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Schwur des Blutes

Titel: Schwur des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madea Stephanie
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schrecklich sein.“
Nyl grinste. „Nö, nicht immer.“
„Sonst noch etwas? Etwas Wichtiges?“
„Sie liebt ihn über alles und er ist in ihren Augen ein anständiger Typ, ein guter Vater. Und was du gesehen hast, bestätigt das Ganze wohl?“
Jonas nickte. Was sollte er tun? Er fühlte wahnsinnige Wut im Bauch, egal, zu was für einem lieben Kerl er sich entwickelt hatte. George hatte sich an Cira vergangen, als sie ein unschuldiges zartes Mädchen war. Als Stiefbruder, der sie hätte beschützen sollen.
„Jonas?“
„Ja?“
„Die Nacht ist kurz. Ich fliege morgen Mittag zu meiner Mutter.“
Jonas stutzte. Nyl hatte noch nie über seine Mom gesprochen. Es war, als wäre er aus dem Nichts entstanden, ein Unikum, der keinem gewöhnlichen Naturgesetz folgte und schon gar nicht aus dem gerundeten Leib einer Frau geschlüpft war. Zumindest hegte Jonas eine Ahnung, wohin es ging. „Du fliegst nach Afrika?“
Nyl nickte und stand von der Schaukel auf. Jonas schloss sich Nyl an und stieg zu ihm in den Silverado.
„Können wir losfahren?“
Jonas zögerte, starrte auf das Schlafzimmerfenster, hinter dem Georges Kinder friedlich schliefen, dann ins Wohnzimmer, beobachtete das bläuliche Flackern der Mattscheibe. Er wollte diesen Drecksack erwürgen und brachte es doch nicht über sich. Georges Gefühle trieben leicht unterdrückt durch sein Innerstes. Er fühlte irgendwie nur oberflächlich, als hätte er sich antrainiert, gefühlsarm zu leben wie fettfrei zu essen. Dabei ging er so liebevoll mit seinen Töchtern um.
„Georges Frau hasst es auch, wenn er nachts hochschreckt, weil er schlecht geträumt hat. Aber am meisten regt sie auf, dass sie ihm nicht aus der Nase ziehen kann, was ihn so unruhig sein lässt. Was er ihr auftischt, nimmt sie ihm nicht ab.“
„Du willst mir zu verstehen geben, dass ich ihn in Ruhe lassen soll, weil er sich dessen bewusst ist, was er getan hat?“
„Hey Mann, ich schreib dir nichts vor. Aber in gewisser Weise hat er seine Strafe bereits erhalten.“
Jonas nickte. „Fahr los, zu Joe.“ Er sah zu Nyl hinüber. „Falls du noch Zeit hast.“
Nyl grinste breit, ließ die Musikanlage angehen und gab Stoff.
    ~~
    Seit einem halben Tag waren sie unterwegs und seit einiger Zeit kletterten sie bereits über magmatisches Geröll die ersten fünfhundert Yards steil die Nordwestflanke hinauf. Beinahe senkrecht vor ihnen ragte die imposante Felswand des The Half Dome Granodiorit-Berges empor. Über siebenhundert Yards überhängendes Gestein, das bis in den Himmel zu reichen schien, legte man den Kopf in den Nacken. Timothy hatte noch nie etwas Eindrucksvolleres erblickt, außer Sams Rückseite. Er bestand darauf, hinter ihr zu bleiben, schließlich wollte er sie auffangen, sollte sie fallen. Aber jeden Schritt setzte sie überlegt und sicher. Ganz anders als in anderen Bereichen ihres Lebens. Es kribbelte ihn, bei der nächsten Rast mehr über sie zu erfahren, doch während des für sie anstrengenden Aufstiegs mochte er sie nicht ablenken. Die Dämmerung brach herein und mit ihr frischte der Wind auf. Die richtige Zeit, um ein Plätzchen für die Nacht zu suchen. Ob er sie wieder im Arm halten
    durfte?
    „Wollen wir hier …“ Ohne sich oder seine Augen zu bewegen, jagten seine Sinne umher, versetzten seinen Körper augenblicklich in Alarmbereitschaft. Sein Vampirblut geriet in Wallung, seine Fänge fuhren aus und er presste den Mund zusammen.
    „Was?“ Sam hatte sich umgedreht. Ihre Brauen senkten sich zur Nasenspitze, als sie ihn musterte.
„Shit!“, stieß er hervor. Ein Werwolf! Er hatte sie gefunden.
„Nun red schon. Was ist?“
Timothys Blick zuckte zu ihr hoch. Sie musste die Wölbungen unter seinen Lippen sehen, vielleicht das Feuer in seinen
    Pupillen. Was sollte er tun? Mit ihr fliehen? Sie steckten in einer verflixten Schlucht mit senkrechten Felswänden. „Timothy?“
Er spähte die Wand empor zum Himmel. Das schwindende Sonnenlicht ließ das dunkelgraue Gestein mit der runden
    Kuppe gelborange erstrahlen. Kaum Kluftscharen zum Festhalten. Dennoch könnte er es mit Sam auf dem Rücken rasch schaffen, sie zu erklimmen. Doch der Werwolf ebenso. Er kam aus dem Tal hinter ihnen, musste ihrer Spur gefolgt sein. „Hey!“ Sam verringerte den Abstand zwischen ihnen. „Was spürst du?“
Timothy zuckte zusammen. Der Wolf kam näher, aufgewühlt und rachsüchtig.
Was hatte Sam gerade gefragt?
Sie trat vor ihn, legte ihm die Handflächen auf die angespannten Brustmuskeln und

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