Schwur fuer die Ewigkeit
ordentlich zusammengefaltet war. »Mit dieser hier könntest du dir leicht die Herrschaft über Morganville erobern. Vielleicht sogar die Herrschaft über die gesamte Menschheit. Ich habe Amelie versprochen, das Blatt nie in die falschen Hände geraten zu lassen, aber andererseits ist es nun schon in meinen, nicht wahr? Und damit bestimmt eine strittige Sache.« Sein Lächeln erlosch. »Lass das Mädchen gehen und du bekommst die Seite.«
»Myrnin nicht«, flüsterte Claire.
»Ich tue das nicht dir zuliebe«, sagte er. Rasch faltete er das Blatt zu einem Papierflieger, den er zu Bishop hinuntersegeln ließ, der ihn mit einem gierigen Schrei auffing.
Myrnins Augen flackerten hellrot auf. »Das war wohl die falsche Seite. Ardentia verba!«
Das Blatt ging in violetten Flammen auf, die auf Bishops Haut übergingen und über seine Hände zu seinen Kleidern wanderten. Das Papier war in Sekundenschnelle zu Asche verbrannt. Bishop taumelte und wurde vom Feuer verschlungen.
Myrnin beugte sich hinunter und packte Claire. Er zog sie zu sich nach oben und setzte sie sicher auf dem Metallarm der Bishop-Statue ab - auf dem, der das offene Buch hielt.
»Das Ziel der Weisen«, sagte Myrnin leise, »sind gute Taten. Hier endet deine Lektion, alter Mann.«
Claire schluckte. Sie konnte es nicht ertragen, ihn brennen zu sehen, deshalb schloss sie die Augen. »Ich dachte... ich dachte, wir bräuchten sein Blut für das Heilmittel«, sagte sie. Sie wollte ihn nicht retten. Sie konnte nur einfach niemanden leiden sehen.
»Stimmt, du hast recht - das brauchen wir.« Myrnin schnippte mit den Fingern und das Feuer erlosch. Bishop stürzte auf den Steinboden des ehemaligen Brunnenbeckens, er war zu schwach zum Fliehen.
Myrnin sprang von der Statue herunter, drückte Bishop zu Boden und biss zu. Er saugte ihn nicht aus - nicht ganz zumindest - und stand dann wieder auf, sich das Blut von den Lippen wischend. »Ich habe von seinem Blut alles bekommen, was ich brauche«, sagte er. »Jetzt habe ich etwas für dich, Bishop. Keine Sorge - ich werde dich nicht töten. Ich werde dir noch nicht mal erlauben zu sterben.« Er griff in seine Tasche und zog eine Spritze heraus. Diese war mit Blut gefüllt. Er injizierte es Bishop direkt ins Herz. »Mein Blut«, sagte Myrnin. »Aus der Zeit, bevor du mich geheilt hast. Ich hoffe jetzt, dass du einen langen, langsamen Abstieg in den Wahnsinn genießen kannst, genau wie ich. Ich wünsche dir viel Freude dabei.«
Bishop rührte sich nicht. Er blinzelte zum Mond hinauf, zu den kalten Sternen, und schloss schließlich die Augen.
Er war jedoch nicht tot.
Claire war sich nicht sicher, ob das so eine gute Idee gewesen war.
»Hey«, sagte Eve und setzte sich auf, wobei sie sich den Kopf hielt. »Au. Was ist das für ein Geruch... Oh. Ist er...«
»Nein«, sagte Michael und stieg über den Brunnenrand, um Eve auf die Füße zu helfen. »Er lebt.« Er schaute zu Claire hinauf und lächelte sein ganz spezielles, strahlendes Michael-Glass-Lächeln, welches die Sonne scheinen und die Sterne tanzen ließ. »Wir leben noch.«
»Das ist alles relativ«, sagte Myrnin. »Ah. Dein schimmernder Ritter ist gekommen. Er ist ein bisschen ramponiert, aber intakt.«
Shane. Er war mehr als nur ein bisschen ramponiert, aber Claire wusste, dass das wieder in Ordnung kommen würde. An irgendeinem Punkt hatten sie alle die Hoffnung aufgegeben, diese Sache lebend zu überstehen; wie in Michaels Lächeln konnte sie auch in Shanes erkennen, wie sehr sich alle freuten, dass sie sich getäuscht hatten.
»Ich wünschte, ich hätte eine Kamera«, sagte Shane und starrte zu ihr hinauf. »Ist das irgend so ein Collegeding, so wie Pfahlsitzen oder so?«
»Halt die Klappe«, sagte Claire und sprang herunter.
Er fing sie auf.
Der Kuss, der folgte, war den Sprung wert.
***
Zwei Tage vergingen wie im Flug. Claire verbrachte sie überwiegend schlafend; noch nie war sie so erschöpft gewesen - und einfach froh, noch am Leben zu sein.
Als sie am dritten Tag zum Abendessen herunterkam, saßen die anderen drei mit finsteren Gesichtern um eine Platte Chilidogs herum. Shane stand auf, als er sie sah, und zog ihr den Stuhl vor, was ihr Herz dazu veranlasste, Purzelbäume zu schlagen. Eve und Michael wechselten einen amüsierten Blick.
»So süß«, sagte Eve. Als Shane sie anblitzte, lächelte sie. »Nein, wirklich. Ihr seid süß. Mann, mach dich mal locker.«
Es hatte etwas Gezwungenes an sich und Claire wusste nicht, warum; sie
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