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Schwur des Blutes

Titel: Schwur des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madea Stephanie
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Umkreis von guten zehn Yards hatte etwas die Landschaft ausradiert. Kein Stein, kein Baum, keine Wurzel, kein Grashalm bedeckte die runde Fläche aus glattem Felsen, in deren Mitte Timothy halb tot lag.
    Von den Werwölfen entdeckte sie keinerlei Spuren. Es war gespenstisch still, ein frostiger Nebel hing wie Raureif über der unnatürlichen Lichtung. Sie tastete sich durch eine seltsame Wasserlache, bis sie durch zähes Blut watete. Sam zwang ihren Schock und die Furcht vor dem, was hinter jedem Gebüsch lauern konnte, in einen abgesperrten Bereich ihres Denkens und schritt zur Tat. In diesem Augenblick gab es nur Timothy. Alles andere erschien unwichtig. Er würde nur überleben, wenn sie ihm half und das tat sie.
    Sie verband die schlimmsten Wunden notdürftig und zog den zusammengeklappten Zeltstoff Inch für Inch unter seinen Körper. Als Timothy zum ersten Mal erwachte, glich es einem Wunder. Sie hatte ihn bereits weit von der Stelle fortgezogen, die ihr immer noch Kopfzerbrechen verursachte. Zu der Gehirnerschütterung, die sie zweifelsohne hatte. Doch all die Gefahren und Schmerzen verblassten, als er anfing, mit ihr zu kommunizieren – durch ein Lächeln. Ihr kamen Tränen, so glücklich fühlte sie sich.
    Seine weißen Reißzähne lugten unter der Oberlippe hervor. Sie beobachtete, wie sich Knochen richteten, wie Platzwunden und Schnitte sich auf übernatürliche Weise schlossen und das Einzige, das sie dachte, war: Danke! Danke, dass Timothy ein Vampir ist, dass seine Wunden heilen. Danke, dass er so stark ist. Danke, dass er mich hat retten können und vor allem Danke, dass ich nun etwas für ihn tun kann.
    Die Qualen, die er durchlitt, schienen in ihrem Herzen widerzuhallen. Sie versuchte, ihn so sanft wie möglich durch den Wald zu ziehen. Sie musste die Höhle erreichen, bevor das drohende Gewitter sie einholte, ihn durchnässte, ihn an Lungenentzündung sterben ließ, sie womöglich in der engen Schlucht davonschwemmte oder, Gott bewahre, andere Werwölfe sie fanden, die auf Rache sannen.
    Ragnar! Der Werwolf, der Chris getötet hatte. Sie hatte ihm tatsächlich gegenübergestanden. Ihre Gedanken rasten zu dem Gespräch mit ihm, doch sie unterband es. Nicht jetzt! Jetzt zählte einzig und allein Timothys Leben.
Der Regen setzte ein, als sie im Fluss nahe der Höhle ihre Wunden auswusch und zum wiederholten Male den Kochtopf mit frischem Wasser füllte. Nun kniete sie vor Timothy, wendete ab und zu den Lappen auf seiner Stirn, lauschte dem Rauschen des Niederschlags vor dem Höhleneingang und dachte über das nach, was Timothy geträumt hatte. Hatte er wirklich seinen Vater umgebracht, seine Mutter bedroht und beraubt? Das wollte nicht in ihre Vorstellung von ihm passen.
„Danke.“
Timothys tiefe, ruhige Stimme schreckte sie aus ihren Gedanken. Wärme durchströmte sie und sie umfasste seine erhobene Hand und legte sie sich an ihre Wange. Sam hatte geplant, ihm so viel zu sagen, doch alles blieb ihr im Halse stecken. Sie fand nicht die richtigen Worte für das, was sie empfand. Sie blinzelte, weil ihr Blick verschwamm.
Timothy richtete sich zögerlich auf. Mit neu erwachter Kraft nahm er sie in die Arme. Erst zurückhaltend, dann innig. Seine Wärme flutete sie. Sam schmiegte sich an seine breite Brust, umarmte ihn, immer fester, wollte ihn nie mehr loslassen. Ein betörender Wohlgeruch stieg ihr in die Nase. Mandel und Mokka, mit Karamell und einem Hauch Vanilletabak. Das Aroma berührte jeden ihrer Sinne. Noch nie hatte sie diesen Duft an ihm wahrgenommen. Für das Gefühl gab es keine Worte. Dankbarkeit, Erleichterung und Liebe mischten sich mit ursprünglicher Begierde zu Unaussprechlichem.
Seine Finger gruben sich in ihr Nackenhaar, kneteten mit sanftem Druck ihren Hinterkopf, dass sie beinahe vor Wohltat aufkeuchte.
„Geht es dir gut?“, raunte er ihr ins Haar. Rau, erotisch, erregt.
Sam löste sich aus der innigen Umklammerung, ihre Hände schoben sich wie von allein in seine welligen, weichen Haare. Ihr Herzschlag sprang vom zurückhaltenden Trab in gierigen Galopp. „Ja“, wisperte sie, ebenso rau, „jetzt ja.“
„Du fürchtest mich nicht?“
„Nein, niemals.“
Timothy ging auf die Knie und zog sie mit sich, presste ihren Unterleib mit seinen Armen auf ihrem Rücken an sich. Seine Erektion schickte flammende Hitze in ihren Bauch. Sie beide erfasste ein Zittern, Schauder überliefen sie, als bildeten sie einen Kreislauf. Sie umarmten sich wie Ertrinkende und er bedeckte ihre Kratzer

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