf. Nur ihr
Gehör hielt ihr das grausame Schauspiel vor Augen. Fäuste trafen auf Knochen, das Brechen hallte in der Schlucht wider, bis
es die herbeieilende Nacht verschluckte. Immer wieder streifte sie etwas, ein Ast, ein Fuß, ein Windstoß. Schemen zischten
wie Schwerter durch die Luft. Oh Gott, nein, sie durften Timothy nicht töten. Sam rutschte rückwärts über den Felsboden,
zog ihre Minikamera aus der Umhängetasche und schoss ein Foto mit Blitzlicht.
Für den Bruchteil einer Sekunde schienen sie allesamt stillzustehen, gebannt vom grellen Licht. Timothy lag auf dem Rü
cken. Drei Wölfe fixierten ihn,

Weitere Kostenlose Bücher