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Schwur des Blutes

Titel: Schwur des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madea Stephanie
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denen selbst er nur ziemlich vage Gerüchte vernommen hatte.
„Es tut mir sehr leid, mein Sohn, dass ich als Mutter versagt habe. Ich dachte, du würdest deine Freiheit genießen, wärest ein würdevoller Adliger und weiser Reinblüter, der nur erst noch seine Hörner abstoßen musste. Doch als mir deine Tat die Augen öffnete, erkannte ich, dass es bereits zu spät ist. Es fällt in meine Schuld, dies wiedergutzumachen und das werde ich.“
Veyt verstand die Sätze, aber nicht den Sinn. Es schien, als könnte sie seinen direkten Fragen auf diese Art ausweichen, als versuchte sie, mit vielen Worten nichts zu sagen, um ihn einzuwickeln und ihre Geheimnisse zu schützen. Aber nicht mit ihm! Zorn über ihre Ausflüchte ließ seine Zurückhaltung verkochen. Er bombardierte Lucinda mit seiner ungezügelten Kraft, hypnotisierte ihren Geist zu zähem, willigem Brei. „Rede. Wer schickt dich?“
„Die Fürsten.“
„Wer ist das?“
„Der weise Rat der Wesen.“
„Was wollen die von mir?“
„Sie werden dich richten, weil du die Gesetze der Homo animal übertreten hast.“
„Warum schicken sie dich?“
„Weil ich eine Sternträgerin bin.“
Veyts Blick wanderte von ihren Augen zu dem Rubin auf der Diamantfassung. Kam ihre Widerstandskraft von dem Ring? „Was tust du als Sternträgerin?“ Er spürte, wie sie sich innerlich wand, und versetzte ihr einen mentalen Stoß, der ihren Kopf an die Lehne des Sessels knallen ließ.
„Ich erkenne in Gefahr befindliche Menschen, rette sie vor dem Übergriff des Wesens, verhindere Schlimmeres und vor allem verhindere ich, dass diese Tat in das Wissen der Menschheit gelangt.“
Das war interessant. „Woher kommt deine Stärke?“
„Von meinem Stern.“
Was? „Erkläre dich!“
„Jedes schlagende Herz auf der Erde findet sein Pendant am Sternenhimmel. Die hellen Sterne bilden die Sternträger. Die hellsten sind das Auge, das Ohr und das Herz der neun Fürsten, die über die Welt wachen. Sie sind die Hüter der Gesetze.“ Wieder versuchte sie, ihn zu blocken, doch er war ihr überlegen, was ihm weiteren Aufwind verlieh. Er zwang sie, weiterzureden.
„Ich bin eine Sternträgerin von vielen. Wir verfügen über ein Kollektivwissen, aber dennoch kennen wir uns gegenseitig nicht. Mein Stern ist der rote Zwerg Proxima Centauri und …“
Veyt hörte nicht mehr zu. Erneut fixierte er den Diamantring mit dem runden Edelstein an ihrem Mittelfinger. Roter Zwergstern! Rubinrot! Sie erhielt ihre Macht von einem roten Stern. Der Ring verlieh ihr diese Macht. Er musste diesen Zauberring haben!
Veyt sprang auf und packte die Hand seiner Mutter. Verheißungsvoll funkelte die Diamantfassung, warf Lichtreflexe auf den sternrunden, blutroten Rubin. Veyt bleckte die Reißzähne, griff den Ring mit zwei Fingern. Mit der Wucht des Universums katapultierte es ihn durch das Wohnzimmer, durch die Mauer in die Küche, an deren stabile Steinwand er prallte und die Besinnung verlor.
    ~~
    Jonas öffnete leise die Milchglastür zur Intensivstation und huschte durch die Gänge zielstrebig bis in den Raum, in dem Greg in einem von Apparaturen umstellten Bett lag. Er legte einen sanften Bann um das Zimmer, damit dieser ihn warnte, falls eine Schwester vorhatte, es zu betreten. Momentan wollte er allein sein. Gleichzeitig schwelte in ihm das Bedürfnis, mit jemandem zu reden. Es fühlte sich seltsam an. Noch nie in seinem langen Dasein hatte er Freunde oder Familie beinahe schmerzlich vermisst. Die Gedanken, sich zurückzuziehen, frei zu sein und zu entscheiden, niemandem Rechenschaft ablegen zu müssen und sich schließlich in den Wäldern Russlands zu verkriechen, hatten stets den Vorzug erhalten.
    Er strich sich das Haar aus der Stirn. Nun jedoch hätte er gern Alexander, Sitara oder Nyl an seiner Seite gewusst. Sogar Timothy oder Josephine wären schön gewesen, selbst Byzzarus. Der Schattenwandler fehlte ihm mehr, als er sich bisher eingestanden hatte. Ja, er würde gern irgendwen um Rat fragen, aber all diejenigen, denen er vertraute, verfolgten weit entfernt von ihm ihre eigenen Pläne. Sein Bruder und Jose flitterten auf Bora Bora, seine Mutter verhandelte geschäftlich in Japan, Timothys Landhaus war verlassen und verwüstet, sein Handy tot, Ny’lane besuchte seine Mom in Afrika und Byzz lebte unerreichbar im Jenseits. Und das jetzt, wo er zum ersten Mal in seinem Leben jemanden brauchte. Wahrscheinlich hatte er es nicht besser verdient.
    Er zog einen Stuhl an Gregs Bettkante und setzte sich.

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