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Schwur des Blutes

Titel: Schwur des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madea Stephanie
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weiter, mein Liebster. Ich werde mich um deine Verletzungen kümmern.“
    Veyt lehnte sich an die Kissen am Kopfteil des Bettes und besah sich seine manikürten Fingernägel. Er schmunzelte. Seine Finger waren lang, seine Haut eher blass als braun, ebenmäßig, aristokratisch. Er sah aus wie 25, war 65 und seine Macht überstieg die jedes Lebewesens in Louisiana. Seit 1719 hielt er sich die meiste Zeit auf der Plantage seiner Familie auf, beherrschte seit seiner Wandlung jeden, den er beherrschen wollte. Die Eintönigkeit brachte ihn beinahe um, bis ihn am heutigen Morgen des Jahres 1784 etwas Sonderbares aus seinem lethargischen Dämmer geholt hatte. Veyt ahnte, weshalb sie kam. Seines Oberhauptes und einstmaligen Vaters Lord Morten Constantin hatte er sich erst kürzlich entledigt, als dieser auf eine Stippvisite das Herrenhaus besuchte.
    Veyts Grinsen verbreiterte sich. Seit diesem Tage wusste er, dass seine Hypnose jedem überlegen war. Sogar der Gabe seines erbärmlichen Alten, der nichts anderes im Kopf gehabt hatte, als die Welt zu erkunden. Niemandem würde Morten fehlen, nicht einmal seiner eigentümlichen Mutter Lucinda, deren Nähe er seit den frühen Morgenstunden spürte. Er nahm auch ihre Autorität wahr. Schon immer hatte etwas Besonderes seine Mutter umgeben. Keine vererbte Begabung, keine Stärke wohnte ihr inne, dennoch witterte er, dass er sich vor ihr höllisch in Acht nehmen musste.
    Veyt empfing Lucinda Constantin nach zehnjähriger Abwesenheit in seiner besten Robe und mit einer formvollendeten Verbeugung auf der Zugangstreppe zur Eingangstür. Ihr langer, grauer Zopf hüpfte im Takt des Galopps, mit dem ihr Schimmel durch die Eichenallee preschte. Ihr Sitz war perfekt, ihr Kinn hoch erhoben. Sklaven im Garten, die ihr Erscheinen mitbekamen, verbeugten sich tief, brachten ihr Ehrfurcht und Respekt entgegen. Anders als ihm, obwohl sie ihren Grund und Boden – und ihn – verlassen hatte.
    Sie stoppte ihre Stute vor ihm und sah freudig lächelnd auf ihn herab. Doch wie so oft verrieten die Augen seines Gegenübers ihm die wahren Gefühle. Seine Mutter wusste, was er getan hatte. Sie war gekommen, um ihn für den Mord an ihrem Mann zu richten. Zumindest suggerierte ihm dies sein Gespür. Eine fast überwältigende Angstwelle überschwemmte ihn. Es kostete ihn Überwindung, sich davon nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Jetzt hieß es, um sein Überleben zu kämpfen.
    „Mein Junge. Wie gut Ihr ausseht!“
    Veyt setzte ein Lächeln auf und bot ihr seine Hand zum Absitzen dar. Sein Bewusstsein reagierte, bevor er den Gedanken zu Ende gedacht hatte. Ihre Blicke trafen sich – seine Gabe durchbrach ihren beinahe unüberwindlichen Schutzwall und legte ihr freies Handeln lahm. Veyt schluckte. Ein dicker Kloß saß in seinem Hals, als er ihr vom Pferd half und sie ins Wohnzimmer führte. Sie wäre ihm auch so willenlos gefolgt. Noch nie hatte ihn seine Befähigung überrumpelt. Hatte sie ihn vor etwas schützen wollen? Vor seiner Mutter? Hatte er mit seiner Vorahnung recht?
    Er bot ihr Tee an, und während sie still tranken, betrachtete er ihren auffälligen Ring. Schon seit er denken konnte, steckte dieser auf ihrem rechten Mittelfinger. Die Diamantfassung schimmerte im Licht der Kerzen, doch seine Aufmerksamkeit galt vornehmlich dem kugelrunden Rubin, der den Diamantring zierte. Ein äußerst unangenehmes Ziepen verriet ihm, dass Lucinda mental gegen seine Hypnose ankämpfte. Er verstärkte den Druck.
    Vorhänge glitten vor die Fenster, die Flügeltüren verriegelten sich. „Mylady“, er versuchte es erst einmal auf die förmliche Tour, „was verschafft mir die Ehre eures Besuches?“
Lucinda stellte die Teetasse auf den Beistelltisch. „Ich überbringe schlechte Nachrichten.“
„Die da wären?“ In Trance verhielten sich die meisten wie willenlose Schachfiguren oder wie lahmarschige Schildkröten.
„Es schockt mich zutiefst, doch bin ich froh, dass ich und niemand anderes dir die Vorladung zukommen lässt.“
„Was für eine Vorladung?“, knurrte er. Verdammt! Sie sollte reden. Er schlang seine mentale Kraft so eng um ihren Geist, dass jeder Mensch das Zeitliche gesegnet hätte. Er ertränkte sie in einer Flut von geistigen Ketten. Sie würde nicht anders können, als ihm zu antworten. Niemand konnte sich ihm entziehen. Niemand!
Sie verzog keine Miene. Weder, als sie ihm offenbarte, dass sie wusste, dass er seinen Vater, ihren Ehemann, ermordet hatte noch als sie Mysterien preisgab, von

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