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Schwur fuer die Ewigkeit

Schwur fuer die Ewigkeit

Titel: Schwur fuer die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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konnte sich nichts anderes vorstellen, als dass Sam genau so in Erinnerung hätte bleiben wollen. Sie hörte kaum, was Pater Joe sonst noch alles über Sam sagte - sie ertappte sich dabei, wie sie Amelie beobachtete, oder zumindest Amelies vollkommen unbeweglichen Hinterkopf. Jedes einzelne Haar war an seinem Platz und sie konnte nicht den Hauch einer Bewegung ausmachen.
    So still.
    Und dann stand Amelie plötzlich auf und ging in völliger Stille die Stufen hinauf. Sie blieb nicht am Podium stehen, sondern am Sarg. Sie hob den Deckel, der an einer Seite mit Angeln verankert war. Er rastete ein und Amelie stand einen Augenblick lang da und schaute auf Sams Gesicht hinunter.
    Dann wandte sie sich den Hunderten Leuten zu, die sich in der Kirche versammelt hatten.
    »Ich habe Sam Glass hier in dieser Kirche kennengelernt«, sagte Amelie. Sie sprach leise, aber ihre Stimme war eindringlich. Keiner rührte sich. Niemand hustete. Soweit Claire feststellen konnte, hatten alle den Atem angehalten. »Er kam hierher, um zu fordern - zu fordern -, dass ich ein Unrecht, das ich seiner Meinung nach begangen hatte, wiedergutmache. Er war wie ein Engel mit einem flammenden Schwert, voller Zorn, voller Gerechtigkeit, und er hatte absolut keine Angst vor den Konsequenzen. Und keine Angst vor mir.« Sie lächelte, aber sie sah dabei gebrochen aus. »Ich glaube, ich habe mich in dem Augenblick in ihn verliebt, als er so böse auf mich war. Zuerst habe ich mich in seine Furchtlosigkeit verliebt, und dann wurde mir klar, dass es mehr war als nur Mut. Es war seine Überzeugung, dass es im Leben gerecht zugehen muss. Dass wir besser sein müssen. Und eine Zeit lang... eine Zeit lang ist uns das meiner Ansicht nach auch gelungen.«
    Sie hielt inne und schaute wieder auf Sams bleiches, stilles Gesicht hinunter.
    »Aber ich war schwach«, sagte sie. »Schwach und furchtsam. Und ich ließ zu, dass er mir entglitt, weil ich nicht seinen Mut oder seine Überzeugung hatte. Dieses Moment, dieser Verlust, ist meine Schuld. Sam hat sich selbst hingegeben - wieder einmal -, um Leben zu retten. Um mich zu retten. Und ich habe das überhaupt nicht verdient.«
    Tränen liefen ihr jetzt über die Wangen und ihre Stimme zitterte. Claire konnte kaum atmen, weil das Gewicht all ihrer Gefühle auf ihrer Brust lastete.
    »Jemand anderes hat neulich ebenfalls von mir verlangt, dass ich die Gesetze von Morganville ändere«, fuhr Amelie fort. »Genau wie Sam es vor fünfzig Jahren und seitdem bei jeder sich bietenden Gelegenheit verlangt hatte.«
    Claire wurde mit einem Schock klar, dass Amelie von ihr sprach. Als wäre das, was sie gesagt hatte, etwas Tapferes gewesen.
    Amelie hob die Hand und zog Haarnadeln aus ihrem Haar, eine nach der anderen. Ihre eisige Krone aus hellen Haaren löste sich allmählich auf und das Haar fiel ihr locker auf die Schultern.
    »Ich habe beschlossen«, sagte sie, »dass es zu Veränderungen kommen muss. Dass sich etwas ändern wird. Es ist Sams Verdienst, dass die Menschen in dieser Stadt die gleichen Rechte bekommen, und so wird es geschehen. Es wird schmerzhaft sein, es wird für uns alle gefährlich werden, aber es wird geschehen. Zum Gedenken an Sam werde ich es so einrichten.«
    Sie beugte sich vor und küsste Sam zärtlich auf die Lippen, dann schloss sie den Sarg. Niemand sagte etwas, als sie die Treppe hinunter und zur Seitentür hinausging. Oliver und ein paar andere Vampire wechselten schweigend Blicke, dann folgten sie ihr.
    Pater Joe sagte über das aufkommende Gemurmel hinweg: »Lasst uns beten.«
    Claire faltete die Hände und senkte den Blick. Neben ihr tat Shane das Gleiche, aber er flüsterte: »Bin ich verrückt oder haben wir soeben gewonnen?«
    »Nein«, flüsterte Claire zurück. »Aber ich glaube, wir haben jetzt eine Chance zu gewinnen.«
    Vier Wochen später.
    »Chaos, Unordnung, Durcheinander«, sagte Shane. »Alles normal in Morganville.« Er nahm einen Schluck von seinem Kaffee und schob die andere Tasse Claire zu.
    Das Common Grounds feierte seine Neueröffnung mit Kaffee zum halben Preis, deshalb war der Laden überfüllt. Angebote mochte jeder. Es war für beide nicht gerade normal, auf Olivers Territorium herumzusitzen; Claire hätte nie gedacht, dass sich Shane freiwillig darauf einlassen würde, aber die Aussicht auf billiges Koffein hatte sich als verlockend erwiesen.
    Außerdem überraschte er sie damit, dass er einigermaßen zivilisiert einige Worte mit Oliver wechselte, als er den Kaffee

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