Schwur fuer die Ewigkeit
extraklugen Gehirn, abe r als sie in den Flur hinaustraten, kam es ihr vor, als hätte sie eine Zeitreise unternommen. Nur ein gutes Jahr, wodurch es besonders seltsam wirkte.
Zerkratzte, gewienerte Linoleumböden. Unpersönliche grüne Wände. Ramponierte Spinde, die sich in langen Reihen über die ganze Länge des Flurs zogen. Die meisten von ihnen waren mit Kombinationsschlössern gesichert. Poster aus billigem Papier und Transparente, auf denen für das neue Stück Annie Get Your Gun von der Theater-AG oder für den Kuchenverkauf der Schulband geworben wurde. Es roch nach chemischen Reinigungsmitteln, Schweiß und Stress.
Claire blieb stehen, um auf ein übergroßes Maskottchen zu starren, das auf einen Betonblock am Ende des Ganges gemalt war.
»Was?«, fragte Myrnin ungeduldig.
»Im Ernst. Noch offensichtlicher ging es wohl nicht, oder?« Es war dasselbe Motiv, das der Junge in Richard Morrells Büro auf seinem T-Shirt hatte: eine bedrohliche Giftschlange, die im Losstürzen begriffen war und ihre Giftzähne zeigte. Goldig.
»Ich habe keine Ahnung, was du meinst. Los komm. Wir haben sehr wenig Zeit, gleich werden die Schüler herausgelassen...«
Ein lautes Läuten ertönte überall und es wurden Türen aufgerissen und eine Flut junger Menschen ergoss sich in den Flur, die in Claires Alter oder noch ein bisschen jünger waren. Myrnin packte Claire an der Hand und riss sie rasch vorwärts.
Schule. Es war surreal, wie normal alles schien - als könnte niemand mit der Wahrheit umgehen und würde deshalb mit all den oberflächlichen Lügen weitermachen; in dieser Hinsicht war die Highschool von Morganville genau wie der Rest der Stadt. All das Geplapper hatte eine falsche Fröhlichkeit an sich und die Jugendlichen bewegten sich in dichten Gruppen, wo sie Trost und Schutz suchten.
Alle mieden Myrnin und Claire, obwohl jeder sie anschaute. Sie hörte, wie die Leute redeten. Na großartig. Ich bin berühmt an der Highschool. Endlich.
Sie bogen scharf links ab durch eine Doppeltür und ließen die Geräusche von Füßen, Gesprächen und zuschlagenden Spindtüren hinter sich, bis samtene Stille sie umfing. Myrnin stieß sie vorwärts. Noch mehr Klassenzimmer, doch diese waren dunkel und leer.
»Dieser Teil des Gebäudes wird wohl nicht genutzt?«, fragte Claire.
»Er wird nicht gebraucht«, sagte Myrnin. »Er wurde gebaut, weil es hieß, die menschliche Bevölkerung Morganvilles würde wachsen. Das passierte aber nicht.«
»Kann mir gar nicht vorstellen, warum«, murmelte Claire. »So ein großartiger Ort zum Leben und alles. Man sollte annehmen, die Menschen würden sterben, um hierher kommen zu dürfen. Mit Betonung auf sterben.«
Er machte sich nicht die Mühe, etwas darauf zu antworten. Am Ende des Ganges war eine weitere Tür und diese war mit einem silbrig schimmernden Bolzenschloss verrammelt.
Myrnin klopfte.
Nach einem langen Moment der Stille wurde das Bolzen- schloss mit einem metallischen Klonk zurückgeschoben und die Tür ging auf.
»Dr. Mills?« Claire war überrascht. Sie hatte seit Wochen nichts mehr von Dr. Mills gehört; er war Notfallarzt und assistierte ihnen manchmal im Labor. Er war verschwunden mitsamt seiner Familie. Sie hatte versucht herauszufinden, was mit ihm geschehen war, aber sie hatte befürchtet, schlechte Nachrichten zu erhalten. Manchmal war es einfach besser, nicht alles zu wissen.
»Claire«, sagte er und trat zurück, um sie und Myrnin eintreten zu lassen. Er machte die Tür zu und schloss sie ab, bevor er müde in ihre Richtung lächelte. »Wie geht es dir, Kind?«
»Ähm, gut, glaube ich. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht...«
»Ich weiß.« Dr. Mills war mittleren Alters und in jeder Hinsicht eher durchschnittlich, abgesehen von seinem Verstand, der - selbst für Claires Verhältnisse - messerscharf war. »Mr Bishop wurde zugetragen, dass ich Forschungen an Vampirblut durchführe, Er wollte, dass das aufhört - es ist im Moment nicht in seinem Interesse, dass es allen besser geht, wenn du verstehst, was ich meine. Wir mussten rasch umziehen. Myrnin hat uns verlegt.« Er nickte Myrnin vorsichtig zu, der eine höfliche Geste der Bestätigung machte.
»Ihre Familie auch?«
»Meine Frau und meine Kinder sind im Zimmer nebenan ォ , sagte er. »Man kann nicht sagen, dass es komfortabel ist aber es ist sicher. Nachts können wir die Duschen in der Turnhalle benutzen. In der Cafeteria gibt es Essen, in der Bibliothek Bücher. Einen besseren Rückzugsort kann man gar
Weitere Kostenlose Bücher