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Schwur des Blutes

Titel: Schwur des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madea Stephanie
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sich an seine körperliche Reaktion in ihrem Netz. Doch sie nicht! Sam konnte sich nicht daran erinnern, weil er ihr diese Erinnerung aus dem Kurzzeitgedächtnis genommen hatte. Verflucht! Ein selbsterhaltendes Knurren wühlte sich durch seine lädierten Lungen empor, spülte Blut und Dreck mit. Er würgte und gurgelte, obwohl er sprechen wollte.
„Keine Sorge.“ Sam redete schnell. Sicher, weil sie vermutete, dass er sich unter Schmerzen wand. „Das Spray ist harmlos. Sediert nicht, wirkt nur hypnotisch. Vertrau mir. Du schläfst nur schmerzfrei ein.“
Panik überrollte ihn wie ein Güterzug.
Seine Zuckungen entfachten an jeder Verletzung Schmerzherde, die sich ausbreiteten. Er schwamm in heißem Fett, verbrannte bei lebendigem Leibe. In seinem Kopf loderte ein Hölleninferno aus verdrängten Erinnerungen.
„Ich hole dich hier raus.“ Sams Lippen berührten seine.
Die letzte Kontrolle, die er über seinen Körper hatte, war, das Gefühl ihres weichen Mundes in sich aufzunehmen. Wütende Tränen sammelten sich unter seinen geschwollenen, blutverkrusteten Lidern. Vor Liebe zu ihr und vor körperlicher Ohnmacht, während unbeschreibliche, tief sitzende Furcht vor etwas Gewaltigem, etwas Unbekanntem und dennoch grausam Bekanntem ihn jäh übermannte.
Das Zischen des Sprays vor seinem Gesicht klinkte sein freies Denken mit einem Schlag aus. Er hing an Fäden wie eine Marionette, geführt durch die Willenskraft eines anderen. Wie eine Hypnose senkte sich ein fremdes Denkmuster über seines, vereinnahmte ihn, kontrollierte ihn. Timothys Geist driftete wie auf Wolken davon, löste sich aus seiner Hülle, tauchte in die Gedanken des Marionettenspielers ein, verschmolz mit der unbekannten und doch seltsam vertrauten Seele.
    Veyt ließ sein stattliches Ross auf der höchsten Erhebung des sanften Hügels anhalten. Mit verengten Augen überblickte er den größten Teil der weitläufigen Baumwollplantage. Moosbewachsene Eichen flankierten seinen Ausguck auf die mehr als vierhundert fleißigen Sklaven. In seinem Rücken thronte das Herrenhaus der Constantins – sein Geburtshaus. Er pfiff den Oberaufseher zu sich.
    Neugierde, aber auch unterdrückte Skepsis brodelte in Veyts Inneren. Vergangene Nacht, exakt zwanzig Jahre nach seiner Geburt 1719, hatte er seine Wandlung zum Reinblüter vollzogen. Neu erweckte Gier und Lust paarten sich mit seinem unbändigen Gemüt zu einer explosiven Mischung. Er wusste, dass seine Reißzähne hervorstachen, und sonnte sich in dem bleichen Antlitz des Schwarzen, der dennoch keinen Ton des Erstaunens verlauten ließ.
    Veyt lenkte seinen Hengst über den angelegten Rasen bis zur weiß getünchten Veranda, die eines der Nebengebäude umgab. Der Aufseher folgte zu Fuß. Veyt stieg ab. Er besaß nach dieser ereignisreichen Erweckungsnacht keinerlei Geduld, zu warten. Also packte er den Mann am Schlafittchen, stieß ihn voran, die Holzveranda hoch durch die Tür ins Innere. Bevor das Türschloss zuklappte, versenkte er seine Fänge in der Halsschlagader des Mannes und trank gierig seine ersten Schlucke kräftigendes Blut.
    Jeder Wandlung stand die gesamte Familie bei. Die oberste Kaste der Vampirspezies, die Reinblüter, feierten rauschende Feste zu Ehren des volljährigen Jungadels, gesunde Freiwillige boten ihr Elixier dar, um den neuen Reinblütigen zu lobpreisen. Überall auf der Welt repräsentierte die Verwandlung zum erlauchten Reinblüter das einprägsamste Zeremoniell des Lebens, dem alle Vampire beiwohnen wollten – überall, nur nicht bei ihm.
    Veyt versiegelte die Halswunde mit seiner feuchten Zunge und ließ den geschwächten Aufseher zu Boden gleiten. Das frische Blut wallte wie durch einen Orkan aufgepuscht in seinen Adern. Er spürte, wie seine Muskeln sich blähten, wie seine Augen sich schärften, er das Gewisper der Sklaven auf dem Feld wahrnehmen konnte. Endlich wohnte ihm die grenzenlose Macht inne, die ihm zustand. Das erregende Kribbeln in seinem Gemächt steigerte sich ebenso wie seine Lust nach mehr Lebenssaft. Mit einem Knurren stieß er heiße Luft aus, sprang mit einem gewaltigen Satz aus dem Vorratsraum und stand im nächsten Augenblick im Ankleidezimmer vor seiner Cousine dritten Grades, die sich seinem Bett bisher erfolgreich widersetzt hatte. In ihr schlummerte eine eigenwillige Katze, egal wie keusch und fromm sie sich allen Familienmitgliedern gegenüber gab. Seine mentale Kraft hatte lediglich bei ihr nicht ausgereicht, sie nach seinem Willen zu führen. Sie war

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